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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition)
Autoren: Peter Abrahams
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und klopfte an die Haustür. Niemand erschien; drinnen rührte sich nichts. Während er außen herum zur Rückseite ging, hörte er etwas in der Mülltonne rumoren.
    Die Schatten senkten sich, der Himmel färbte sich violett. Ein kleines Flugzeug mit blinkenden Positionslichtern flog quer über ihn hinweg und sank dem Van Nuys Airport entgegen. Petrov spürte den Kopfschmerz, noch immer schwach und über ihm lauernd. Er versuchte es mit Stirnreiben. Der Kopfschmerz verschwand, wie ein Flaschengeist, nur umgekehrt. Mehr musste man nicht tun?
    Petrov probierte die Hintertür. Verschlossen. Er probierte eines der Fenster – verriegelt –, dann ein weiteres. Ebenfalls verriegelt, aber billig gemacht. War er je zuvor in das Haus eines Klienten eingebrochen? Mehrere Male, unter unterschiedlichen Umständen, aber immer bei Klienten der verlogenen Sorte. Er wollte diese Geburtsurkunde sehen.
    Das Fenster gab dem Druck nach. Er öffnete es und stand mit einem Bein im Badezimmer des Erdgeschosses, als das Handy in seiner Tasche lautlos vibrierte. Es erschreckte ihn ein wenig, so als würde Gott zuschauen. Petrov kletterte hinein, schloss das Fenster und meldete sich.
    »Nick? Elaine Kostelnik. Herzlichen Glückwunsch.«
    »Wozu?«
    »Hast du es noch nicht gehört? Vor einer halben Stunde wurde das Canning-Urteil verkündet. Schuldig in allen Punkten der Anklage, und Eddie meint, deine Aussage sei Dynamit gewesen.«
    Eddie Flores war der Bezirksstaatsanwalt. Petrov öffnete das Medizinschränkchen. Unterstes Regal: Gesichtscreme, Körperlotion, Gesichtspeeling, Lockenstab, Lockenwickler. Mittleres Regal: rosa Rasierer, Ibuprofen, Nagelscheren, Nagellack. Oberstes Regal: Old Spice Extra Dry Deodorant, schwarzer Rasierer.
    »Ich sollte dir gratulieren«, erwiderte Petrov, »falls es nicht zu spät ist.«
    »Noch kann ich gar nicht genug davon kriegen«, sagte Elaine. Sie war seit vier Monaten Polizeipräsidentin – der erste weibliche Präsident des LAPD; fast wie Gott, zumindest was die Strafverfolgungsbehörden anging. »Rat mal, wer mir die unglaublichsten Blumen geschickt hat.«
    Petrov griff nach dem Deodorant, studierte das Etikett. Darauf stand Für den aktiven Mann. »Wer?«
    »Kim Delaney.«
    Das hätte er wissen können; ein oder zwei Jahre, bevor sie richtig berühmt wurde, hatte Kim Delaney in Der Fall Reasoner Elaine gespielt. Natürlich war sie hübscher als das Original und hatte sich ziemlich in den Vordergrund gedrängt, indem sie Elaine in einen unwiderstehlich anziehenden Charakter verwandelte, obwohl sie oder vielleicht auch weil sie deren Intelligenz und Schwung die Schärfe nahm. »Was für Blumen?«, erkundigte sich Petrov.
    Elaine lachte. »Woher zum Teufel soll ich das wissen? Was für eine Frage! Du hast dich überhaupt nicht verändert.«
    Petrov schloss das Medizinschränkchen, wanderte durch das Haus, stand in Lizas Schlafzimmer am Ende des Flurs. Die Geburtsurkunde mochte in einem sicheren Bankschließfach liegen, aber falls nicht … Er zog die rechte Schublade von Lizas Schreibtisch auf.
    »Verrat es mir«, sagte Elaine. »Hat der Typ das wirklich gesagt – ›Ich habe jede Minute davon genossen‹?«
    »Das ist eine seltsame Frage«, antwortete Petrov.
    Elaine lachte wieder. »Besonders von der Polizeipräsidentin, oder?«, sagte sie. »Ich hab dich ewig nicht gesehen, Nick. Was machst du denn so?«
    »Das Übliche«, antwortete Petrov. Er durchsuchte die Schublade seiner Klientin, fand ein Scheckheft, ein Adressbuch, den Mietvertrag und, ganz zuunterst, eine Geburtsurkunde des Staates Kalifornien.
    »Arbeitest du an einem interessanten Fall?«, fragte Elaine.
    »Eigentlich nicht.« Er entfaltete die Urkunde: Lizas, nicht Amandas.
    »Wir sollten uns mal treffen«, meinte Elaine.
    »Das wäre schön.« Lizas Geburtsname lautete Lisa Anne Rummel, geboren in Barstow, vor sechsunddreißig Jahren. Vater: George Bennet Rummel. Mutter: Cynthia Louise Connerly Rummel. Wohnhaft: 4922 Quartzsite Road, Barstow. Geburtsort beider Eltern: Barstow.
    »Wie wäre es mit heute Abend?«, schlug Elaine vor.
    »Heute Abend?«
    »Warum nicht? Ich sitze gerade im Auto. Wo bist du? Wir könnten vorbeikommen und dich einsammeln. Wir sind ich und der Fahrer – ich habe die Motorradkerle nach Hause geschickt.« Wieder ein Lachen; der Klang brachte sie ihm zurück, ihren Appetit, jenes Wochenende in Cabo. Vielleicht erinnerte sie sich ebenfalls, denn sie sagte: »Es gibt ein neues Restaurant in San Vicente. Isst
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