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Aussteigerin aus Versehen (German Edition)

Aussteigerin aus Versehen (German Edition)

Titel: Aussteigerin aus Versehen (German Edition)
Autoren: Heike Langenkamp
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über dreißig gefüllten Kisten, alleine im Wald. Mein neues Leben begann. Und mir war irgendwie ganz schön mulmig dabei. Aber es gab nun kein Zurück mehr.

Auf's Huhn gekommen
    Schon bevor ich hier in den Wald zog, hatte ich zusammen mit meinem damaligen Freund Ulf vier Hühner. Dazu gekommen sind wir durch einen Bericht in der Zeitung oder war es online? Wahrscheinlich online – wer ließt denn heute noch Zeitungen. Ich jedenfalls nicht. Und wenn, dann eben auch online. Wie auch immer. In dem Artikel stand: In der flämischen Kleinstadt Diest wurden von Amts wegen Hühner an die Haushalte verteilt, um die Biotonnen zu ersetzen. Man hatte herausgefunden, dass jeder Mensch im Schnitt so viel Biomüll verursacht, wie ein Huhn zum Fressen braucht. Darum zog die Stadt die Biotonnen ein und ersetzte diese durch Hühner.
    Diese Idee fanden wir witzig und blickten spontan auf unsere beiden überquellenden Komposthaufen. Tja – und plötzlich hatten Ulf und ich ein paar Hühner. Wenn ich heute daran denke wie naiv wir das angegangen sind – unglaublich. Damals dachte ich noch: Hühner brauchen einen Stall, was zu fressen und sonst nix. Und ich bekomme dafür die Eier. Ja – so einfach hatte ich mir das vorgestellt. Ich denke mal, dass viele Menschen so einfach auch ihre Hühner halten. Aber das sind ja auch nicht solche tierlieben Weicheier wie ich. Ich will natürlich alles perfekt machen für das liebe Tier. Bei mir sollen alle artgerecht und glücklich leben, damit ich abends beruhigt einschlafen kann. Und schon fing es an kompliziert zu werden.
    Die erste Zeit verlief noch ruhig und entspannt. Es waren wirklich hübsche Hühner. Reinrassige Deutsche Zwerghühner. Wir hatten sie von einer Bekannten bekommen, die schon länger ein paar Hühner hält. Bis dahin war ein Huhn für mich eigentlich braun oder höchstens noch weiß und sah so aus, wie man sie eben aus der Werbung kennt. Ein Huhn halt. Dachte ich damals. Heute weiß ich, dass es ebenso viele Hühner- wie Hunderassen gibt, wenn nicht sogar noch mehr. Und das Huhn überhaupt nicht gleich Huhn ist. Und unkompliziert schon gar nicht. Jedenfalls nicht, wenn man solche Ansprüche an die Tierhaltung hat, wie ich sie habe. Die Hühner lebten bei Ulf im durch hohe Häusermauern abgeschlossenen Innenhof und fühlten sich dort sichtlich wohl.
    Als wir die „Mädels“ bekamen, da wurden wir auch mit ein paar Bruteiern und dem Kommentar „die eine gluckt gerade“ versorgt. „So, so“ – dachte ich, „was immer das sein mag“. Also legten wir diese Eier in die hastig zusammengezimmerten Legenester und sagten: „Huhn, mach ma.“ Die Hühner aber waren nicht mehr gluckig. Will heißen: bei der Vorbesitzerin wollten sie Eier ausbrüten, aber durch den Umzugsstress war ihnen die Lust dazu vergangen und sie ignorierten die angebotenen Bruteier. Da diese Eier von „normalen“ Hühnern abstammten (inzwischen weiß ich ja, dass es gar keine normalen Hühner gibt), waren sie sehr viel größer als die Eier unserer Zwerghühner. Dadurch konnten wir sie leicht auseinander halten. Wir ließen die großen Eier als Lege-Animationshilfe in den Nestern liegen und sammelten immer nur die frischen kleinen Zwerghuhn-Eier ein. Und wir dachten nicht mehr drüber nach.
    Etwa vier Monate später wurden ich beim täglichen Eiersammeln überrascht: Irgendetwas piepst da doch wie verrückt! Wo kommt das nur her? Einen Moment später entdeckte ich die Quelle des ungewöhnlichen Geräuschs. Es war ein kleines, schwarzes Küken geschlüpft und piepste mich fröhlich an. Ich dachte „Ach du Scheiße – wo kommst du denn her? Und was jetzt??“ Panik machte sich in mir breit. Auf so einen Nachwuchs war ich in keinerlei Hinsicht vorbereitet. Das kleine Küken piepste mich freudig an und meine Mutterinstinkte waren hellwach. Tausend Fragen schossen mir in den Kopf. Was frisst so ein kleines Wesen? Braucht es irgendwie eine Wärmequelle? Besonderes Futter? Stillen fällt bei Hühnern ja wohl weg. Also musste das kleine Ding irgendetwas anderes zu Fressen bekommen. Panisch machte ich mich im Internet auf die Suche nach Hilfe und Beistand und landete in dem Hühnerforum unter huehner-info.de . Als kompletter Neuling in Sachen Hühner suchte ich dort nach Hilfe. Heute – etwa sechs Jahre später – gehöre ich dort mit derweil über zweitausend Beiträgen zu den „alten Hasen“ und kann so manchem Neuling Hühnerratschläge erteilen. Davon war ich damals aber noch meilenweit entfernt!
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