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Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Titel: Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)
Autoren: Uli Burchardt
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und verfügbar sein, unser hoch versteuertes Einkommen beziehen, Bausparverträge und Versicherungen sowie billigen Trödel und schlechte Nahrungsmittel hoch versteuert konsumieren, gelenkt von der Werbung in Print und TV. Und weil wir das alle so brav machen, haben die Investoren, die Aktionäre, die Deutsche Bank und die Broker an den Finanzplätzen der Welt immer wieder aufs Neue die Gelegenheit, ihre Renditeziele hochzuschrauben und die Wirtschaft weiter steuerfrei auszusaugen.
    Dabei stecken wir in einer tiefen Krise, vielleicht schon kurz vor der Explosion. Was uns um die Ohren zu fliegen droht, ist unser gesamtes Wirtschafts- und Finanzsystem, unser Lebensstil, unsere Konsumwelt. Denn die sind nicht nachhaltig.
    Geld wächst an Geld

    Ein Beleg für diese Krise von Wirtschaft und Gesellschaft ist das Auftauchen des Begriffs »Nachhaltigkeit« selbst. Der Journalist und Nachhaltigkeitsexperte Ulrich Grober hat ein Buch geschrieben mit dem Titel
Die Entdeckung der Nachhaltigkeit
. Darin zeigt er unter anderem, dass der exzessive, fast schon wahllose, inflationäre Gebrauch des Begriffs nichts anderes ist als ein zuverlässiges Symptom der Systemkrise.
    Das Wort ist nicht neu. Schon vor über 250 Jahren war »Nachhaltigkeit« der Leitbegriff der deutschen Forstwirtschaft, nachdem Hans Carl von Carlowitz das erste Grundlagenwerk über die Forstwirtschaft verfasst und darin das »Dreieck der Nachhaltigkeit« beschrieben hatte: den Zusammenklang von ökologischem Gleichgewicht, ökonomischer Sicherheit und sozialer Gerechtigkeit.
    Immer da, wo in unserer Geschichte dieses Zusammenspiel gestört war, entstanden Krisen. Und immer, wo es diese Krisen gab, kam die Idee der »Nachhaltigkeit« auf, wenn auch nicht immer unter diesem Begriff. Diese war, wie Ulrich Grober sagt, immer ein »Kind der Krise«.
    Jetzt ist es wieder so weit. Wieder haben wir die Aufgabe, die Balance zwischen ökologischer Verträglichkeit, ökonomischer Vernunft und sozialem Ausgleich neu herzustellen. Denn jedes Mal, wenn der Begriff »Nachhaltigkeit« zum Modewort avancierte und von einer Krise zeugte –, zum Beispiel als um 1700 der sächsische Silberbergbau aufgrund von Holzmangel zum Erliegen zu kommen drohte, zum Beispiel 1972 mit der Studie »Grenzen des Wachstums« des Club of Rome oder mit der Rio-Erklärung von 1992 –, entstand auch ein neues Bewusstsein, das die Gesellschaft auf eine neue Stufe hob.
    Im 18. Jahrhundert, als der Wald niemandem gehörte und es keine vernünftigen Regeln gab, wurde er schlicht leergeplündert. Jeder hatte sich bedient, es wurde mehr verbraucht, als nachwachsen konnte. Die Folge war ein schmerzhafter Holzmangel, der teilweise tatsächlich eintrat, teilweise nur befürchtet wurde. In der gesamten Bevölkerung grassierte jedenfalls die Angst vor der sogenannten »Holznot« – was in etwa vergleichbar gewesen wäre mit einem gravierenden Ölmangel heute. Und die Menschen lernten schmerzhaft: Man muss solide planen, vernünftige Regeln aufstellen und durchsetzen und vorsichtig mit seinen Ressourcen umgehen, damit nicht die ganze Gesellschaft vor die Wand läuft.
    Für mich ist heute klar, dass wir dringend wieder einen solchen Schritt nach vorne tun müssen, denn in keiner der drei Ecken des Dreiecks der Nachhaltigkeit – weder in der ökonomischen noch in der ökologischen noch in der der ethisch-sozialen Ecke – sieht es gut für uns aus:
    Ökonomisch: Wir wirtschaften nicht nachhaltig. Die globalisierte Wirtschaft verbraucht ihre eigenen Grundlagen, weil sie auf internationaler Ebene unreguliert, völlig enthemmt abläuft. Die Tatsache, dass die Logistik heute fast nichts kostet, macht es möglich, dass der Ort der Herstellung und der Ort des Verkaufs eines Produkts völlig voneinander entkoppelt sind. Das begünstigt massive Konzentrationen bei der Produktion, aber vor allem beim Handel, die im Wesentlichen rendite- und effizienzgetrieben sind. Aber weder steht uns das Öl sicher zur Verfügung, noch ist die weltweite Verfügbarkeit der Logistik sicher, noch ist die Verfügbarkeit billiger Arbeitskräfte sicher. Es ist deshalb ökonomisch nicht vernünftig, Unternehmen, Geschäftsmodelle und Wohlstand davon abhängig zu machen.
    Ökologisch: Unabhängig von der Klimadiskussion sind die Energierohstoffe von heute stark verschmutzend. Wir haben ein Riesenproblem mit den Kunststoffen, die allesamt aus Öl gemacht werden. Die Kunststoffe sind fast alleine dazu da, Produkte billiger zu machen und den
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