Aussteigerin aus Versehen (German Edition)

Ort. Ich versteckte sechs Dosen an einem Rundweg um die Teiche. In jeder Dose waren nur ein Logbuch und eine Nummer. Hat man alle Nummern zusammen, dann führen diese zu dem Bonus-Cache, den ich „Der verlorene Schatz der Fischer“ nannte: Eine große Dose mit allerlei Krimskrams versteckt auf einem Hügel in unwegsamen Gelände mitten im Wald. Diese Runde wollte auch Paula machen. Ich fand es spannend, mal einen Cacher dabei zu beobachten, wie er meine Caches sucht. Also machten wir uns gemeinsam auf den Weg. Paula suchte die Caches – ich hielt mich als Beobachter zurück. Leider hatten wir uns vorher bei mir wieder ein wenig verquatscht und so dämmerte es bereits, als sie den letzten Cache hob. Trotzdem wollte sie natürlich nicht ohne den Bonus gehen. Also errechnete sie mit der Formel die Koordinaten des „Schatzes“ und wir machten uns auf den Weg. So ein Smartphone hat ja schließlich ein Licht, heller als so manche Taschenlampe. Als wir den Hügel zum Schatz hoch stolperten, da war es bereits stock duster. Ungefährlich war das sicher nicht, denn andere Cacher hatten hier schon die eine oder andere Begegnung mit einem Wildschwein gehabt. Und zurück zum Auto mussten wir ja auch noch! Hier kannte ich mich ja glücklicherweise aus – aber bei Caches in fremder Gegend gibt es eine wichtige Regel: Merk dir immer die Koordinaten von der Stelle, wo du dein Auto abgestellt hast! Die erste Zeit habe ich daran manchmal nicht gedacht. Blöd, wenn man dann mitten im Wald steht, zwar die Dose gefunden hat, aber den Rückweg nicht mehr kennt.
    Irgendwann hatte Paula dann die Schatzdose gefunden und alle Sorgen und Anstrengungen waren vergessen. So ist es immer beim Cachen in unwegsamem Gelände. Zwischendurch fragt man sich immer wieder „Was tue ich hier eigentlich? Und warum?“ Hat man die Dose in der Hand, dann weiß man warum. In uns allen steckt noch der Jäger. Ist das Wild erlegt, dann sind alle Schmerzen vergessen. Glücklich traten wir den Rückweg an. Später schrieb Paula in ihrem Found-it-Log:
    „ … vor meiner Cacherzeit wäre ich nie auf die Idee gekommen im Dunkeln in so einem Terrain nach einer Tupperdose zu suchen ...“
    Tja – das ist Geocaching.

Alles hat einmal ein Ende – auch ein ebook
    Das neue Hobby hat mich wieder ein Stückchen zurück in die Zivilisation gebracht. Gerne besuche ich Events, die von anderen Cachern organisiert werden. Ich treffe dort Menschen, die genau wie ich in ihrer Freizeit mit einem GPS durch fremde Gegenden laufen, nur um ihren Namen auf einen Zettel in einer Tupperdose zu kritzeln. So etwas verbindet. Es entstehen Freundschaften. Und es bringt mich wieder ein wenig zurück in die reale Welt.
    Trotzdem: Für mich gibt es nach wie vor nichts Schöneres als ein einsames Wochenende hier im Wald. Allein mit mir, dem Wald und den Tieren. Und das wird sicherlich auch noch lange so bleiben. Das hier ist meine kleine heile Welt. Andere halten mich für eine Aussteigerin. Bin ich das? Dieses ebook habe ich unter anderem geschrieben, um genau das heraus zu finden. Richtig gelungen ist es mir nicht. In den Wald gezogen bin ich damals, vor etwa sieben Jahren, aus Notwehr. Heute kann ich mir mein Leben gar nicht mehr anders vorstellen. Für mich ist es normal so zu leben, wie ich es hier tue. Ich will nirgendwo anders sein und bin mit meinem Leben zufrieden. Ich denke: Das können nicht viele von sich behaupten. Nur eines weiß ich auch nach diesem ebook immer noch nicht: Wo und wann bin ich eigentlich ausgestiegen?
     
    Mein Leben im Wald ist noch lange nicht zu Ende – das ebook schon. Wenn du wissen möchtest, was ich heute oder gestern so gemacht habe, dann kannst du das mit großer Wahrscheinlichkeit unter dieimwaldlebt.de nachlesen. Ich freue mich auf deinen Besuch. Und natürlich noch mehr über deine Meinung zu diesem ebook. Entweder als Kommentar in meinem Blog oder als Rezension bei Amazon – oder beides :)
     
    Man liest sich…