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Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Titel: Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)
Autoren: Uli Burchardt
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Transport zu vereinfachen. Unsere natürlichen Ressourcen bewirtschaften wir nicht mit weitem Horizont, sondern beuten sie auf dem gesamten Globus kurzlebig aus: Überfischung, Landübernutzung und Flächenversiegelung, Abholzung der Regenwälder, Zerschneidung von Biotopen und Vernichtung von Lebensräumen, Verlust von Tier- und Pflanzenarten, Erosion, Trinkwassermangel, Luftverschmutzung, Staubstürme, Schäden durch eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten, Giftrückstände in der Nahrungskette, Antibiotika-Resistenzen bei Krankheitserregern. Die Liste ließe sich fortsetzen. Profit gegen Tod und Vernichtung einzutauschen, geht nicht lange gut.
    Ethisch-sozial: Die Eisscholle, auf der wir leben, ist in einer Schieflage, und der größte Teil der Menschen droht abzurutschen. Laut einer Studie des Credit Suisse Research Institute besitzen knapp 10 Prozent der Weltbevölkerung über 80 Prozent des Weltvermögens. Und die Schere geht immer weiter auseinander. In der Schweiz beispielsweise gibt es Vermögenswerte von 3,3 Billionen US-Dollar. Es gibt über 600 000 Schweizer Dollar-Millionäre und fast 4000 superreiche Schweizer mit Vermögen über 50 Millionen US-Dollar. Und das bei nur 7,8 Millionen Einwohnern. Aber in der Demokratischen Republik Kongo beträgt das Bruttonationaleinkommen pro Kopf 290 US-Dollar. Pro Jahr.
    Der Ursprung der viel zu extremen und immer noch extremer werdenden Schere zwischen Arm und Reich lässt sich ablesen an den reichsten Ländern der Welt, gemessen am Bruttonationaleinkommen pro Kopf: Die ersten drei sind Norwegen, das Emirat Kuwait und das Sultanat Brunei. (Luxemburg, das die Statistiken meist anführt, ist weit weniger reich als allgemein vermutet, denn in Luxemburg sind die Hälfte aller Beschäftigten Grenzgänger, deren Einkommens-, Steuer- und Abgabenbeträge in die Statistiken einfließen, deren Summe aber nur durch die Anzahl der »echten« Einwohner dividiert wird, was das Land im Ergebnis doppelt so reich aussehen lässt, wie es ist.) Und wovon leben die 5 Millionen Norweger, die knapp 3 Millionen Kuwaitis und die 400 000 Einwohner Bruneis? Vom Erdöl.
    Die nächsten drei in der Rangliste sind Singapur, die USA und die Schweiz. Diese drei Länder beherbergen laut der City of London Corporation vier der sieben wichtigsten Finanzplätze der Welt, nämlich die Städte New York City, Singapur, Chicago und Zürich. Die Superreichen werden reich durch Erdöl oder durch Geld, das Geld verdient. Wer Öl hat, wird reich. Und wer reich ist, wird immer noch reicher.
    Die Symptome der ethisch-sozialen Schieflage sind zahlreich, ich will hier nur drei erwähnen: Erstens Hunger – die nächste große Hungerkatastrophe der Welt droht in der ungebrochen wachsenden Bevölkerung Indiens, die bereits 1,2 Milliarden Menschen groß ist und sich aus eigener Kraft nicht mehr ausreichend ernähren kann. Zweitens Kinderarbeit – laut UNICEF arbeiten weltweit 190 Millionen Kinder unter 14 Jahren, vor allem in der Landwirtschaft, in kleinen Werkstätten, in Fabriken, in Steinbrüchen, im Straßenverkauf und als Dienstmädchen. Drittens Wanderarbeiter – beispielsweise arbeiten rund 250 Millionen Wanderarbeiter und Tagelöhner vom Land ohne Niederlassungsbewilligung, ohne Arbeitsvertrag, ohne Gesundheitsversorgung und unter miserabler, unregelmäßiger oder ausbleibender Bezahlung fern ihrer Familien in Chinas Millionenstädten. Auf dem Elend dieser Menschen ist unser Billigsystem aufgebaut.
    Wir in Deutschland, in einem der am höchsten entwickelten Länder der Welt, fühlen uns in der Mehrheit überhaupt nicht reich. Wer heute bei null anfängt, schafft es kaum, zwanzig Jahre später ein eigenes Haus zu besitzen. Wir werden, gemessen an unseren Lebenshaltungskosten, schlecht bezahlt für sehr effiziente und sehr wertschöpfende Tätigkeiten und können uns vergleichsweise wenig leisten: Viele Einkommen in den Sozialberufen, im Dienstleistungsbereich, im Einzelhandel oder in der Gastronomie sind katastrophal. Es gibt immer mehr vor allem freiberufliche Akademiker, die sich halbtot arbeiten, und es reicht gerade mal zum Leben. Meine Wahrnehmung ist, dass die wenigsten, auch nicht die gut ausgebildeten, eine Chance haben, nennenswert Reserven aufzubauen, wie es noch unsere Elterngeneration konnte.
    Meine Eltern kauften sich 1977 ein Haus für 250 000 D-Mark, also 128 000 Euro. Das Bruttoinlandsprodukt hat sich seitdem etwa vervierfacht, das verfügbare Einkommen pro Arbeitnehmer und Jahr aber nur
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