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Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Titel: Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)
Autoren: Uli Burchardt
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Oder dürfen die Bienen vielleicht nur unter einem Plastikzelt fliegen, in dem sie mit kontrolliert biologischökologischem Nektar gefüttert werden? – So ein Humbug! Aber was soll’s …
    Als Hersteller wies sich die Honig-Wernet GmbH in Waldkirch/Schwarzwald aus, also tatsächlich Schwarzwaldhonig aus der Region. Waldkirch liegt bei Freiburg und ist von mir zu Hause ungefähr 100 Kilometer weit weg, das kann vielleicht gerade noch als regional durchgehen. Und es ist in jedem Fall besser als ein Honig vom Marktführer Fürsten-Reform, der mit seiner Marke »Langnese-Honig« über 100 Millionen Euro Umsatz im Jahr macht und schon auf seiner Website zugibt, dass die Lieferanten »aus den unterschiedlichsten Regionen in aller Welt« stammen – ohne Angabe, ob es sich dabei um Uruguay, Indien oder Rumänien handelt.
    Ich nahm also das Gläschen mit: 500 Gramm für 6,50 Euro, nicht gerade ein Schnäppchen, aber auch nicht teuer für ein regionales Produkt, das offenbar fachgerecht hergestellt worden war.
    Echt süß

    Honig ist eine tolle Sache. Er kann nicht in einer Fabrik hergestellt werden, sondern nur von dem altehrwürdigen, wunderschönen Berufsstand des Imkers und zwar auf ursprünglichste Weise. Honig wird kaum bearbeitet, sondern lediglich gesammelt und möglichst unerhitzt geschleudert. Er entsteht nur in unmittelbarem Kontakt mit der Natur. Wo es keine Freiflächen und Wälder mehr gibt, gibt es auch keine Blüten und keine Bienenvölker. Stadt-Honig jedenfalls habe ich noch nirgends gesehen.
    Honig besteht aus ungefähr 200 verschiedenen Inhaltsstoffen. Neben verschiedenen natürlichen Zuckersorten sind das Proteine, Enzyme, Mineralstoffe, Aminosäuren, Vitamine und Aromastoffe. Laut Gesetz darf in Deutschland dem Honig nichts hinzugefügt oder entzogen werden, er ist also automatisch zu 100 Prozent naturbelassen. Er ist bei sachgemäßer Behandlung gesund, kann sogar als Heilmittel verwendet werden, weil er eine leicht entzündungshemmende Wirkung hat. Ungefähr anderthalb Kilo pro Kopf verbrauchen wir in Deutschland. Mehr als in jedem anderen Land der Welt.
    Honig ist ein uraltes Lebensmittel, das schon in der Steinzeit zur Nahrungsergänzung diente. Spätestens 7000 Jahre vor Christi Geburt wurden die ersten Bienenvölker kultiviert. Honig gehört zur Kulturgeschichte der Menschen wie das Feuer, der Hund und das Rad. Dort, wo wir waren, waren immer auch Bienen in unserer Nähe, und so hatten wir durch all die Jahrtausende fast überall auf der Welt immer etwas Süßes zu essen.
    Aber die Honigkultur scheint uns nicht so wichtig zu sein. In Deutschland gibt es nur noch wenige Imker. Der Selbstversorgungsgrad bei Honig liegt bei uns nach unterschiedlichen Angaben nur noch zwischen 12 und 20 Prozent. Das bedeutet, dass im Saldo 80 bis 88 Prozent des verbrauchten Honigs eingeführt werden – ein Musterbeispiel der renditegetriebenen Globalisierung mit der Begleiterscheinung des Kulturverlusts. Wenn man da einmal Honig von einem Imker aus der Region findet, muss man eigentlich sofort zugreifen.
    Zumal in den Hauptherkunftsländern Argentinien, Mexiko und Brasilien der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen im Freiland weit verbreitet ist. Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen sind aber laut einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom September 2011 auf dem Honig mit »Enthält gentechnisch veränderte Organismen« auszuweisen, wenn der Pollen im Honig zu mehr als 0,9 Prozent von gentechnisch veränderten Pflanzen stammt. Das würde einen Honig nahezu unverkäuflich machen. Also schreibt es niemand drauf. Der Schluss, dass es darum auch keinen Honig mit genveränderten Bestandteilen gibt, ist aber wohl eher naiv.
    Honig darf außerdem überhaupt nicht in Verkehr gebracht werden, wenn die gentechnisch veränderten Pflanzen, von denen Spuren im Honig gefunden werden, in der EU gar nicht zugelassen sind. Das trifft aber auf viele Pflanzen in Nord- und Südamerika zu. Der Honigverband hat deshalb bestätigt, dass ca. 5 Prozent der Honige in Deutschland überhaupt nicht mehr verkauft werden dürften. Ich glaube, das ist eine sehr vorsichtig geschätzte Zahl.
    In Süd- und Mittelamerika gab es interessanterweise ursprünglich gar keine stachelbewehrten Honigbienen, so wie wir sie kennen, sie wurden erst nach der Conquista aus Europa eingeführt. Im Jahr 1956 importierte dann das brasilianische Agrarministerium 120 Bienenköniginnen aus Afrika, um sie einzukreuzen und damit die europäischen
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