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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition)
Autoren: Peter Abrahams
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ihr erinnern?«
    Beth legte ihr Gesicht in Denkerfalten und überraschte sich selbst damit, dass ihr etwas einfiel. »Sie stand bei der Pep Rally neben mir. Die für das Spiel gegen Agoura vor ein paar Wochen. Der Mannschaftskapitän hielt eine Rede, dass nicht genügend Kids zu den Spielen kommen, echt stinkig. Amanda sagte: ›Glaubst du, er mag Football um seiner selbst willen, oder geht’s ihm nur um die Aufmerksamkeit, die er kriegt?‹ Das ist clever, stimmt’s?«
    »Was hast du geantwortet?«
    »Er tut es, um flachgelegt zu werden.«
    »Beth«, mahnte ihre Mutter.
    »Mom – ich bin fünfzehn.«
    »Das ist keine Entschuldigung für –«
    Petrov unterbrach sie. »Wie hat sie darauf reagiert?«
    »Sie hat gelacht.«
    Er zog das Foto heraus. »Ist das ein gutes Bild von ihr?«
    »Eigentlich nicht. Sie sieht betrunken aus oder so.«
    Er musterte es selbst. Intelligenz? Er war nicht sicher. Das Mädchen hatte etwas Verschwommenes, obwohl das Bild scharf war. »Trinkt Amanda?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Wie steht es mit Drogen?«
    »Darüber weiß ich auch nichts.«
    Petrov konnte das Marihuana immer noch riechen, wahrscheinlich hing der Geruch in ihren Haaren. »Ich meine, harte Drogen.«
    Beth starrte auf ihre Füße, kurze, breite Füße mit scharlachroten Fußnägeln. Sie passten zu ihrem Schmetterling und den blutunterlaufenen Augen.
    »Amanda könnte sich in Gefahr befinden«, sagte Petrov.
    Beths Blick blieb fest auf ihre Füße geheftet. Wartete sie einfach darauf, dass das hier vorüberging?
    »Hat sie jemals davon gesprochen, wegzulaufen?«, fragte Petrov.
    »Nein.«
    »Hat sie Feinde?«
    »Sie ist erst seit Mitte letzten Jahres hier. Sich Feinde zu machen dauert an unserer Schule länger.«
    »Wie steht es mit Feinden außerhalb der Schule?«
    Beth zuckte die Achseln.
    »Wie kommt sie mit ihrer Mutter zurecht?«
    »Ganz gut, schätze ich.«
    »Sind sie wie Schwestern?«
    Beths Blick streifte ihn rasch, dann sah sie wieder fort. »Wie Schwestern?«, wiederholte sie.
    Ihre Mutter sagte: »Manche Mütter und Töchter sind wie Schwestern, ob du’s glaubst oder nicht.«
    »Was soll daran so gut sein?«, sagte Beth.
    »Was ist so gut daran, wenn man gern zusammen ist?«, erwiderte ihre Mutter. »Respektvoll miteinander umgeht? Den gesunden –«
    Petrov hob die Hand. Er war ein wenig überrascht, als sie aufhörte zu reden. Mutter und Tochter musterten ihn. In dem Schweigen wanderten seine Gedanken zurück zu dem Ausdruck in Beths Augen, als er sie nach der Beziehung zwischen Amanda und Liza gefragt hatte. Selbstverständlich hatte er sagen wollen: Kommen sie wie Schwestern miteinander aus?, aber gesagt hatte er: Sind sie wie Schwestern? Und hatte damit etwas in ihr ausgelöst. Er feuerte einen Schuss ins Blaue ab, der auf fast nichts basierte, einzig auf dieser Veränderung in Beths Blick und der fehlenden Geburtsurkunde. »Willst du damit andeuten, dass Amanda und Liza Rummel tatsächlich Schwestern sind?«
    Beth schüttelte den Kopf, ein wenig zu heftig.
    »Aber etwas in der Art wolltest du doch sagen.«
    Schweigen. Petrov dehnte es aus. Schließlich machte Beth den Mund auf: »Ich habe Amanda versprochen, nichts zu verraten.«
    Er wartete. Ihre Mutter, die jetzt schwieg, wartete ebenfalls.
    »Dann müssen Sie aber auch versprechen, nichts zu verraten«, forderte Beth.
    »Das kann ich nicht«, sagte Petrov.
    »Dann versprechen Sie, nicht zu verraten, von wem Sie es haben.«
    »Ich werde versuchen, es zu vermeiden. Aber ich kann nichts versprechen.«
    Beth sah zu ihm auf, verstand, nickte. »Amandas Mutter ist nicht ihre richtige Mutter. Sie wurde adoptiert.«
    »Wann hat sie dir das erzählt?«
    »Nach dieser Pep Rally. Weil sie so lange gedauert hat, haben wir den Bus verpasst, und dann sind wir zusammen zu Fuß nach Hause gegangen.«
    »Wer ist ihre leibliche Mutter?«, fragte Petrov.
    »Äh, ihr Name?«
    »Der Name.«
    »Den hat sie nicht gesagt. Außerdem ist ihre leibliche Mutter tot.«
    »Wann ist das passiert?«
    »Schon lange her. Sie wurde umgebracht.«
    »Umgebracht?«
    »Ermordet, hat Amanda gesagt.«
    Petrov hörte, wie Beths Mutter die Luft einsog. »Von wem?«, fragte er.
    »Das ist ein Geheimnis.«
    »Verstehe ich nicht«, sagte Petrov.
    »So hat sie es mir erzählt«, erwiderte Beth.
    »Hat sie damit gemeint, dass der Fall nie gelöst wurde?«
    »Ich schätze schon.«

3
    P etrov fuhr zurück zu Liza Rummels Haus. Der blaue Mustang stand nicht mehr in der Auffahrt. Er stieg aus
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