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Avalons Geisterschiff

Avalons Geisterschiff

Titel: Avalons Geisterschiff
Autoren: Jason Dark
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mühsam gewann er die Fassung zurück. Er überwand seine Erstarrung und war jetzt in der Lage, sich umzudrehen. Er wollte sehen, wohin der alte Segler getrieben worden war.
    Das Schiff war noch vorhanden, aber nicht mehr so deutlich zu sehen. Es schien sich allmählich aufzulösen. Es konnte aber auch an den Uferschatten liegen, die sich über den Segler gelegt hatten.
    Cameron hockte in seinem Boot und schüttelte den Kopf. Er war unversehrt geblieben, ein Ding der Unmöglichkeit, und darüber kam er nicht hinweg. Das schlug dem berühmten Fass den Boden aus. Wenn er jemandem etwas über seine Erlebnisse erzählte, würde man ihm einen Nessie-Koller andichten und ihn für verrückt erklären.
    Darüber war er sich im Klaren. Er kannte keine Personen, mit denen er darüber reden konnte, ohne Gefahr zu laufen, ausgelacht zu werden. Die Bewohner in den Dörfern würden ihn nur aus großen Augen anschauen und ihn dabei für einen Spinner halten.
    Das musste er schon mit sich selbst ausmachen.
    Er dachte nicht daran, eine Verfolgung aufzunehmen. An Land zu gehen und sich wieder in den Wohnwagen zurückzuziehen war zwar auch nicht sein Ding, aber ihm blieb in diesem Fall nichts anderes übrig, und so wollte er wieder in seine zweite Heimat zurück.
    Diesmal ließ er sich nicht treiben, er ruderte auch nicht. Schon bald zerstörte das Geräusch des Außenborders die Stille über dem Wasser. Es war Cameron egal, ob er jemanden aufschreckte. Er musste jetzt das tun, was nötig war.
    Einen Scheinwerfer benötigte er nicht, um die Stelle zu finden, wo er an Land gehen wollte. Als er das Schlauchboot verließ, zitterten ihm die Knie. Über ein derartiges Erlebnis kam kein Mensch so schnell hinweg.
    Er ließ das Boot an der üblichen Stelle liegen und ging hastig hinauf zu seinem Wohnwagen.
    Er schloss ihn nie ab, wenn er ihn verließ. Hier stahl niemand etwas. In dieser Nacht allerdings überkam ihn schon ein bedrückendes Gefühl, und so schaute er sich erst mal um, bevor er die Tür öffnete und den Wagen betrat.
    Er fand ihn vor wie immer. Ein leichter Bratengeruch hing noch in der Luft, und er freute sich darüber, weil ihm alles so wunderbar vertraut war.
    Einen kleinen Arbeitsplatz hatte er sich ebenfalls eingerichtet. Dort ließ er sich nieder. Sein Blick glitt zum Bett hinüber, doch es lockte ihn heute nicht. Er war viel zu aufgeregt, um sich hinzulegen und einschlafen zu können.
    So blieb er zunächst auf seinem Platz sitzen und starrte einfach nur ins Leere...
    Gut eine Stunde später.
    Earl Cameron saß noch immer an seinem Platz. Nur hatte sich seine Umgebung etwas verändert. Den Schock hatte er einigermaßen verdaut. Er spürte stattdessen etwas anderes in seinem Innern. Hunger, auch Durst.
    Also hatte er einige Scheiben des kalten Bratens aus dem Kühlschrank geholt, sie noch mal nachgesalzen und dann gegessen. Um den Schock richtig zu verdauen, brauchte er einen kräftigen Schluck Bier, und dazu trank er einen Whisky.
    Bei einem blieb es nicht. Zwei Doppelstöckige verschwanden in seiner Kehle. Erst dann ging es ihm besser. Nun war er wieder in der Lage, nachzudenken und sich mit dem Geschehen auf dem See zu beschäftigen.
    Es gab das Schiff. Davon war er überzeugt. Es war lautlos über den See gesegelt, ohne dass sich das große Tuch am Mast gebläht hätte. Es war alles so perfekt abgelaufen, als hätte ein Unsichtbarer im Hintergrund Regie geführt.
    Über sein Gesicht huschte ein Lächeln. Die Spannung ließ allmählich nach. Die große Furcht war vorbei, und so konnte er sich jetzt mit anderen Dingen beschäftigen.
    Nessie, sein großes Hobby, war plötzlich in Vergessenheit geraten. Nicht, dass er den Glauben an das Ungeheuer verloren hätte, nein, das war es nicht. Trotz seiner intensiven Forschungen und Erkundigungen hatte er es nur nie zu Gesicht bekommen. Bei diesem Schiff war das anders. Das hatte er gesehen. Es war auf ihn zugefahren und hatte ihn sogar gerammt.
    Aber ihm war nichts passiert!
    Noch im Nachhinein schüttelte er den Kopf und lachte in sich hinein. Es war eigentlich verrückt. Es war noch unwahrscheinlicher, als wäre das Ungeheuer Nessie aufgetaucht, aber dass dieses Unwahrscheinliche möglich war, hatte er mit eigenen Augen gesehen.
    Und es musste weitergehen. Er würde am Ball bleiben.
    Nachdem ihm dieser Gedanke gekommen war, schenkte er sich einen weiteren Schluck Scotch ein. Das Getränk war so herrlich weich. Er kaufte den Whisky bei einem privaten Brenner, der in der Nähe
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