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Augenschmaus - Das Zombiedorf (German Edition)

Augenschmaus - Das Zombiedorf (German Edition)

Titel: Augenschmaus - Das Zombiedorf (German Edition)
Autoren: Chris van Harb
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um?“ Sämtliche Alarmglocken schellten in mir.
    „ Kalle“, ich ging in die Hocke und griff nach den Händen des Kleinen, „hast du Tinas Mörder gesehen?“ Unmerklich schüttelte er den Kopf. „Aber du weißt was darüber?“ Ein leichtes Zucken in seinen Schultern. „Du glaubst etwas zu wissen?“, bohrte ich nach. Er schwieg. Vorsichtig strich ich eine Strähne seines blonden Haars aus dem Gesicht. „Du musst keine Angst haben mir alles zu sagen. Wenn wir die Person schnappen, die für Tinas Tod verantwortlich ist, landet sie bis an ihr Lebensende hinter Gittern.“
    Das schrille Kreischen einer tobsüchtigen Kettensäge durchbrach das morgendliche Vogelgezwitscher. Mein SMS-Ton. Erschrocken wich Kalle zurück und rannte die Straße hinunter. Verdammt.
    Tinas Eltern erreicht. Sind traurig. Hanke . Wer hätte das gedacht. Meinen Kollegen in Gedanken verfluchend stieg ich in den alten Opel Corsa und fuhr Richtung Tatort. Kalle schien etwas zu wissen. Am Abend nach meiner Befragungsrunde wollte ich ihm und seinen Eltern einen unverfänglichen Besuch abstatten. Soweit das im Rahmen einer Mordermittlung möglich war.

14:07 Uhr
    „ Ich schlief.“
    „ Sehr schade um das hübsche Mädchen.“
    „ Gar nix. Weder gehört noch gesehen.“
    „ Ich gehe immer sehr früh zu Bett. Tut mir leid.“
    „ Traurig. Wirklich. Traurig.“
    Zettel um Zettel meines Notizblocks füllten sich mit belanglosen Informationen. Niemand wusste irgendetwas. Alle schlummerten sie tief und fest, während nebenan ein schrecklicher Mord geschah. Zur verspäteten Mittagsstunde steuerte ich den Kleinwarenladen an. Um das Grummeln meines Magens in den Griff zu bekommen, gönnte ich mir eine Bananenmilch und dazu ein mit Pudding gefülltes Kaffeestückchen. Eigentlich stand mir der Sinn nach labbrigen Hamburgern mit fettigen Pommes, aber das suchte man in Schnorkheim vergebens. Trotzdem ließ ich es mir schmecken.
    Frisch gestärkt fuhr ich zum Anwesen des Milchbauern. Zeit die Hauptverdächtigen unter die Lupe zu nehmen.
    Seine Frau Bianca schob eine Schubkarre mit Kuhmist über den Hof, als ich mit meinem Wagen in die Einfahrt bog. Ihre Freude darüber, mich zu sehen, hielt sich in Grenzen. Nervös wischte sie sich mit der jaucheverschmierten Hand über die Stirn. Was ihrer Optik keinen Abbruch tat, da sie bei der göttlichen Schönheitsvergabe übergangen worden war. „Hast du einen Moment Zeit für mich?“ Ich zeigte auf die Bank vor der Eingangstür. Missmutig stellte Bianca die Schubkarre ab. „Dauert es lange?“ Während sie sich zu mir setzte, zückte ich den Notizblock. „Was kannst du mir über Tina Müller erzählen?“
    „ Jung, hübsch, freundlich ...“
    „ Und sie pflegte eine Affäre mit deinem Mann“, beendete ich den Satz per Holzhammermethode.
    Bianca schwieg. Natürlich.
    „ Es ist ein offenes Geheimnis, dass zwischen Tina und dem Milchbauern, was lief. Du bist die gehörnte Ehefrau. Das schmerzt.“ Null Reaktion. Nicht einmal der winzigste Hauch einer Gemütsbewegung, die darauf schließen ließ, dass Bianca nicht nur Dreck an der Stirn, sondern auch am Stecken hatte. „Wo warst du gestern Morgen zwischen ein und zwei Uhr?“ Laut Gerichtsmedizin Tinas Todeszeitpunkt.
    „ Zuhause. Im Bett.“
    „ Der Milchbauer kann das bestätigen?“ Sicherlich konnte er. Männer gaben ihren Frauen immer ein Alibi. Entweder aus Angst oder in der Hoffnung auf einen guten Fick. In Biancas Fall durfte Ersteres zutreffen, denn sie litt unter cholerischen Wutanfällen. Umso erstaunter war ich, als sie meine Frage verneinte.
    „ Wo b efand sich dein Mann?“
    „ Dazu möchte ich nichts sagen.“ Die getrocknete Jauche auf ihrer Stirn bröselte in kleinen Stückchen Richtung Boden. Aus dem Türeingang hüpfte Moritz. Der schwarz-weiße Hofkater. Schnurrend strich er um die Beine seines Frauchens. Mit einer erstaunlichen Zärtlichkeit griff sie nach dem Tier und setzte es auf ihren Schoß. Nein, so verhielt sich keine frischgebackene Mörderin. Aber es gab ein Geheimnis, das sie mir verschwieg. Den Kopf in den Nacken gelegt starrte ich gen Himmel. Dicke Schäfchenwolken zogen ihre Bahnen am hellblauen Firmament. Dazu ein frischer Sommerwind, der mir half, meine Gedanken zu sortierten.
    Dann, gleich einem Vorschlaghammer, der mit voller Wucht gegen eine Eisenwand knallt, sah ich plötzlich klar. Tina erpresste den Milchbauern! Sie liebte ihn, sah sich in der Verlegenheit, den Sohn des Winzers zu heiraten, setzte den
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