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Ausweichmanöver (German Edition)

Ausweichmanöver (German Edition)

Titel: Ausweichmanöver (German Edition)
Autoren: Sabine Hartmann
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können.“
    Ich brummte nur, wartete auf die Rückmeldung der Leitstelle. „Ich rufe Süntel 20/35, hier Süntel 10/01. Zwei Fahrzeuge aus Höxter und eines von uns sind auf dem Weg zum Rendezvouspunkt.“
    Ich bestätigte. „Sie werden die Freilichtbühne unsichtbar umstellen. Wir dürfen die Geisel nicht in Gefahr bringen. Noch zehn Minuten. Schaffen wir das?“
    „Wird knapp. Ich beeil mich.“
    Bevern, Allersheim, die erste Ausfahrt ins Gewerbegebiet von Holzminden, die zweite zum Zentrum. Kofi setzte den Blinker, raste die Ausfahrt hinunter, bog links ab und wäre fast an der Straße vorbeigefahren, die zur Freilichtbühne hinaufführte. Ein rotes Auto kam aus der Straße gerast, rutschte um die Kurve und bog nach Polle ab. Ein Mann und ein dunkelhaariges Mädchen. „Das sind sie.“
    Kofi reagierte sofort, riss unseren Wagen herum und raste hinterher. „Was machst du? Der merkt das doch!“
    „Soll er ja.“
    Der Wagen vor uns gab Gas, witschte zwischen zwei Pkws hindurch. In der Mitte kam ihm ein Motorrad entgegen, das gerade ein Wohnmobil überholte. Plötzlich wich der Motorradfahrer nach rechts aus, dorthin war auch der Wagen unterwegs. Der Fahrer lenkte zurück, zu weit, er streifte das Wohnmobil, drehte sich um die eigene Achse. Kam in unserer Richtung fast zum Stehen, da beschleunigte es schon wieder, raste auf uns zu.
    „Ausweichen“, brüllte ich und klammerte mich an der Tür fest. Doch Kofi fuhr weiter, unbeirrt. Im letzten Moment wich der andere aus, streifte einen Leuchtpfahl und rutschte gegen den Berg. Es krachte ohrenbetäubend.
    Kofi bremste, wendete auf einem Feldweg und fuhr zurück. Kaum hatte er gehalten, sprang ich aus dem Auto, lief zu dem Wrack, das schrecklich zermatscht am Straßenrand stand. Auf dem Fahrersitz saß Sebastian Posner, mit offenen Augen, äußerlich unverletzt. Doch ich spürte, dass er tot war.
    Das Mädchen auf dem Beifahrersitz jammerte leise vor sich hin. Sie war eingeklemmt. „Es kommt gleich Hilfe, bleiben Sie ruhig.“ Hinter den Vordersitzen im Fußraum lag noch eine Person. Zwei Polizeiwagen hielten hinter mir. Ich hörte die Kollegen ins Funkgerät sprechen und einen Notarztwagen anfordern. Vorsichtig drehte ich den Jungen um, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag. Lars Asmus. Er schaute mich aus Augen an, die Schwierigkeiten hatten zu fokussieren, fast so, als stünde er unter Drogen. „Das ist nicht Gini“, flüsterte er. Dann fielen seine Augen wieder zu. Darum konnten sich die Sanitäter kümmern.
    Ich beugte mich nach vorn und schaute dem Mädchen ins Gesicht. Hatte er recht? Ich sah die Flecken von der Haarfärbung auf ihrem Hals und am Haaransatz. Was hatte Frau Posner in Alfeld gesagt. „Sie gehen nicht schwimmen, Melli hat sich die Haare gemacht, neue Farbe und alles.“
    Ich stieß mir den Hinterkopf, als ich aus dem Wagen krabbelte. Der erste Notarztwagen traf bereits ein.
    Ich schaute mich um. Kofi stand neben unserem Auto. Hatte er sich noch nicht bewegt?
    Ich rieb mir mit den Händen durchs Gesicht. „Wir müssen zur Scheune“, rief ich Kofi zu. Als er einsteigen wollte, schob ich ihn zur Seite. „Ich fahre.“
    Kofi ging wortlos zur anderen Seite und stieg ein. Ich meldete bei der Leitzentrale, dass wir das Mädchen nicht gefunden hatten. „Sind unterwegs nach Eschershausen.“
    Es rauschte im Funk. Die Kollegen an der Unfallstelle forderten die Feuerwehr für eine eingeklemmte Person und einen Bestatter an.
    Wir hatten Eschershausen gerade erreicht, als der Diensthabende uns anfunkte.
    „Nachricht von Florian Ith. Wird euch interessieren. Eben wird nahe Eschershausen ein Brand gemeldet. Eine Scheune in Ortsrandlage.“
    „Verdammt!“
    Ich schlug gegen das Lenkrad.
    „Die Tussi hat mich von vorne bis hinten verarscht.“
    „Wen meinst du?“
    „Die Gambach. Hier muss es sein.“
    Ich hielt mitten auf der Straße, drängte mich durch die Schaulustigen und schnappte mir den ersten Feuerwehrmann, den ich sah.
    „Waren da noch Menschen drin?“
    Er schüttelte den Kopf. „Kein Einziger. Nur eine Katzenfamilie.“
    „Sind Sie ganz sicher?“
    „Von hinten konnten wir zuerst noch ran. Die Katzen haben sich davongemacht, als wir rein sind.“
    „Was wollten Sie da drinnen?“
    „Da stehen Autos, Oldtimer, die sind wertvoll. Wir wollten sie in Sicherheit bringen.“
    „Sie bringen sich wegen der Autos in Gefahr?“
    „Nicht wirklich. Wir wollten vor allem das Benzin aus der Scheune haben.“ Er zeigte zur Seite.
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