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Ausweichmanöver (German Edition)

Ausweichmanöver (German Edition)

Titel: Ausweichmanöver (German Edition)
Autoren: Sabine Hartmann
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will die Fotos, die Gini und Nora gemacht haben. Das ist alles.“
    „Falle.“
    „Was meinst du damit? Falle? Der soll bloß kommen. Ich nehme mein Messer mit. Dann kann er was erleben, wenn er nicht spurt.“
    Lars fühlte sich unbesiegbar. Er hatte die Chance, Gini zu retten, und die würde er nutzen. Um jeden Preis.
    Er rannte aus dem Zimmer, flitzte die Treppe hinunter. Der Fahrstuhl fuhr ihm viel zu langsam.

55
    Hatte ich tatsächlich geschlummert? Ich erinnerte mich noch, dass Kofi gesagt hatte, dass Heckmann außer Lebensgefahr war und die Kollegen gerade überprüften, ob er irgendwo einen Zweitwohnsitz, eine Ferienwohnung oder einen Garten besaß. Im nächsten Augenblick fuhren wir schon am Fagus-Werk, bei Künkel & Wagner und am Bahnhof vorbei.
    „Was ist das da?“, fragte ich, als wir um einen Kreisel herumkurvten. In der Mitte stand ein seltsames Steinteil.
    „Weiß ich nicht, hat irgendetwas mit der Papierfabrik zu tun. Soll ich anhalten, willst du’s nachlesen?“
    „Lass mal, ist nicht so wichtig. Ich dachte, du kennst dich aus.“
    „In Alfeld? Voll die Provinz.“
    ‚Okay‘, dachte ich. ‚Holzminden ist der Nabel der Welt, oder was? Zumindest für mich. Holzminden hatte alles, was mir in Hamburg gefehlt hatte oder hatte alles nicht, was mich in Hamburg gestört hatte.‘
    „Hm, die Adresse scheint in der Fußgängerzone zu liegen. Ich halte hier an und wir gucken mal.“
    Wir fanden das Haus auf Anhieb, Frau Posner, klein, drall, im geblümten Sommerkleid, ließ uns herein und bot uns Kuchen an.
    Auf dem Wohnzimmertisch standen drei benutzte Teller und Tassen. Sie holte zwei neue Gedecke und schob die anderen zur Seite.
    „Sie hatten Besuch?“
    „Meine Kinder.“
    „Sebastian und … ?“
    „Melli, Melanie, die wohnt noch bei mir. Sie ist in der Zehnten. Einen Ausbildungsvertrag hat sie auch schon unterschrieben. Sie wird Altenpflegerin. Schwere Arbeit, aber sicher.“ Sie lachte glucksend. „Alte gibt’s immer. Da kann sie sich auch selbstständig machen, später, wenn sie will.“
    „Ihr Sohn?“
    „Der Basti? Das ist ein ganz lieber. Jeden Samstag kommt er und bringt alles in Ordnung. Wissen Sie, ich darf nicht so schwer heben. Der Basti besorgt uns die Getränke und was wir an Dosen brauchen und so.“
    „War er heute hier?“
    „Sie haben ihn knapp verpasst. Er hat der Melli ihr Fahrrad repariert. Dann sind die beiden los. Wollten was unternehmen. Wenn Sie warten, kommen sie bestimmt bald zurück. Melli geht heute Abend mit ihrer Freundin ins Sound .“
    Die redete schneller als ich denken konnte. Ich versuchte, sie zu unterbrechen. „Wir müssten Ihren Sohn dringend sprechen. Haben Sie eine Ahnung, wo er hingefahren sein könnte?“
    „Vielleicht ins Sieben-Berge-Bad, ganz neu ist das.“ Sie gluckste wieder. „Wahrscheinlich nicht. Melli hat sich die Haare gemacht, neue Farbe und alles.“
    „Hat Ihr Sohn noch ein Zimmer bei Ihnen?“
    „Zimmer? Herrgott, was denken Sie? Wozu denn? Es wär eh leer. Basti hat immer alles zusammengehalten und versteckt, was ihm gehört.“
    „Versteckt?“
    „Früher in einer Schachtel unter dem Bett und dann in der Scheune.“
    „Welche Scheune?“
    „Er denkt immer noch, ich weiß es nicht.“ Sie beugte sich vertraulich vor, dachte ich jedenfalls. Stattdessen schaufelte sie ein Stückchen Kuchen in den Mund und trank einen großen Schluck Kaffee dazu. Bis sie geschluckt hatte, konnte sie nicht sprechen. Ausgerechnet.
    „Bei Eschershausen ist die. Frau Hellmich, der gehörte die damals, hat mich gleich angerufen, nachdem sie den Jungen das erste Mal zurück nach Hause gebracht hatte.“
    „War er ausgerissen?“
    „Das nicht gerade. Mein Mann, Gott hab ihn selig, war für Zucht und Ordnung. Lief nicht alles so, wie er es wollte, konnte er schon mal aufbrausen. Manchmal ist ihm die Hand ausgerutscht. Dann war es besser, der Basti kam ihm ein paar Tage nicht unter die Augen. Meistens konnte er zu einem Freund.“
    „Aber nicht jedes Mal?“
    „Wie er dahin gekommen ist, habe ich nicht verstanden. Jedenfalls hat er sich in dieser Scheune versteckt. Die Frau Hellmich hat ihn entdeckt und ausgefragt. Sie hat mich angerufen, und wir haben vereinbart, dass Basti noch bleiben kann.“
    „Warum hat sie das gemacht?“ Ich notierte mir den Namen. „Haben Sie die Telefonnummer noch?“
    „Frau Hellmich war bei der Fürsorge, früher. Die ist längst tot. Da ist keiner mehr auf dem Hof. Der Sohn ist in Kapstadt oder so. Basti
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