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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition)
Autoren: Peter Abrahams
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ganz oben. Petrov steckte die Karte ein. »Tu das.«
    Jimbo kam hinter ihm her, griff nach der Brieftasche, versetzte Petrov einen Stoß. Petrov ließ sich stoßen, gerade weit genug, um eine halbe Drehung zu vollziehen, brachte seine Schulter in Position und stieß zurück, härter, als er beabsichtigt hatte. Waren es die Kopfschmerzen – plötzlich wieder an Ort und Stelle, das Ibuprofen verlor an Wirkung –, die ihn so gemein machten? Jimbo knallte mit dem Kopf an die gegenüberliegende Wand und rutschte zu Boden, wo er sitzen blieb. Seine Lider schlossen sich flatternd, dann öffneten sie sich flatternd wieder; er versuchte nicht länger, seinen Bauch einzuziehen. Petrov dachte an Jimbos Kinder, die in genau diesem Moment wahrscheinlich ganz aufgeregt wegen der Reise waren, und hatte kein Mitleid mit ihm.
    »Etwas dagegen, wenn ich mal in die Minibar schaue?«, erkundigte er sich. Keine Antwort. Petrov öffnete die Minibar, fand Johnny Walker Black. Er setzte sich in den einzigen Sessel, schaltete den Fernseher ab, goss sich ein Glas ein. Ein Schluck, und seine Kopfschmerzen lösten sich auf. Er trank noch einen, fühlte sich wirklich gut, merkte, wie hungrig er war. Wann hatte er das letzte Mal gegessen? Frühstück: Apfelspalten mit extrascharfem Cheddar und einer Banane. Nein – die Bananen waren ihm ausgegangen. In diesem Augenblick begriff er, was seine Kopfschmerzen waren: Nervenkrämpfe in der Stirn, verursacht von einem Mangel an Kalium und Erschöpfung. Er erinnerte sich, in den Wissenschaftsseiten darüber gelesen zu haben. Das Rezept dagegen war eine Banane und eine Nacht Schlaf. Petrov öffnete erneut die Minibar. Keine Bananen. Er musterte eine Tüte Cashewkerne: 150 mg Kalium pro Unze, 4 Prozent des täglichen Bedarfs, und zusätzlich eine Menge Eisen, Magnesium und Kupfer, alles gut. Er nahm die Cashewkerne und setzte sich wieder hin.
    »Zieh dir was an, Jimbo. Dann reden wir.«
    Jimbo sah zu ihm herüber. »Ich hab’s kapiert«, sagte er. »Sie sind selbst ein Bulle.«
    »Ein T-Shirt reicht schon.«
    »Sie dürfen hier nicht einfach ohne Durchsuchungsbefehl reinkommen.«
    Petrov riss die Tüte mit Cashewkernen auf. »Wann wird deine Familie eintreffen?«
    Jimbo zog eine seltsame Grimasse, vielleicht nur das Viagra, das in einem unpassenden Moment Wirkung zeigte. Die Kleidung, die er an diesem Tag getragen hatte, lag auf der Kommode. Er zog sich an – Oberhemd, Anzughosen, Jackett, sogar den Schlips, nur Schuhe und Socken ließ er aus –, dann setzte er sich auf die Bettkante, die gefalteten Hände im Schoß. Seine Fingernägel waren säuberlich manikürt, alles rosa; aber seine Zehennägel waren dick, gelb, rissig.
    »Hat Liza sich früher schon mal verspätet?«, fragte Petrov.
    »Nein.«
    »Wie oft warst du mit ihr zusammen?«
    »Ich weiß nicht. Drei- oder viermal vielleicht.«
    »Wie findest du sie überhaupt?«
    »Über den Service.«
    »Was kostet das?«
    »Dreihundert die Stunde. Ein Riese pro Nacht.«
    »Du hast für die ganze Nacht geblecht?«
    »Einmal.«
    »Darf ich dir eine persönliche Frage stellen?«
    »Was sonst machen Sie denn die ganze Zeit?«
    »Das waren professionelle Fragen.«
    »Und was ist dann persönlich?«
    »Wie viel hast du letztes Jahr verdient?«, fragte Petrov.
    »Ungefähr hundertzehn Riesen.«
    »Demnach gibst du ein Prozent für Liza aus?«
    »Wenn Sie so wollen.«
    »Erzähl mir von ihr.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie muss etwas Besonderes haben.«
    »Besonderes?«
    Wie konnte er ihn erreichen? »Um die Höhe der Ausgaben im Vergleich zu deinem Budget zu rechtfertigen.«
    Jimbo verstand sofort, von zahllosen Besprechungen mit Vokabular und Satzbau vertraut. »Sie ist überhaupt nicht anstrengend, eine amüsante Gesprächspartnerin, so in der Art«, sagte er. »Und sie besteht nicht auf Kondomen.«
    Petrov sah auf seine Uhr: 22:05. Sie würde nicht kommen. Er trank noch einen Schluck, aß ein paar Cashewkerne, fühlte sich besser und besser.
    »Demnach unterhaltet ihr euch, wenn ihr zusammen seid«, stellte er fest.
    »Ein bisschen.«
    »Über welche Themen?«
    »Meistens über Football, schätze ich.«
    »Football?«
    »Ich bin ein großer Fan der Vikings.«
    »Ist Liza auch ein Fan?«
    »Eigentlich nicht. Aber ihr alter Herr hat bei den Bears gespielt. Sehen Sie Football?«
    »Nicht mehr.«
    »Aber wahrscheinlich haben Sie von Dick Butkus gehört. George Rummel hat mit ihm gespielt, Offensive Tackle. Hat Tag für Tag mit Dick Butkus
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