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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story
Autoren: Gina French
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dich immer vor mir versteckt und mich herumrennen und nach dir suchen lassen.«
    Daran kann ich mich erinnern; dass ich mich zu meiner Großmutter nach Hause geflüchtet oder stundenlang unter
einem der Betten versteckt habe. Von dort aus hörte ich, wie meine Mama nach mir rief.
    Unser Haus war sehr spärlich möbliert. Papa war nicht nur Bauer, sondern auch Tischler, und er machte uns Betten und ein Sofa aus dem Holz von unserem Land, was der Familie viel Geld sparte. Es wäre uns nicht möglich gewesen, in einem Geschäft Möbel zu kaufen. Wenn er uns keine Betten geschreinert hätte, hätten wir auf dem Boden schlafen müssen.
    Die Schule war einen Kilometer von unserem Haus entfernt; es dauerte lang, dort hinzulaufen, als unsere Füße noch klein waren. Raul und ich machten uns zum Mittagessen auf den Heimweg, aber wenn wir ankamen, war es schon wieder Zeit, in die Schule zu gehen. Wenn wir dann im Klassenzimmer ankamen, war es fast wieder Zeit, erneut nach Hause zu gehen. Einen Großteil des Tages verbrachten wir also damit, je nach Witterung durch den Staub oder durch die Pfützen hin und her zu laufen, wobei wir unsere paar Bücher umklammerten und uns pausenlos unterhielten.
    Da wir nichts hatten, um unsere Schulsachen zu transportieren, stritten wir uns erbittert um jeden Plastikbeutel, den mein Vater am Ende eines Arbeitstags manchmal mit nach Hause brachte. Wir passten ab, ob er kam, und wenn wir sahen, dass er etwas in einem Beutel dabeihatte, veranstalteten wir ein Wettrennen, um als Erstes bei ihm anzukommen und ihn um den Beutel zu bitten. Wenn Raul das Wettrennen gewann, war ich immer total wütend und schlug ihn, bis er entweder das wertvolle Stück herausrückte oder es ihm gelang, mir zu entkommen.
    In unserer Familie galt die Regel, dass wir, wenn wir nicht in der Schule waren, alle mit unserem Vater die fünf
Kilometer zu unserem Stück Land in den Bergen hinaufkraxeln mussten, um ihm bei der Arbeit zu helfen und Bananen, Yams, Holz oder was wir sonst noch schleppen konnten, nach Hause zu schaffen, damit unsere Mutter daraus etwas kochte oder es zum Markt brachte. Die Arbeit war hart, und mir tat davon alles weh. Manchmal betete ich, dass ich krank würde, damit ich zu Hause bleiben durfte und von Mama umsorgt würde. Wenn ich krank war, bekam ich bisweilen sogar einen Keks oder eine Süßigkeit, während alle anderen außer Haus waren, Leckereien also, die normalerweise nicht erlaubt waren. Gleichzeitig wollte ich aber auch einen Weg finden, um meinen Eltern die Arbeit zu erleichtern.
    »Wenn wir nicht arbeiten«, sagte Papa immer, wenn wir uns beklagten, dass wir zu müde seien, »dann haben wir nichts zu essen.«
    Manchmal stand ich einfach da und starrte in die Wolken. Ich stellte mir dann vor, wie mein Leben wohl aussehen würde, wenn ich erst größer wäre, und was ich tun könnte, um meinen Eltern das Leben zu erleichtern. In meinen Gebeten bat ich Gott um Hilfe. Meine Eltern waren sehr religiös, vor allem meine Mutter. Wir gingen jede Woche in die katholische Kirche San Vicente, und zu Hause hatte meine Mutter eine kleine, lädierte Engelsfigur, vor der sie jeden Abend kniete.
    »Kinder«, sagte sie immer, »kniet euch hinter mich.«
    Ich gehorchte nur zu gern, denn ich wollte unbedingt Gott zu Gefallen sein, damit er mir vielleicht half, mir und meiner Familie das Leben zu erleichtern.
    Trotz all der Schwierigkeiten war unseren Eltern daran gelegen, dass wir eine so gute Ausbildung wie nur möglich bekamen.

    »Ihr wollt ja wohl nicht euer ganzes Leben lang oben in den Bergen schuften wie wir«, sagte Papa immer zu uns. »Ihr braucht eine Ausbildung, damit ihr einen anständigen Job kriegt und ins Ausland reisen könnt.«
    Ich hatte keine Ahnung, welche Art Job die beiden meinten oder wohin sie glaubten, dass wir reisen würden, und ich habe meine Zweifel, dass sie es selbst wussten, aber Papa wurde immer sehr ärgerlich, wenn ich eine schlechte Note nach Hause brachte. Da ich seinem Zorn unter allen Umständen entgehen wollte, zeigte ich ihm immer nur die guten Noten und fälschte ansonsten seine Unterschrift; ich sagte ihm dann, dass wir in der Woche keine Noten bekommen hätten.
    Die Leute redeten immer davon, ins Ausland zu gehen, um dort zu arbeiten, und es sorgte für enormes Ansehen, jemanden in der Familie zu haben, der Geld nach Hause schickte. Ich staunte stets über solche Geschichten, wenn jemand zu Besuch zu uns nach Hause kam. Manila hörte sich für mich ebenso fremd
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