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Ausweichmanöver (German Edition)

Ausweichmanöver (German Edition)

Titel: Ausweichmanöver (German Edition)
Autoren: Sabine Hartmann
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„Den alten Volvo haben wir rausgeholt, die anderen beiden nicht. Das war zu gefährlich.“
    „Sagen Sie, gab es in der Scheune eine weiß verputzte Wand?“
    „Verputzt? Nee, nur Bretter.“
    Ich bedankte mich und ging zu Kofi zurück.
    „Ich hab’s verbockt, stimmt’s?“
    Er sah niedergeschlagen aus.
    Ich hatte keine Zeit und keine Lust, ihn zu trösten, stattdessen nannte ich ihm einen Straßennamen.
    „Wo ist das?“
    „Gleich hinterm Schulzentrum, warum?“
    „Wir müssen dahin.“
    Die Wohnungstür war nicht abgeschlossen. Nach einem kräftigen Tritt flog sie auf. Ich hielt meine Waffe in der Hand und betrat den Flur.
    Es roch nach Urin.
    Während ich links ins Wohnzimmer schaute, sicherte Kofi die Küche und das Bad: Blieb nur noch das Zimmer geradeaus. Mir fielen als erstes die weißen Wände auf, dann die Ringe. Auf dem Boden unter den Ringen war eine Pfütze, die penetrant nach Urin roch. Kleidungsstücke auf dem Bett. Eine dunkelblaue Windjacke, eine Jeans.
    Eugenias Sachen?
    Was nun? Denk nach? Ich drehte mich zu Kofi um. „Wenn die Gambach die Drahtzieherin hinter allem war, wenn sie Sebastian Posner für die Drecksarbeit benutzt hat, dann hat sie Eugenia jetzt in ihrer Gewalt. Wo bringt sie das Mädchen hin? Was hat sie vor? Bringt sie Gini gleich um? Versteckt sie sie? Versteck?
    Plötzlich hatte ich einen Einfall.
    „Wir müssen zu diesem Lovemobil.“
    „Was meinst du?“
    „Der Rahner, du weißt schon, Rahner-Bau, Einbruch, hat gesagt, dass er Geld in einem Lovemobil hinterlegen musste, um dafür Informationen zu bekommen. Ich habe den Halter ermitteln lassen.“ Ich überlegte: Wo an der B64 war das?
    „Los, bevor wir wieder zu spät kommen.“
    Kofi stolperte hinter mir die Treppe herunter.
    Als wir uns im Schritttempo dem Wohnmobil mit dem leuchtenden Herzen in der Mitte näherten, war ich zuerst enttäuscht. Es war ruhig, zu ruhig. Dann entdeckte ich den Volvo hinter dem Wohnmobil. Wir stiegen aus. Die Waffen in der Hand.
    Das Wohnmobil wackelte, als bewege sich jemand schnell darin.
    Hoffentlich tappten wir nicht mitten in Geschäftsbeziehungen. Vorsichtig spähte ich durchs Fenster. Nichts zu sehen. Die Bewegungen waren nicht rhythmisch.
    Ich versicherte mich, dass Kofi hinter mir stand und riss die Tür auf. Mit einem Satz war ich im Innern des Wohnmobils. Frau Gambach hockte vor mir auf dem Bett. Unter ihr ein nacktes Mädchen, mit einer Plastiktüte über dem Kopf, das sich nicht bewegte. Sie hielt einen Becher in der Hand, den sie mir ins Gesicht warf. Wie ein Känguruh sprang sie in die Luft, warf mich um und versuchte zu entkommen. Doch in der Türöffnung wartete Kofi auf sie. Er überwältigte sie mit wenigen Griffen und legte ihr Handschellen an.
    Entsetzt wischte ich mir das weiße Zeug aus dem Gesicht, das aus dem Becher gespritzt war. Es roch nach Fisch.
    Ich eilte zu dem Bett hinüber.
    War sie tot?
    Bitte nicht.
    Mit fliegenden Fingern zerrte ich die Tüte von ihrem Kopf. Ich packte ihre Schultern, schüttelte sie. Sie atmete, Gott sei Dank.
    Ich setzte mich neben sie. Scheiß auf die Spuren. Erleichtert bemerkte ich, dass ihr Brustkorb sich gleichmäßig hob und senkte. Ich streichelte ihre Wange, berührte vorsichtig ihre Nase, die feucht glänzte, so als hätte sie sich gerade gewaschen. Das Niesen, das folgte, ließ mich vom Bett aufspringen.
    „Wir brauchen Sanitäter“, rief ich Kofi zu.
    Als ich wieder zu ihr hinschaute, hatte sie die Augen offen und sah mich ängstlich an. „Polizei, alles vorbei.“
    Auf dem Weg zur Dienststelle fragte Kofi mich später: „Bist du sauer?“
    „Wieso?“ Wir hatten beide gute Arbeit geleistet, und wir hatten beide was verbockt. Insgesamt hatten wir mehr Fälle aufgeklärt als uns bekannt waren.
    „Du sagst nichts.“
    „Was willst du hören? Es ist nicht mein Tag. Ich hatte fremdes Sperma im Gesicht. Was soll ich dazu sagen?“
    Ein Mundwinkel zuckte.
    „Wag’s nicht.“
    „Wieso hebt die Gambach Sperma auf?“
    Jetzt musste ich grinsen. „Die hat alles verkauft, Informationen, Waffen, warum nicht Sperma? Im Ernst, eiskalt hätte die Sebastian Posner den Mord an Eugenia in die Schuhe geschoben.“
    „Ein Mord aus Leidenschaft?“, fragte Kofi.
    „Wer weiß. Jedenfalls wollte sie sie mit einer Plastiktüte ersticken.“
    „Nachdem sie sie mit seinem Sperma präpariert hatte, dessen Rest ja dann in deinem Gesicht …“
    Unser Funkgerät quäkte dazwischen. Die Leitstelle teilte uns mit: „Wir haben in Hameln
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