Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating

AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating

Titel: AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating
Autoren: Gill Gartenstadt
Vom Netzwerk:
suchtkranken Müttern.«
    Gut. Diese Antwort kam direkt, die nehme ich ihm ab.
     
    Außer uns sind im Ausstellungsraum die ganze Zeit über nur zwei Leute. Einer vom Museum und ein älterer Herr mit Hut, dessen Handy gerade laut klingelt. Wie nervig. Marc schaut mich an, ich gucke freundlich und tue so, als störe mich das Klingeln nicht.
    Wir konzentrieren uns auf die Ausstellung. Ich laufe durch den Raum und dann auf ihn zu. Er schaut mich wieder so eindringlich an, sein Blick wandert herab, herauf, und er kann sich nicht beherrschen, schüttelt einmal kurz den Kopf, als wolle er einen Gedanken vertreiben und schaut mir lange auf den Busen. Meine Nippel ziehen sich zusammen, und ich sehe ihn dabei an. Wie ich seinen Blick, diesen Augenblick genieße!
    Jetzt stehen wir immer noch vor den afrikanischen Masken.
    »Ich hatte mal eine Freundin in New York, die wohnte in Manhattan mit Blick über die ganze Stadt. Ihre Wohnung war vollgestellt mit diesen riesigen afrikanischen Masken. Und eines Abends saßen wir da mit einem Rotwein, und plötzlich bewegte sich eine der Masken, und zwei Augen leuchteten aus ihr hervor.«
    »ACH, hör doch auf. Da habt ihr bestimmt noch andere Substanzen zu euch genommen, als bloß Rotwein.«
    »Nein, nein, das kann doch jetzt nicht sein, dass ich ausgerechnet mit dieser Geschichte hier meine Glaubwürdigkeit verliere!« Seine Glaubwürdigkeit? Sie scheint auch für ihn hier ein Thema zu sein, so wie ich ihn in die Mangel nehme.
    »Oder waren es die Schwingungen vom Gebäude, die die Maske bewegt haben?« Ich versuche das Phänomen zu erklären. Für wie blöd hält er mich eigentlich, dass ich ihm diesen Mist glaube?
    »Nein. Die Maske lag die ganze Zeit neben uns. Aber was wir nicht wussten: die Katze hatte darin geschlafen. Als sie wach wurde, hat sich die Maske bewegt, und die grünen Augen leuchteten daraus hervor.« Wir lachen. Doch kein Spinner. Jetzt habe ich ihm mit meinem Misstrauen und meiner Besserwisserei, meinem ständigen ins Wort fallen, das ich leider immer tue, wenn ich nervös bin, doch tatsächlich die Pointe verpatzt. Vielleicht hat er sich diese Geschichte als lustige Anekdote aus seinem Leben ja sogar vorher schon zurechtgelegt?
    »Sag mal, wieso wirst du eigentlich immer leiser und weichst mir die ganze Zeit aus?«, will er wissen.
    Was? Wieso das denn? Das ist mir gar nicht aufgefallen! Ich dachte, das Eis sei längst gebrochen, und ich wirke ganz unbefangen und hätte jede Scheu vor ihm verloren.
    »Weiß nicht. OH, sieh’ mal da, ein Schrumpfkopf. COOL. PUH, so viele Eindrücke. Ich kann mich jetzt gar nicht mehr konzentrieren. Wir sind erst 45 Minuten hier drin und haben so viele Gemeinsamkeiten entdeckt. Wir werden uns bestimmt viel zu erzählen haben.« Seltsamer Weise bin ich mir so sicher, dass wir zusammen gehören. Das sagt mir mein Gefühl, vom Kopf her bin ich eher misstrauisch.
    »Das Wetter ist auch so schön. Wollen wir nicht noch kurz an den Rhein und dann einen Kaffee trinken? Ich muss leider um 17 Uhr zurück zur Bahn, weil ich um 18 Uhr die Kinder wieder entgegen nehme.«
    Ich habe es ganz vergessen, ihm zu sagen. Ich wollte es nicht am Anfang tun, um die Stimmung nicht zu verderben.
    »Ja, du wirkst auch so angespannt und in Eile. Schaust ständig auf die Uhr. Willst du mich denn schon loswerden?«
    »Nein. Nein!«
    Wieso denkt er das? Warum ist er unsicher? Er muss doch merken, wie sehr ich ihn will.
    »OK, dann holen wir mal die Mäntel«, sage ich.
     
    Wir stehen an der Garderobe und warten auf unsere Sachen.
    »Griechenland mag ich übrigens auch sehr, besonders Athen, aber da kann man ja wegen der politischen Situation gar nicht mehr hinfahren«, sagt er.
    AH, Griechisch. Ob mein Kosmopolit hier auch Griechisch kann? Soll ich ihn fragen und ein bisschen aus dem Konzept bringen? Aber ich nicke nur interessiert mit dem Kopf.
    Wir bekommen meinen dicken Daunenmantel, die Wollstrickjacke und seinen dünnen Wollmantel zurück. Ich lache über den Unterschied.
    »Dein Mantel ist so dünn, willst du meine Strickjacke anziehen?«
    »Nein, nein. Wenn ich mich bewege, fange ich gleich an zu bullern.« HA, lustiges Wort.
    »Meine Strickjacke trage ich glaube ich im Arm. Mir ist auch so warm«, sage ich.
    »Soll ich sie dir abnehmen?«
    »Nein. Nur wenn du sie anziehst.«
    Marc ist so schmächtig, ihm würde sie bestimmt gut passen. Außerdem ist er viel zu kalt angezogen. Hoffentlich nerve ich jetzt nicht mit meiner mütterlichen Art.
    »Ich kann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher