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Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Titel: Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)
Autoren: Uli Burchardt
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Honigbienen noch leistungsfähiger zu machen – und so die Rendite beim Honigexport zu erhöhen. Das gelang auch, aber schon 1957 entkamen 26 Schwärme mit afrikanischen Königinnen und flüchteten in die brasilianische Wildnis, wo sie erstaunlich gut überlebten, sich rasch ausbreiteten und einheimische Bienenarten verdrängten. Die ursprünglich in Süd- und Mittelamerika lebenden staatenbildenden stachellosen Bienen sind heute vom Aussterben bedroht und mit ihnen viele Pflanzenarten, die durch sie bestäubt werden.
    Die afrikanischen Anteile in den Bienenschwärmen sind dominant und verdrängten auch innerhalb der Völker die europäischen Anteile beinahe vollständig. Die Bienenschwärme, die aus der Einkreuzung resultierten – Wissenschaftler schätzen ihre Zahl auf mehr als eine Milliarde Bienenvölker –, sind hoch aggressiv, denn sie stechen nie vereinzelt oder alleine, sondern greifen immer mit fast dem ganzen Schwarm an und verfolgen ihre Opfer über mehrere Kilometer, sodass man schnell mehrere Hundert Stiche abbekommt. Ab ungefähr 500 Stichen stirbt ein Kind. Alleine in Brasilien sterben pro Jahr ungefähr 200 Menschen durch die eingeführten Bienen.
    Mittlerweile haben sich die sogenannten »Killer-Bienen« über den gesamten Subkontinent ausgebreitet und bevölkern auch schon die Südstaaten der USA. Nur der Winterfrost wird sie vor einer weiteren Ausbreitung nach Norden abhalten. Die vielen Tausend Opfer der afrikanisierten Honigbiene starben aber immerhin für einen ganz bestimmten Zweck: die Rendite der Lebensmittelindustrie.
    Umso besser also, wenn man es mit einem europäischen, besser noch mit einem deutschen und viel, viel besser noch mit einem regionalen Honig zu tun hat. Bio hin oder her. Denn Bio verhält sich zu regionaler Nähe wie Salz zu Suppe. Salz ist gut. Aber zunächst mal brauche ich die Suppe, sonst habe ich nichts zum Salzen. Denn Regionalität verbraucht viel weniger Energie und erhält Strukturen, die sich, wenn sie mal vernichtet sind, nicht wieder so leicht aufbauen lassen.
    Für die Imker wäre der Absatz über die Supermärkte direkt vor Ort anstatt über global operierende Lebensmittelkonzerne außerdem ideal. Ein kleiner Imker kann vielleicht zwei, drei Supermärkte versorgen. Aber die Supermarktketten haben mit kleinen Produzenten nun mal ein Problem. Die können das logistisch gar nicht verarbeiten, denn deren Einkaufssysteme sind auf wenige Großlieferanten eingestellt und nicht auf viele Tausend kleine.
    Whole Foods aus den USA zeigt aber, dass es geht, und zwar in ganz großem Stil. Ein Unternehmen mit 9 Milliarden Euro Umsatz, das kleine Imker zu seinen Lieferanten zählt und diese sogar bisweilen mit Kleinkrediten unterstützt, damit sich eine kleinteilige, hochqualitative regionale Produzentenstruktur erhalten kann. Die Verkäufer in den Whole Foods Markets sind auch so fit, dass sie genau wissen, woher ihre Produkte stammen. Sie können den Kunden bisweilen sogar die eine oder andere Geschichte von dem speziellen Imker erzählen, dessen Gläser da im Regal stehen. Ausgerechnet die Amis können das besser als wir …
    Na, jedenfalls freute ich mich über meinen Schwarzwaldhonig und genoss ihn immer mal wieder zum Frühstück.
    Dann, einige Wochen später, machte ich eine grausige Entdeckung: Ich starrte auf den Deckel meines Schwarzwaldhonigs, der auf dem Frühstückstisch stand. Ich hatte zufällig einen Blick darauf geworfen und fand da eine relativ unleserliche Schrift, die auf den Deckel aufgeprintet war, so ähnlich wie man das von Haltbarkeitsdaten kennt. Da stand: »Herkunft: Italien/Brasilien«.
    Nein! Ich will keinen Honig aus Italien, und erst recht keinen aus Brasilien! Aber ich kann mich als Konsument doch nicht mit jeder Kartoffel, Nudel, Milch und mit jedem Glas Honig en détail beschäftigen. Ich kann mir auch nicht merken, welches der zig Gütesiegel jetzt glaubwürdig ist und welches nicht. Ich habe auch vergessen, wie die Firma gleich noch mal hieß, die letzte Woche mit diesem Lebensmittelskandal in der Zeitung war.
    So, und das ist der Punkt: Um mich zu orientieren, bin ich auf die Händler angewiesen. Das sind doch die Profis, das wäre ihr Job! Die Händler müssen die Auswahl tätigen und dafür geradestehen. So wie Whole Foods das mit Freude tut.
    Einer ist immer der Depp

    Handel ist bisweilen ein schmutziges Geschäft. Natürlich ist mit dem Schwarzwaldhonig aus Brasilien alles juristisch korrekt und unangreifbar abgelaufen, denn es
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