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Avalons Geisterschiff

Avalons Geisterschiff

Titel: Avalons Geisterschiff
Autoren: Jason Dark
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nichts.
    Er schaute sie an und sie ihn.
    Beide schienen das gleiche Gefühl der Überraschung zu erleben, und so belauerten sie sich gegenseitig. Sie sprachen nicht. Wobei Carlotta nicht reden wollte oder konnte, denn sie war noch immer in ihr eigenes Staunen vertieft. Eine solche Gestalt wie diese hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen.
    War sie ein Geist oder nicht?
    Das zu beantworten fiel ihr nicht leicht, und sie traute sich auch nicht, den Arm auszustrecken, um die Gestalt zu berühren. Auf keinen Fall wollte sie ein Risiko eingehen.
    Der andere Typ verhielt sich nicht so. Er handelte, und er dachte nur an seine Waffe.
    Carlotta schaute zu, wie er den rechten Arm bewegte. In der Hand hielt er den Säbel und ließ ihn einmal über seinem Kopf kreisen. Wie jemand, der Anlauf nimmt.
    Dann schlug er zu!
    Damit hatte Carlotta gerechnet. Sie war plötzlich eiskalt geworden. In diesem alles entscheidenden Augenblick tat sie genau das Richtige. Hinter ihrem Rücken bewegte sie einmal schwungvoll die Flügel, und genau in dem Augenblick, als der Matrose zuschlug, jagte sie aus dem Stand in die Höhe. Es ging blitzschnell. Sie katapultierte sich förmlich in den dunklen Himmel, und der waagerecht ausgeführte Schlag mit dem Säbel ging ins Leere.
    Ob die Geistergestalt einen erschreckten Laut aus stieß oder anderweitig überrascht war, das hörte und sah sie nicht. Sie jedenfalls hatte sich in Sicherheit gebracht, sodass sie keine weiteren Angriffe zu fürchten hatte. Nach dem dritten Flügelschlag lag das Schiff schon recht tief unter ihr.
    Aus der sicheren Höhe beobachtete sie, was sich unter ihr tat. Auf dem Schiff hatte sie die geisterhaften Gestalten recht gut sehen können. Das traf jetzt nicht mehr zu. Zwar waren Bewegungen zu erkennen, aber sie huschten so schnell auf dem Deck hin und her, dass sie mit den Augen kaum zu verfolgen waren.
    Das Vogelmädchen konnte sich vorstellen, dass ihr Erscheinen für die hektische Betriebsamkeit gesorgt hatte. Die geisterhafte Besatzung war durcheinander. Sie musste sich erst wieder zusammenfinden, um ihren Aufgaben nachzugehen.
    Aber welche waren das?
    Darauf konnte sich Carlotta keine Antwort geben. Sie wusste auch keinen Grund, warum das seltsame Schiff ausgerechnet an dieser Stelle des Sees erschienen war. Sie war das Ziel gewesen, aber wo hatte es sich zuvor befunden?
    Bestimmt nicht in den Wolken. Andererseits war Loch Ness groß genug, um bestimmte Verstecke zu bieten, und da konnte es schon sein, dass es trotz seiner Größe nicht gesehen wurde, wenn es in der Dunkelheit auf dem See fuhr.
    Carlotta hätte das geheimnisvolle Schiff gern länger beobachtet. Sie tat es nicht, denn sie dachte an Maxine Wells. Sie hatte ihr versprochen, so schnell wie möglich wieder zurück zu sein. Sie wollte nicht, dass sich die Tierärztin ihretwegen Sorgen machte.
    Außerdem musste sie etwas loswerden, und sie war gespannt, wie Maxine reagieren würde.
    Deshalb flog sie so schnell wie möglich zurück zu ihrem Stützpunkt...
    ***
    Als die Dunkelheit hereingebrochen war, öffnete Earl Cameron die Tür seines Wohnwagens und trat hinaus ins Freie. Vor dem Gefährt blieb er stehen und schaute zum See hinunter.
    Wobei der Begriff »hinunter« ein wenig übertrieben war. Es war mehr ein flacher, mit kleinen Steinen bedeckter Hang, der am Ufer endete. Man konnte ihn auch als natürlichen Badestrand ansehen. Wer Lust darauf hatte, breitete ein Handtuch aus und ließ sich dort nieder, aber das taten die wenigsten, und es geschah außerdem nur in der Hochsaison, denn jetzt war es von der Außentemperatur her zu kalt.
    Der Mann mit dem grauen Bart und den sicheren Bewegungen eines in sich selbst ruhenden Menschen ging einige Schritte vor und passierte ein paar Wacholdersträucher, die bisher seine Sicht beeinträchtigt hatten.
    Er wollte den vollen Blick auf den See haben.
    Er war ein Mensch, der Loch Ness kannte, der über Jahre hinweg an seinem Ufer wohnte. Im Sommer ebenso wie in den kalten Wintern. Er war auf den See hinausgefahren. Am Tag, in der Nacht. Er hatte Loch Ness ruhig und still erlebt, aber auch wild, wenn das Wasser durch die Stürme aufgepeitscht worden war.
    Er kannte alles. Man machte ihm nichts vor, was diese Gegend anging. Er hatte über Nessie geforscht und war so zu einem Experten geworden. Als Wissenschaftler wollte er sich nicht bezeichnen, aber er wusste genug über Loch Ness, um mit den Experten konkurrieren zu können.
    Es ging noch immer um Nessie!
    Solange nicht
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