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Aussteigerin aus Versehen (German Edition)

Aussteigerin aus Versehen (German Edition)

Titel: Aussteigerin aus Versehen (German Edition)
Autoren: Heike Langenkamp
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über alles, was uns so bewegt. Wir sind halt Mädchen. An diesem Wochenende war Maren bei mir zu Besuch und wir waren gemeinsam bei Ulf zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Seit Wochen schon stürmte und schneite es. Dank meines Geländewagens konnten wir trotzdem den Berg verlassen und auch ich mich mal wieder zu einem Besuch in die Zivilisation aufmachen. Es war ein netter Nachmittag am Kamin. Draußen fegte ein Schneesturm und die Temperatur war bereits auf Minus zehn Grad Celsius gesunken. Maren hatte etwas im Auto vergessen, ich weiß heute nicht mehr was es war. Jedenfalls wollten wir aus irgendeinem Grund hinaus zum Auto. Das Haus von Ulf steht direkt an einer viel befahrenen Strasse, und so ist es immer wieder ein Wagnis bei schlechter Sicht vor die Tür zu treten. So weit kamen wir aber gar nicht. Kaum hatte Maren die Tür geöffnet, da schoss uns ein kleines gestreiftes Wesen entgegen, flitzte an uns vorbei und verschwand hinter dem Schrank im Flur.
    Nanu? Was war das denn? Wir schlossen die Tür, denn es fegte bereits der erste Schnee ins Haus, und blickten suchend in den dunklen hinteren Teil des Flurs. Ein Ohr – noch ein Ohr – dazwischen zwei große Kulleraugen, die uns verschreckt anblickten. Das unbekannte Wesen wagte sich aus der Ecke und vor uns stand eine junge, getigerte Katze. Sie mochte zwei oder drei Monate alt sein.
    „Scheiß Wetter draußen“, sagte uns ihr Blick. Recht hatte sie. „Wo kommst du denn her“, fragte ich zurück. Die Antwort ist sie mir bis heute schuldig.
    Ich nahm sie wie selbstverständlich hoch und trug sie rüber ins Wohnzimmer. Die kleine Katze war total durchgefroren und ich fragte mich, wie lange sie wohl schon draußen herum irrte. Wir setzten uns zum Aufwärmen vor den Kamin. Das schien ihr zu gefallen. Sie rollte sich zusammen und machte einen ziemlich zufriedenen Eindruck. Und nun? Was jetzt? Sie bei dem Wetter wieder vor die Tür setzen? Nein, das kam natürlich überhaupt nicht in Frage. Aber was dann? Maren und Ulf machten sich da mal so gar keine Gedanken und fühlten sich in keinerlei Hinsicht für das Problem verantwortlich. Für die beiden war klar: Das fiel eindeutig in meinen Zuständigkeitsbereich. Und wenn ich ehrlich bin: Ich hätte sie sowieso nicht aus der Hand gegeben. Pro Forma diskutierten wir noch halbherzig über verschiedene Möglichkeiten, mit folgendem Resultat: Als Maren und ich heimfuhren, da begleitet uns auch diese kleine Katze, die ich später Mia taufte.
    Mia in das Rudel zu integrieren war gar kein Problem. Sie sah mich wohl als ihre Retterin und neue Mami und verhielt sich entsprechend. Am ersten Abend kroch sie schon zu mir ins Bett und kuschelte sich zufrieden an mich. Mia hat die Angewohnheit unter die Bettdecke zu kriechen, sich dort unten zu drehen, um dann oben mit dem Kopf wieder aufzutauchen. Diesen legt sie dann wahlweise auf meinen Arm oder das Kopfkissen und schläft so ein. Haben wir uns als Kind nicht alle gewünscht unser Schmuseteddy wäre lebendig? Mia erfüllt diesen Kindheitswunsch. Sie liegt wie ein Teddy in meinem Arm.
    Natürlich hatte Mia irgendeinen Besitzer vor mir. Sie sah nicht so aus als wäre sie lange in der „Wildnis“ gewesen. Als ich sie fand – oder sie mich – war sie gut genährt und sauber. Ihr Fell glänzte und sie hatte eindeutig keine Scheu vor Menschen. Ich fühlte mich verpflichtet nach dem Vorbesitzer zu suchen, unternahm aber eher lustlose Versuche diesen zu finden. Ehrlich gesagt dachte ich mir: Wer bei minus zehn Grad und Schneesturm seine Katze verliert und dann nicht verzweifelt rufend durch die Gegend rennt, der hat diesen kleinen Sonnenschein auch nicht verdient. Ich erwartete also zumindest eine Suchanzeige in der Lokalzeitung und beim Tierheim. In der Zeitung stand in den nächsten Tagen nichts von einer entlaufenden kleinen Tigerkatze. Also rief ich nach einer Woche lustlos beim Tierheim an und berichtete von meinem Fund. Im Stillen hoffte ich schon nach diesen paar Tagen, dass keiner sie vermisst.
    So war es dann auch – zum Glück. Ich schaute auch auf die Anzeigetafeln der umliegenden Supermärkte – keiner suchte eine kleine getigerte Katze. Schon nach gut einer Woche hörte ich auf, Anzeigen in Zeitschriften oder auf Tafeln zu lesen. Wer bis jetzt nicht deutlich nach Mia gesucht hatte, der war ihrer eh nicht würdig. Auch das Tierheim hat sich nie gemeldet und so wurde Mia nach einigen Wochen gechipt, geimpft, kastriert und bei Tasso auf meinen Namen registriert wie alle
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