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Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Titel: Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)
Autoren: Uli Burchardt
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viel wird dieses Holz eines Tages wert sein? Wie viel wird der Baum den anderen Bäumen nutzen? Wenn ich einen Baum ausgewählt habe, der in hundert Jahren gefällt werden und Ertrag bringen soll, dann muss ich dafür sorgen, dass es ihm in den nächsten Jahrzehnten gut geht.
    Ein paar der Faktoren dafür sind: Der Stamm muss beschattet sein. Die Krone braucht Licht. Der Boden braucht Feuchtigkeit. Der Baum muss vor Frost und Wind geschützt sein. Es müssen die richtigen Bäume um ihn herumstehen, die nämlich alle unterschiedliche pH-Werte im Boden erzeugen. Dadurch können die richtigen Mikroorganismen und Pilze im Boden gedeihen, mit denen der Baum in Symbiose lebt.
    Der Baum braucht ein komplettes Ökosystem. Wenn der Förster es schafft, so in das Ökosystem einzugreifen, dass er es einerseits lenkt, es andererseits intakt, komplex, vielschichtig und feinstrukturiert erhält, dann wächst optimal Holz an dem Stamm. Will der Förster also, dass es dem einen wertvollen Baum gut geht, dann muss er dafür sorgen, dass es auch allen anderen Organismen gut geht.
    Um das zu schaffen, muss der Förster demütig einsehen, dass er niemals ganz verstehen wird, wie dieses wunderbare System funktioniert. Er muss einfach akzeptieren: Er braucht den kompletten Wald mit all den Würmern, Pilzen, Nährstoffen, Bakterien, Moosen, Flechten, Insekten und so weiter und so weiter. Er kann nichts weglassen und nichts hinzufügen. Ein Wald ist ein multidimensionales Wirkungsgefüge, millionenfach komplexer als ein Weizenfeld.
    Wenn zwei Bäume zu nah beieinanderstehen, dann kann ich einen davon wegnehmen, damit sich die Krone des ausgewählten Baumes entwickeln kann. Denn die Krone korrespondiert mit der Wurzel. Nur der Baum, der eine große Krone hat, kann eine große Wurzel entwickeln und stabil, dauerhaft und ertragreich wachsen.
    Der Waldbau ist die Königsdisziplin des Försters. Er braucht dazu Kopf, Herz und Hand – und viel Geduld. Sein Lohn ist eines Tages der Zustand der »biologischen Automation«: Die Ernte des einen, wertvollen Baumes schafft genau das richtige Licht für das Wachstum seines Nachfolgers – Ertrag schafft automatisch neuen Ertrag. Das ist eine überlegen effektive, konkurrenzlos kostengünstige, umwerfend elegante und absolut nachhaltige Form der Bewirtschaftung. Wenn er sie erreicht hat, dann, aber erst dann, darf sich der Förster fast ganz aufs Ernten konzentrieren.
    Holz wächst an Holz

    Die Wirtschaft ist wie ein Wald. Wenn Sie Wirtschaftsteilnehmer sind, ob als Unternehmer oder als Konsument, ob als Händler oder als Produzent, ob als Politiker oder als Marketingexperte – Sie müssen als Erstes erkennen: Wovon leben Sie eigentlich?
    Sie werden feststellen, dass Sie ganz am Ende der gedanklichen Kette
nicht
von Erdöl und
nicht
von Geld leben. Sie leben genauso wie jeder andere Mensch von Luft und Wasser und Kartoffeln und Bier und Fisch und Eiern und Fleisch und Milch und Karotten und Salat und manchem mehr. Und weil Sie ein Mensch sind, brauchen Sie ein Dach über dem Kopf und einen fahrbaren Untersatz, Kleidung auf der Haut und Schuhe an den Füßen, Wärme und Kühlung, Strom und Licht. Sie brauchen einen Schrank und einen Hammer, ein Fenster und eine Treppe, eine Regenjacke und eine Brille, ein Türschloss, eine Uhr und vielleicht eine Espressomaschine und manches mehr. Diese Dinge machen das Leben lebenswert, sofern es wertvolle Dinge sind.
    Und als Nächstes müssen Sie akzeptieren: Die Wirtschaft, inklusive Ihnen selbst, das ist ein ganzes System, ein lebendiger Organismus. Es braucht alle, die darin ihre Rolle spielen. Es braucht die Metzger und die Bauern, die Fischer und die Förster, die Handwerker und die Fabriken, die Läden und die Großmärkte, die Konzerne und die Familienbetriebe, die Banken und die Berater, die Forschungslabore und die Schrottplätze, die Lehrer und die Krankenschwestern – einfach alles und jeden. Wer will, dass es dem einen gut geht, der muss dafür sorgen, dass es allen gut geht.
    Wer aber das ganze System aus dem Gleichgewicht bringt, weil er eine Sorte Wirtschaftsteilnehmer stark bevorzugt und andere stark benachteiligt, der verändert das ganze System in Richtung verminderte Vielfalt, Armut, Monokultur, Wüste.
    Egal, an welcher Stelle des komplizierten Wirtschaftskreislaufs Sie sind: Ihre Entscheidung für den billigsten Preis, für die niedrigsten Kosten, für die höchsten Renditen, für den mittelmäßigsten Mainstream, für den Opportunismus und
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