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Ausweichmanöver (German Edition)

Ausweichmanöver (German Edition)

Titel: Ausweichmanöver (German Edition)
Autoren: Sabine Hartmann
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gar nicht, wie die das aushielten.
    Melanie öffnete ihm die Tür und fiel ihm um den Hals. „Reparierst du mein Fahrrad? Bitte!“
    „Lass den Jungen erst mal rein. Ich habe Kuchen gebacken, extra für dich. Außerdem habe ich Cappuccino besorgt. Der passt gut zum Kuchen.“
    „Mama, ich trinke keinen Kaffee.“
    „Junge, du kannst doch nicht immer das kalte Zeug trinken.“
    „Doch, Mama.“
    So ginge das den ganzen Nachmittag, wenn er sie ließe. Welch ein Glück, dass er Mellis Fahrrad reparieren sollte. Er wollte sowieso noch etwas mit ihr besprechen.
    „Was ist denn los mit deinem Rad?“
    „Es fährt nicht mehr.“
    „Zeig mal her. Da ist die Kette abgesprungen.“
    „Kannst du das reparieren?“
    „Klar, das kannst du auch selber.“
    „Nee, nee, guck mal, was du jetzt für schmutzige Pfoten hast.“
    „Sag mal, Melli, könntest du mir helfen?“
    „Nichts Schmutziges.“
    „Nö, ein bisschen Autofahren und ’nem Typen eins auswischen.“
    „Auswischen?“
    „Es gibt da einen, der geht mir furchtbar auf die Eier.“
    „In deiner Firma?“
    Sebastian überlegte kurz, was er ihr erzählen sollte. Firma klang nicht schlecht. Seine Schwester fand Autos voll fade. Sie würde garantiert nicht weiter fragen. „Ein Kollege, ja.“
    „Was soll ich denn machen?“
    „Nur im Auto sitzen und so aussehen wie seine Freundin, die sich heimlich mit mir trifft.“
    „Voll krass. Soll ich dich auch küssen?“ So etwas gefiel ihr, ein bisschen schauspielern, jemanden auf den Arm nehmen.
    „Eher nicht. Lieber so ’n bisschen ängstlich gucken.“
    „Warum denn ängstlich?“
    „Na, weil er uns erwischt hat. Sonst macht es doch keinen Sinn. Wenn er dich in meinem Auto sieht, tillt der.“
    „Soll ich aussteigen, wenn er das verlangt?“
    „Nein, ich rede mit ihm.“
    „Und wenn er dich angreift?“
    „Dann wird er mich kennenlernen. Kannste glauben.“
    Sebastian reparierte Mellis Fahrrad und verbrachte noch rund zwei Stunden damit, seiner Mutter zuzuhören. Sie erzählte vom Mehrgenerationentreff, wo sie sich mittwochs mit einer Freundin von früher zum Klönen traf. Ihr Hausarzt war in Rente gegangen. Bei Kaufland hatten sie eine Kassiererin entlassen, nicht weil sie Geld geklaut hat, ne, weil sie’s im Lager gemacht hat, mit einem Kollegen.
    Sebastian hatte an den richtigen Stellen, hoffte er jedenfalls, gegrunzt. Nebenbei rannte Bear Grylls durch den Dschungel und verspeiste Ameisen. So’n Scheiß. Er wollte lieber „Die Ludolfs“ sehen oder wie die so einen Monstertruck bauten. DMAX war der coolste Sender von allen.
    Egal, er musste los.
    Schnell noch telefonieren und dann Melli aus ihrem Zimmer holen. Hoffentlich war sie mit den Haaren fertig geworden.

53
    Frau Gambach stand im Ausstellungsraum, sie war ins Gespräch mit einem Pärchen vertieft. Heute in einem cremefarbenen Kostüm und einer Rüschenbluse. Sie zuckte zusammen, als sie mich auf sich zukommen sah, entschuldigte sich bei den Kunden und kam ihrerseits auf mich zu.
    „Herr Hauptkommissar, was kann ich für Sie tun? Herr Posner ist heute nicht im Haus.“
    „Das macht nichts. Ich wollte zu Ihnen.“
    „Einen Moment bitte.“
    Sie winkte einem Mitarbeiter, tuschelte mit ihm und wies mir dann den Weg ins Büro.
    Sie setzte sich hinter ihren Schreibtisch. „Was möchten Sie wissen?“
    „Wie sind Sie an die Rathausschlüssel gekommen?“
    Sie schluckte, ihr Mundwinkel zuckte.
    Das war alles.
    „Ich verstehe nicht.“
    „Die Firma Picker-Bau gehört Ihrem Sohn?“
    „Meinem Bruder, ich war nie verheiratet.“
    „Musste Ihr Bruder auch für die Informationen bezahlen oder haben Sie sich den Gewinn geteilt?“
    „Ich verstehe immer noch nicht – oder?“ Sie sah aus, als dächte sie angestrengt nach. Ihr Blick wurde starr, alle Muskeln im Gesicht spannten sich an. „Wollen Sie mir sagen, dass mein Bruder in Betrügereien verwickelt ist?“
    „Sie beide, denke ich. Sie besorgen die Schlüssel. Ihr Bruder verwertet die Informationen. Wer bricht in die Häuser ein? Sie höchstpersönlich?“
    Sie sprang auf. „Ich werde … das darf doch nicht wahr sein. Ich habe ihm vertraut. Ich habe allen beiden vertraut. Was bin ich für eine blöde Kuh.“
    Sie setzte sich wieder, zog ihren Rock glatt.
    ‚Hübsches Schauspiel‘, dachte ich.
    „Mein Vater hat immer gesagt, Matthias taugt nichts. Matthias ist mein jüngerer Bruder. Er sollte den kaufmännischen Teil der Firma übernehmen. Stattdessen hat er die erstbeste
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