Avalons Geisterschiff

Titel: Avalons Geisterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark

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hatte.
    Vielleicht eine Mutation. Ein Wesen, das sich in einen Menschen verwandeln konnte.
    Die Fragen häuften sich. Leider blieben die Antworten aus. Um sie zu erhalten, musste er so nahe wie möglich an diesen unheimlichen Besucher heran.
    Das Schiff hatte ihn zwar überfahren, aber es hatte ihn nicht auf eine Art und Weise gerammt, wie es eigentlich hätte sein müssen. Es war nicht stofflich gewesen.
    Und dieser Kerl hier?
    Earl Cameron überwand sich und ging auf ihn zu. Er ließ ihn nicht aus den Augen, denn er wollte nicht, dass ihm eine Reaktion des anderen entging.
    Noch gab es keine. Cameron sah den Ankömmling jetzt besser. Er trug zerlumpte Kleidung. Die Hosenbeine endeten in Höhe der Knie und sahen an den Rändern aus wie eingeschnitten. Das alte Hemd hatte nur einen linken Ärmel. Der rechte war bis zur Schulter hoch zerfetzt. Aus ihm ragte ein Arm hervor, dessen Haut eine gewisse Knochenbleiche zeigte. Eine schmutzige Hand mit langen Fingernägeln bewegte sich zuckend.
    Cameron konzentrierte sich auf das Gesicht. Es kam ihm vor wie ein Holzschnitt. Es hatte die gleiche blasse Haut wie der Arm. Der Mund stand offen, und erst jetzt stellte Cameron fest, dass sein unheimlicher Besucher nicht atmete.
    Und doch lebte er.
    Was war das für ein Leben? Konnte man das überhaupt als ein solches bezeichnen?
    Earl suchte nach Erklärungen. Er zermarterte sich das Gehirn, aber da kam nichts. Jemand, der nicht atmete, der musste einfach tot sein. Aber dieser hier war es nicht.
    Natürlich gab es Geschichten von lebenden Toten, doch an die hatte er nie geglaubt. Das waren Horrorstorys für irgendwelche Filme oder Romane, aber nichts, was in die Wirklichkeit gepasst hätte.
    »Wer bist du?«, flüsterte Earl.
    Er war nicht enttäuscht, dass er keine Antwort erhielt.
    »Kannst du nicht sprechen? Willst du es nicht?« Trotz der geflüsterten Worte kam Earl die eigene Stimme laut vor.
    Der Besucher rührte sich nicht. Earl wusste auch nicht, ob ihn die toten Augen anstarrten oder zur Seite gedreht waren.
    Dann schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, es auf die harte Art zu versuchen. Er musste sich nur noch klar machen, dass er es hier nur äußerlich mit einem Menschen zu tun hatte. Tatsächlich aber war die Gestalt nur ein Zerrbild dessen.
    Er hob sein Gewehr so weit an, dass er auf die Brust der Gestalt zielte. Ein wenig mulmig war ihm schon, aber das musste er jetzt einfach durchziehen.
    »Wenn du jetzt nicht redest, jage ich dir eine Kugel durch die Brust! Verstanden?«
    Die Gestalt sagte noch immer nichts. Sie stand da, starrte und glotzte ins Leere.
    Earl Cameron schluckte. Zwar hatte er die Drohung ausgesprochen, aber er war noch immer unschlüssig, ob er die Drohung in die Tat umsetzen sollte. In seinem Kopf pochte es. Er spürte auch den Schweiß auf seiner Stirn, der allmählich kalt wurde.
    »Sprich, verdammt!«
    Nichts tat die Gestalt. Cameron hielt den Finger am Abzug. Er musste ihn nur um eine Idee nach hinten bewegen, um zu feuern. Aber er brauchte einen Anstoß, und genau den bekam er, denn die Gestalt setzte sich nach einem kurzen Ruck in Bewegung.
    Ihr Ziel war der Wohnwagen!
    Cameron war zunächst so konsterniert, dass er nicht reagierte. Sein Mund öffnete sich, und er schüttelte den Kopf wie jemand, der etwas Bestimmtes nicht fassen kann.
    »Scheiße! Keinen Schritt weiter!«
    Der andere hörte nicht.
    Earl Cameron schoss. Er dachte nicht mehr weiter nach. Sein Gefühl hatte er schlichtweg ausgeschaltet, es ging ihm nur noch darum, das Monstrum aufzuhalten.
    Überlaut dröhnte der Schuss in seinen Ohren. Er sah den Einschlag der Kugel in den Körper. Oder war sie hindurchgeflogen? Er wusste es nicht. Er war zu konsterniert, denn die Gestalt fiel nicht um. Sie hatte die Kugel überhaupt nicht zur Kenntnis genommen. Aber es geschah etwas anderes. Die Gestalt drehte ab und ging den Weg zurück, den sie wahrscheinlich gekommen war.
    Der See war das Ziel!
    Dort wartete das seltsame Schiff. Ob es auf dem Wasser lag oder darüber schwebte, das war für Cameron nicht feststellbar. Das Segel war leicht gebläht, aber nichts trieb das Schiff voran, weil es keinen Wind gab. Es bewegte sich nicht. Es dümpelte nicht. Es war zu einem starren Klotz geworden, als wäre es im Boden des Sees verankert.
    Earl Cameron dachte darüber nach, noch einmal zu schießen und der Gestalt die Kugel in den Rücken zu jagen. Das ließ er nach einem kurzen Nachdenken bleiben. Es brachte nichts. Auch die zweite Kugel würde das