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Aussteigerin aus Versehen (German Edition)

Aussteigerin aus Versehen (German Edition)

Titel: Aussteigerin aus Versehen (German Edition)
Autoren: Heike Langenkamp
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voran und irgendwann war es dann so weit und wir zogen ein. Ich will nun nicht die anschließenden fünf Jahre hier mit meinem Ex-Mann beschreiben, denn darum geht es in diesem Buch nicht. Also hier nur die Kurzform. In einem Holzhaus von fünfzig Quadratmeter geht man sich zu zweit ziemlich schnell auf die Nerven. Besonders im Winter, wenn man nicht mal in den Garten ausweichen kann. Und in einem Holzhaus ohne Heizung und sonstigem Luxus noch schneller. Allein das Premiere-Abo hat es uns überhaupt so lange miteinander aushalten lassen. Der Fernseher als neutraler Dritte. Schließendlich war die Ehe irgendwann doch am Ende und ich zog aus. Wenige Monate später schon waren wir geschieden. Etwa ein Jahr nach mir zog auch mein Exmann aus. Das Haus stand leer – das Grundstück verwilderte.
    Etwa drei Jahre später überlegte ich, dass ich mir ein Wochenendhaus, welches ich nicht mal nutze, eigentlich gar nicht leisten kann. Das Haus hatten wir auf Kredit gekauft und dieser war noch lange nicht abgezahlt. Wir zahlten damals jeder noch knapp dreihunderfünfzig Euro monatlich dafür ab, ohne dass einer von uns das Haus nutzte. Keiner von unser beiden wollte alleine da im Wald leben. Fernab von allem. Ohne jeglichen normalen Komfort, den man aus einer Mietwohnung kennt und gewohnt ist. Aber bezahlen mussten wir trotzdem dafür. Verkaufen konnten wir es auch nicht – denn andere wollten leider auch nicht so leben. Der Ort ist so weit weg von allem, dass die hohen Benzinpreise schon jeden davon abhalten hier zu wohnen. Genau das war auch jahrelang meine Rechnung gewesen. Bis dahin hatte ich zusammen mit meinem damaligen Partner Ulf ein Büro in Lüneburg und ich wohnte gut fünf Kilometer davon entfernt in einem kleinen Dörfchen zur Miete. Hätte ich zu der Zeit schon hier im Wald gelebt, dann wäre das Benzin für die täglichen Fahrten ins Büro teurer gewesen als die monatlichen dreihunderfünfzig Euro, die mich das Holzhaus ungenutzt kostete. Traurig, aber wahr. Doch dann lösten Ulf und ich erst unsere Beziehung und anschließend auch unser Büro in der Stadt auf. Ich arbeitete zwar immer noch selbständig – aber von nun an von zu Hause aus. Und das konnte ich genau so gut auch hier im Wald.
    Nach langem Überlegen kam ich zu dem Entschluss: ich ziehe in den Wald – auch wenn mir der Gedanken daran Angst machte. Ich war mir nicht sicher, ob ich das aushalte. Ich schreibe deswegen „aushalte", weil es mir damals ehrlich gesagt davor graute, hier „wohnen zu müssen“. Die Decken im Haus sind gerade mal zwei Meter hoch und somit das ganze Haus dunkel und klein und eng. Ein Haus, das mir allein beim Gedanken daran schon Depressionen verursacht. Meine damalige Wohnung, in der ich zur Miete wohnte, war mit fünfundsechzig Quadratmeter um einiges größer und viel heller. Sie hatte eine riesige Küche mit Fensterfront. Wenn mir kalt war, dann drehte ich einfach die Heizung auf. Das alles gab es hier im Wald nicht. Keine Heizung – nur ein alter, stinkender Ölofen, den man täglich mit Hilfe einer ebenfalls stinkenden Ölkanne füllen musste. Und das Öl musste Kanne für Kanne aus dem Schuppen geholt werden. Dort gab es einen Tank mit einer Handpumpe. Also hieß es: Kanne schnappen – nach draußen in den Schuppen latschen und Öl abpumpen. Wenn man es nachmittags vergessen hatte, dann eben auch mitten in der Nacht. Dann zurück und den Ölofen auffüllen, ohne dabei all zu viel Öl auf den Teppich zu tropfen. Das gelang nicht jedes Mal und so stank es hier immer ein wenig nach Heizöl.
    Dadurch, dass das Haus so lange leer stand, roch es muffig. Die Wände waren feucht, der Küchenboden schief. Der Durchlauferhitzer in der Küche hatte schon lange sein Leben ausgehaucht, dafür war es unter der Badewanne im Bad umso lebendiger geworden. Was genau da alles lebte, das will ich gar nicht so genau wissen ... aber es roch nicht sympathisch. Schlimm genug, dass ich nun am Ende der Welt in Einsamkeit leben musste, so wie es dort derzeit aussah, so konnte ich da nicht einfach wieder einziehen. Das Haus musste dringend renoviert werden – und eine neue Kläranlage war inzwischen auch Vorschrift. Mir fehlte dafür das nötige Geld, und so setzten wir uns zusammen: mein inzwischen Ex-Mann, unser Bänker und ich. Der Sparkasse war natürlich auch an dem Werterhalt „ihres“ Grundstücks gelegen und mein Ex (inzwischen neu verheiratet und mit Kindern) froh, wenn er sich nicht mehr darum kümmern musste. Der Bänker bot
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