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Augenschmaus - Das Zombiedorf (German Edition)

Augenschmaus - Das Zombiedorf (German Edition)

Titel: Augenschmaus - Das Zombiedorf (German Edition)
Autoren: Chris van Harb
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und immer wieder befragten meine Kollegen mich zu dem Tathergang. „Ich sah nichts. Erst war es zu dunkel, dann zu hell.“
    „ Aber das Schmatzen klang wie das einer Frau?“, fragte Hanke, während er sich erschöpft auf mein Sofa plumpsen ließ und die Straßenschuhe auf den Wohnzimmertisch knallte. „Falls nicht, müssen wir davon ausgehen, dass es zwei Täter gibt. Vielleicht stecken der Pfarrer und die Mörderin unter einer Decke.“ Eine zwischen die Sofakissen gerutschte Pizzaschachtel pikste Hanke in den Po. Beiläufig schleuderte er sie auf den Boden, wo sich bereits ihre Geschwister stapelten. Mein noch vor wenigen Stunden trautes Heim, mein Zufluchtsort, meine Oase der Ruhe, verwandelte sich in eine stinkende Seemannsspelunke. Essensreste überall, Kaffeeflecken auf dem Holz, wabernder Zigarettenqualm. Es würde eine Ewigkeit dauern, dieses Chaos wieder in den Griff zu bekommen.
    „ Was ergab die Durchsuchung beim Pfarrer?“ Wenn schon Nachtschicht, dann wollte ich wenigstens auf dem neusten Stand sein.
    „ Seine Wohnung ist sauber. Aber der Keller ... meine Herren.“ Hanke tupfte sich mit einem vor Dreck stehenden Taschentuch Schweißperlen von der Stirn. „Dort entdeckten wir eine geheime Tür. Dahinter eine Kleiderkammer. Frauenklamotten soweit das Auge reicht. Von super sexy bis unscheinbar frigide. Meine Vermutung: Der Geistliche bedient sich seit längerem an der Garderobe Verstorbener.“
    „ Die Leiche?“
    „ Fehlanzeige. Aber sobald wir ihn schnappen, unterziehen wir seinen Wagen einer gründlichen Untersuchung und ich will einen Besen inklusive Kehrblech fressen, wenn wir keine passende DNA finden.“ Insgeheim hoffte ich, dass wir dem Gottesdiener Unrecht taten.
    „ Was unternahmen Sie, um den Verdächtigen zu stellen?“
    „ Großfahndung. Und Kollegen beobachten die Ein- und Ausfahrten von Schnorkheim, inklusive dem Pfarrhaus. Setzt er auch nur einen Zeh über die Dorfgrenze, schnappen Handschellen zu.“
    Das klang beruhigend.
    „ Tinas Eltern“, wollte ich wissen.
    „ Treffen morgen ein.“
    „ Und das Auge?“
    „ Auf dem Weg ins Labor.“
    Klare Fragen, klare Antworten. So mochte ich das.
    Eine halbe Packung Kaffee und unzählige Zigarettenschachteln später verließen die Kollegen meine Wohnung. Erschöpft fiel ich ins Bett und tauchte ein in einen wirren Traum. Flauschige Katzenbabys spielten mit an silbrigen Fäden herabhängenden Augäpfeln. Ihre spitzen Krallen bohrten sich in die schwabbeligen Sehorgane und bei jedem Hieb spritzte weißer Glibber auf den Boden.

5:03 Uhr
    „ Was ist das?!“
    „ Ein polizeiliches Siegel, welches zur Absperrung ...“ Ich stockte. Erst jetzt realisierte ich, wer da mit hochrotem Kopf und wutverzerrter Mine vor mir stand.
    „ Herr Pfarrer?“
    „ Ja, Frau Reifh. Warum durchsuchten Sie mein Haus?“
    Entweder träumte ich noch oder Hankes Definition von „zuschnappenden Handschellen“ war eine andere, als die meine. Im Gegensatz zum Gottesdiener, der einen braunen Pullover über einer grauen Cordhose trug, bekleidete mich nur ein Slip und ein Shirt. Daher erübrigte sich auch der Griff nach der Waffe. Ruhig bleiben , dachte ich und bat den Pfarrer zu mir in die Wohnung. Noch einmal sollte er uns nicht entkommen. Gerade als er die Türschwelle überschritt, fuhr der Zeitungsbote auf seinem Fahrrad vorbei und glotzte blöd. Natürlich. Ich, halb angezogen, gewährte dem Geistlichen mitten am frühen Morgen Einlass in meine Gemächer. So entstanden Gerüchte. Beim Weg durch den Flur schrie ich nach meinen Lebensgeistern. Schlagartig erwachten sie, als ich das Chaos im Wohnzimmer erblickte. Der Raum stank erbärmlich. Genau wie meine Haare und mein Mund. Mit gerümpfter Nase blieb der Pfarrer hinter mir stehen. „So ähnlich sieht es bei mir JETZT ebenfalls aus.“ Dicke Brillengläser ließen seine Augen ungewöhnlich fischig wirken. Strähnen des grauen Haars fielen ihm ins Gesicht und, konnte das sein? Der Pfarrer trug Schminke?!
    „ Frau Reifh, ich erwarte eine Erklärung!“
    Mein aufreizendes Outfit missachtend hielt er mir erneut das Polizeisiegel unter die Nase.
    „ Einen Moment bitte“, stammelte ich und verließ so schnell wie möglich, ohne auffällig zu wirken, den Raum. Im Schlafzimmer wurde Hanke kontaktiert. Der schnaubte, motzte über die Kollegen, befahl mir, Ruhe zu bewahren. Toller Tipp. Bekleidet mit einem Morgenmantel, in dessen tiefer Tasche sich die Walther P 99 befand, ging ich zurück ins Wohnzimmer. Der
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