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Avalons Geisterschiff

Avalons Geisterschiff

Titel: Avalons Geisterschiff
Autoren: Jason Dark
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jemand den Beweis erbracht hatte, dass es das Ungeheuer nicht gab, konnte man nicht behaupten, dass es nicht existierte. Das Rätsel blieb also offen, aber Cameron war davon überzeugt, dass er es lösen konnte. Egal, wie die Lösung aussah.
    Natürlich hatte er es auch gesehen. Etwas, das an Nessie erinnerte. Einen gewaltigen Schatten unter der Oberfläche, der einmal kurz aufgetaucht war. Er hatte einen breiten Kopf gesehen, einen Hals, und dann war das Ungeheuer wieder verschwunden in den unheimlichen Tiefen dieses eiszeitlichen Gewässers.
    Mit einem Bekannten war Cameron mal in das Wasser hinabgetaucht. Es hatte beiden nichts gebracht. Das Wasser war einfach zu dunkel gewesen. Er war sich vorgekommen wie in einer Höhle, deren Ausmaße man mit dem Begriff unendlich beschreiben konnte.
    Cameron gab trotzdem nicht auf. Manchmal schlief er am Tag und war in der Nacht unterwegs. In diesem Fall wollte er die ersten Stunden der Dunkelheit ausnutzen. Wie immer trug er eine Videokamera bei sich. Sie war mit einem Restlichtverstärker ausgerüstet, um auch in der Dunkelheit Fotos schießen zu können.
    Hin und wieder gab Cameron seine Statements ab und ließ sich interviewen. Dann wurde er von den Reportern der verschiedenen Medien besucht. Seine Stimme war schon im Radio zu hören gewesen, er hatte sich zahlreichen Kamerateams aus verschiedenen Ländern stellen müssen und dabei immer pro Nessie gesprochen.
    Er wusste auch, dass seine Aussagen Touristen an lockten, und dagegen hatte er nichts. Die wenigen Menschen, die in der Nähe des Lochs lebten, existierten vom Tourismus, denn die fremden Besucher sorgten für ein bescheidenes Einkommen.
    Das Innere seines Wohnwagens hatte bereits Kameras aus aller Herren Länder gesehen. All die Souvenirs, die Zeitungsausschnitte, die an den Wänden hingen und die Tapeten ersetzten. Die Fotos, auf denen das Ungeheuer angeblich zu sehen war, das alles war um die Welt gegangen, und so konnte Earl Cameron seinen Lebensunterhalt auf diese Art und Weise finanzieren. Zudem brauchte er nicht viel. Er gehörte zu den bescheidenen Menschen. Wichtig war allein seine Aufgabe.
    Die Menschen in den Dörfern hatten ihn längst akzeptiert und behandelten ihn als Einheimischen. Zudem versorgte er sie mit seinen Informationen, die sie dann weitergeben konnten. In den Pubs ging es dann hoch her, und Cameron konnte sich an Nächte erinnern, die er schlafend auf einem Kneipentisch verbracht hatte.
    Unter seinen dicken und griffigen Specksohlen knirschten die Steine. Das Rauschen des Wassers klang ihm entgegen. Der Schlag der Wellen war für ihn eine wunderbare Musik.
    Sein Schlauchboot mit dem Außenborder lag dicht am Wasser. Etwa zwei Meter vor dem wulstigen Rumpf hörte das Lecken der Wellen auf. An den Innenseiten waren zwei Ruder durch Bänder gesichert, eine Rettungsweste und ein Rettungsring lagen ebenfalls bereit, und in einem Rucksack hatte er sein Notpaket versteckt.
    Cameron ging sehr gründlich vor. Er schloss jeden Zufall aus. Alles, was er unternahm, musste gründlich durchdacht sein. Das hatte ihn die Erfahrung gelehrt. Auf keinen Fall durfte Loch Ness unterschätzt werden, auch wenn es dem Betrachter stets so ruhig und bleiern daliegend vorkam. Das war eine Täuschung. Der See selbst konnte sich leicht in ein regelrechtes Monstrum verwandeln und alles in seine Tiefe reißen, was ihm nicht passte.
    Trotz seiner Größe war das Schlauchboot leicht anzuschieben. Bis zu vier Personen hatte er schon mit auf den See genommen. Meist wurden diese Touren besonders gut bezahlt, und die Leute bekamen regelmäßig einen Schauer, wenn sie über das Gewässer fuhren.
    Cameron stieg ein, nachdem sein Boot auf dem Wasser schwamm. Für den Mann war es Routine. Er hätte jetzt den Außenborder anstellen können, doch darauf verzichtete er. Es gefiel ihm nicht, wenn das Geräusch die Nachtruhe störte, die über dem Gewässer lag. So griff er selbst zu den Ruderstangen und bewegte sich mit Körperkraft weiter.
    Es gab für ihn keinen besonderen Grund, auf den See zu fahren. Er tat es immer, wenn ihm danach war, und wenn das Wetter mitspielte so wie heute, umso besser.
    Hin und wieder wurde er aus seiner Einsamkeit erlöst. Dann besuchte ihn seine Freundin, die in Glasgow wohnte und dort in der Tourismusbranche tätig war. Sie zeigte Verständnis für sein Hobby, aber folgen wollte sie dem beruflichen Aussteiger nicht. Sie blieb lieber in der Stadt. Wenn sie Lust auf einen Trip hatte, tauchte sie bei
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