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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition)
Autoren: Peter Abrahams
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du immer noch gern mexikanisch?«
    »Ja.«
    »Erinnerst du dich an die Casa Felix?«
    »Ja.«
    »Das waren noch Zeiten. Wo bist du?«
    Das waren noch Zeiten? Was sollte das heißen? Elaine war diejenige, die die Beziehung beendet hatte. In diesem Moment kehrten seine Kopfschmerzen zurück, jetzt innerhalb seines Schädels. Petrov versuchte es wieder mit Stirnreiben; diesmal funktionierte es nicht. Im Spiegel an der Kleiderschranktür sah er sein Gesicht: vollkommen weiß.
    »Nick? Bist du noch dran?«
    Er fand sich im Badezimmer wieder, wo er in den Medizinschrank starrte. Petrov schluckte keine Tabletten, nicht einmal Vitamine. Er griff nach Liza Rummels Ibuprofen.
    »Nick?«
    »Heute Abend geht nicht«, sagte er.
    »Erwartet dich eine heiße Verabredung?«, fragte sie.
    »Nein.« Er legte das Handy auf die Ablage, schraubte das Ibuprofenfläschchen auf.
    Ihre Stimme, jetzt winzig, drang aus dem Handy. »Arbeitest du gerade an einem Fall?«
    Petrov steckte zwei Tabletten in den Mund, drehte den Hahn auf, spülte sie hinunter.
    »Nick?«
    Er nahm das Handy auf. »Ich bin mitten in der Arbeit.«
    Er spürte ihren bohrenden Verstand, unhörbar, und doch übertrug er sich irgendwie digital.
    »Falls ich dir behilflich sein kann«, sagte Elaine, »sag einfach Bescheid.«
    »Klar.«
    »Was bedeutet, dass du eher sterben würdest.«
    Er lachte, sah sein weißes Selbst im Spiegel des Medizinschranks lachen.
    »Pass auf dich auf, Nick.«

    Petrov durchsuchte das Haus nach Amandas Geburtsurkunde, fand sie nicht. Er prüfte Lizas Kontoauszüge und die Mietzahlungen, notierte sich einige Namen aus ihrem Adressbuch, nahm noch zwei Ibuprofen, reparierte den Riegel des Fensters, durch das er eingedrungen war, und verschwand durch die Hintertür. Es wurde dunkel. Er saß in seinem Wagen draußen vor Lizas Haus und lauschte Jussi Bjoerling. Niemand sang mehr so wie er; schlimmer noch, er vermutete, dass auch niemand das wollte. Worin lag das Geheimnis, optimistisch zu bleiben, während die Jahre vorüberzogen? Petrov wusste es nicht. Das Ibuprofen zeigte Wirkung. Um 21:05 fuhr er zum Airport Marriott – 101, 405 – und ging hinein.
    Juwan Barnes war Leiter des Sicherheitsdienstes. Sie waren zusammen bei der Polizei gewesen, bei der Sitte in Huntington Park, zwei oder drei Jahre vor dem Fall Reasoner. Juwan Barnes schüttelte ihm die Hand. »Verdammt viel zu tun heute«, sagte er. »Fliegst du irgendwohin?«
    »Nein.«
    »Dann gebe ich einen aus.«
    »Ein anderes Mal, danke.«
    »Arbeitest du?«
    »Ja.«
    »Hier?«
    »Ja.«
    »Woran?«
    »Schon mal von Liza Rummel gehört?«
    »Wer ist das?«
    Petrov zog sein Notizbuch heraus. »Sie arbeitet für Candyland Escorts.«
    »Von denen hab ich auch noch nie gehört«, sagte Barnes. »Es gibt so verdammt viele, kann mir nicht alle merken. Was kann ich für dich tun?«
    »Zimmer 219«, sagte Petrov.
    Barnes drehte sich zu seinem PC, begann die Tasten zu drücken. »Warum müssen nur alle hier bei mir vögeln?«
    »Betten, Ungestörtheit, die Illusion der Anonymität.«
    »Die Frage war nicht ernst gemeint.«

    Zimmer 219 war auf James McMurray gebucht, Vizepräsident Marketing der Chemcom Company in Saint Paul. Am nächsten Tag würde er in eine Suite umziehen, Frau und Kinder besuchten ihn über das Wochenende. Um 21:45 klopfte Petrov an seine Tür.
    Sie öffnete sich sofort. Der Mann auf der anderen Seite, in Unterhosen, eine Minibarflasche Jack Daniels in der Hand, wollte gerade sagen: »Du kommst zu spät«, verstummte dann aber. Zu diesem Zeitpunkt war Petrov bereits im Zimmer, schob die Tür mit der Hacke zu, sah sich dabei um. Keine Spur von Liza.
    »Was zum Teufel ist hier los?«, sagte James McMurray.
    Das Bett war aufgeschlagen, im Fernsehen lief ein Softporno. Petrov warf einen kurzen Blick ins Bad, entdeckte ein Fläschchen Viagra auf dem Waschbeckenrand. Bett, Porno, Viagra: eindeutig. »Ich suche Liza Rummel«, sagte er über die Schulter.
    »Nie von ihr gehört.« James McMurray, groß und schwer, folgte ihm. »Du bist im falschen Zimmer, Kumpel.«
    Petrov drehte sich zu ihm um. »James, Jimmy, Jimbo, wie immer du dich nennst – wir sind keine Kumpel. Das als Erstes. Zweitens: Liza war um einundzwanzig Uhr dreißig hier verabredet.«
    »Einen Scheiß war sie. Wer immer sie ist. Hau ab, oder ich rufe die Bullen.«
    Petrov ging an ihm vorbei, hob eine Brieftasche auf, die auf dem Nachttisch lag, schüttelte einen Stapel Visitenkarten aufs Bett. Candyland Escorts landete
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