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Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)

Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)

Titel: Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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eines Siebenjährigen hinausgegangen. Er konnte gerade seinen Namen schreiben und ein wenig lesen, wobei er Comics und Märchen bevorzugte. Er konnte bis hundert zählen, hatte jedoch mit dem Rechnen Schwierigkeiten und schaffte gerade des kleine Einmaleins.
    Randy hatte gearbeitet wie ein Ross und gefuttert, dass es Phoebe manchmal angst und bange geworden war. Er war gern umhergestreift, auch nachts, und später behaupteten Leute, er habe in Schlafzimmer gespäht und Liebespaare beobachtet.
    Phoebe konnte sich das nicht vorstellen. Soweit sie es bemerkt hatte, hatte ihr Bruder nie Interesse an sexuellen Dingen gezeigt. Doch dann war er eines vormittags völlig verstört zu ihr gekommen, die gerade mit der Egge am Traktor einen Acker eggte. Randy hatte Blut an den Händen gehabt.
    »Sue-Ann«, hatte er gestammelt. »Hinter der Scheune. Sie hat mir was zeigen wollen...«
    Phoebe hatte die Egge hochgezogen, ihren Bruder auf den Traktor genommen und war sofort zur Farm gefahren. Sue-Ann Nolan, eine Siebzehnjährige, die an sich in San Antonio wohnte, jedoch öfter mal zu Verwandten in der Nähe auf deren Ranch weilte, hatte fast nackt hinter der Scheune gelegen.
    Sie war erwürgt worden. Phoebe erinnerte sich bis zum heutigen Tag an den Anblick.
    »Hast du das getan?«, fragte sie ihren »großen« Bruder, der doch so hilflos war.
    Randy hatte genickt.
    Angstvoll hatte er Phoebe angeschaut und gestammelt: »Du bringst das für mich in Ordnung, Phoebe. Mach, dass sie wieder aufsteht, ja? Ich habe ihr nichts Böses tun wollen. Sie war schon ein paar Mal da und hat mit mir gesprochen. Sie tanzte vor mir herum und verspottete mich, weil ich so groß und so stark und doch kein richtiger Mann sei. Dann hat sie sich ausgezogen. Ich fasste sie an, und sie schrie plötzlich los.«
    Randy war tapsig. Er kannte seine eigene Kraft nicht. Phoebe hatte erlebt, wie ihm Arbeitsgeräte zwischen den Händen zerbrachen oder wie er ganz in Gedanken die Gabel beim Essen verbog oder ein Glas zerdrückte.
    »Ich bat sie, sie sollte ruhig sein und hielt sie fest um ihr zu sagen, dass sie keine Angst vor mir zu haben brauchte. Aber sie schrie immer lauter und kratzte und trat. Da packte ich sie am Hals, weil mich ihr Schreien in den Ohren schmerzte. Plötzlich bewegte sie sich nicht mehr. – Zuerst tätschelte ich ihr die Wangen, bespritzte sie mit Wasser aus dem Brunnen, um sie aufzuwecken, und redete ihr zu. Dann bin ich zu dir gelaufen.«
    Randys zurückgebliebener Verstand bemühte sich, die Situation zu erfassen.
    Er fragte: »Phoebe, habe ich sie totgemacht?«
    »Ja«, sagte Phoebe, die tief erschüttert war.
    Sie wollte ihren Bruder in dieser Situation nicht belügen.
    »Dann... dann bin ich ein böser Mann?«, fragte Randy. »Dann kommt der Sheriff und nimmt mich mit. Sie sperren mich ein bei Wasser und Brot und kommen jede Nacht und schlagen mich ganz fürchterlich.«
    Die Stories von den Misshandlungen im Gefängnis hatte Randy von dem Knecht Custer erzählt bekommen. Custer war nicht von der Überzeugung abzubringen, dass Inhaftierte grundsätzlich geschlagen würden.
    »Niemand wird dich schlagen«, sagte Phoebe. Wie ein Kloß steckte es ihr im Hals. »Ich lasse dich nicht im Stich. Du brauchst dich nicht zu fürchten, Randy. Aber ich muss den Sheriff verständigen, denn das ist eine Geschichte, die ich anders nicht in Ordnung bringen kann.«
    Phoebe hatte seit dem Tod ihrer Eltern alles für Randy geregelt, was anfiel. So war sie mit zur Musterungsbehörde gefahren, als er durch ein Versehen doch seinen Gestellungsbefehl erhielt und hatte die Zuständigen dort überzeugt, dass man ihn nicht bei der Army gebrauchen konnte. Sie hatte ihm seine Kleider eingekauft, ihm die Arbeit zugewiesen, aufgepasst, dass er sich ordentlich wusch und immer sauber angezogen war und sich seinem Intelligenzgrad entsprechend sinnvoll beschäftigen konnte.
    Phoebe hatte dafür gesorgt, dass ihr Bruder zufrieden leben konnte, und dass ihm nichts fehlte. Vor allem hatte sie aufgepasst, dass er nicht verspottet wurde.
    Nach jener Tat, als der Sheriff und die Beamten von der Mordkommission aus San Antonio erschienen, die er hinzugerufen hatte, war Phoebe mit ihrem verhafteten Bruder nach San Antonio gefahren. Natürlich musste Randy ins Gefängnis. Phoebe tröstete ihn, so gut sie es konnte, und bemühte sich um psychiatrische Gutachten und einen erstklassigen Strafverteidiger.
    Um das alles zu bezahlen, hatte sie eine Hypothek auf die Farm aufgenommen.
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