Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Augenschmaus - Das Zombiedorf (German Edition)

Augenschmaus - Das Zombiedorf (German Edition)

Titel: Augenschmaus - Das Zombiedorf (German Edition)
Autoren: Chris van Harb
Vom Netzwerk:
Vollmond seine Bahn am sternenklaren Himmel über Schnorkheim. Die Straßen, leergefegt. Nur eine Gruppe randalierender Kater zog durch das Dorf, um Konkurrenten aufzumischen. Hier und da hörte man ein Fauchen, danach ein Kreischen, das dem eines Babys erschreckend ähnlich klang. Straßenlaternen im Look antiker Lampen tauchten die idyllische Atmosphäre in ein romantisches Licht. Ansonsten herrschte beängstigende Stille.
    Während Hanke das Zuhause des Pfarrers auf den Kopf stellen ließ, fuhr ich zu Kalle und seinen Eltern. Mit Wut im Bauch, denn gerne wäre ich bei der Durchsuchung dabei gewesen. Immerhin kam der entscheidende Tipp zur Ergreifung des Leichenräubers von mir. Nun strich das Nilpferd alle Lorbeeren alleine ein. Bedauerlicherweise entkam der Pfaffe uns. Noch ehe die Straßenpolizei ihn abfangen konnte, verschwand er im Verkehrschaos von Neustadt. Die nächstgelegene Großstadt, wo sich auch meine Dienststelle befand. Shit happens. Früher oder später würden wir ihn schnappen.
    Im direkten Kontrast zum Haus der Familie Blorm sah mein dunkelgrüner Corsa mit handtellergroßen Rostflecken und Einparkspuren erbärmlich aus. Vor dem gelb getünchten Bau im Toskanastil wuchsen statt Deutscher Eichen, Palmen. Sandsteine säumten den Kiesweg zur Eingangstür um die sich, akkurat geschnitten, Weinreben rankten. Am Fuße der Treppe ein kniehohes Windlicht, das zitternde Schatten auf den Boden warf. Als ich die Autotür öffnete, schlug mir eine eisige Brise entgegen. Putenpickel kletterten über die Arme hinauf zum Genick. Für sämtliche Eventualitäten gefeit, fischte ich eine pinkfarbene Weste von der Rückbank. Sie zerstörte zwar mein seriöses Erscheinungsbild, aber besser das, als zu erfrieren. Beim Abschließen des Autos glaubte ich, einen Schatten hinter mir wahrgenommen zu haben. Die Hand an der Waffe wirbelte ich herum. Vor mir lag die in gelbes Licht getauchte, einsame Straße. Kein Mensch, keine Katze. Nur Spukgespenster meiner kriminalistischen Fantasie. Und der gereizten Nerven. Langsam glitt mein Blick über das skurrile Szenario. Linker Hand, der mit rot-weißen Bändern abgesperrte Tatort, an dem eine junge Frau auf bestialische Weise ihr Leben verlor. Rechts daneben der hübsche Prunkbau der Blorms. Schwarz / Weiß. Gut / Böse. Ein Dazwischen gab es nicht. Auf jedes positive Ereignis folgte ein negatives. Seit meiner Arbeit im Neustädter Morddezernat entwickelte ich mich vom Optimisten zum Realisten. Auch was die Liebe anging. Aber diese schmerzhaften Fehlgriffe standen auf einem anderen Blatt. Beziehungsweise auf anderen Blättern die einen Großteil meiner Lebenschronik in Anspruch nahmen.
    Gedankenverloren schritt ich über den Kiesweg, hin zu Kalles Wohnung. Die Steine unter meinen Schuhsolen knirschten. Ein, wie ich bemerkte, unschönes Geräusch. Es erinnerte mich an das Schaben der Knochensäge, welche Doktor Ronker zu Autopsien einsetzte. Plötzlich, wenige Meter links vor mir im Schatten des Hauses, hörte ich ein klackendes Schmatzen. Mit zusammengekniffenen Augen fixierte ich die dunkle Ungewissheit.
    Schmatz.
    Klack.
    Schmatz.
    Klack.
    Ein Igel? , überlegte ich. Oder ein Rentner, der sein Gebiss mit der Zunge an den Gaumen schob, welches sofort wieder nach unten rutschte. Wobei diese Möglichkeit eher unwahrscheinlich war. Schritt für Schritt ging ich weiter. Von der Brust in den Kopf geklettert hämmerte mein Herz in den Ohren. Ein Rascheln. Zweige brachen. Dann flammten gelbe Augen auf. Die Walther in der Hand entfuhr mir ein schriller Schrei. Unerwartet öffnete sich die Haustür und Kalle sprang in den Vorgarten. Mit seinem Erscheinen aktivierte er die Außenbeleuchtung. Das, was auch immer , jaulte auf und verschwand nach hinten durch den Garten. Vor meine Füße kullerte ein Gegenstand. Es dauerte eine Weile bis meine Sehnerven sich an die plötzliche Helligkeit gewöhnten. Den Jungen ins Haus schickend beugte ich mich nach unten und erstarrte. Zwischen meinen Schuhen lag ein Augapfel.

00:39 Uhr
    Der Grund meines Singledaseins: Männer sind a) unordentlich, b) unaufmerksam, c) nach zwei Jahren Beziehung interessiert sie das kurze Röckchen ihrer pubertierenden Sekretärin mehr, als die ausgeleierte Kuschelhose ihrer Freundin. Letzten Punkt verbannte ich vor drei Monaten aus meinem Leben. Die beiden anderen machten es sich gerade, trotz vehementer Proteste von mir, in meinem Haus gemütlich. Ob der neuesten Ereignisse rief Hanke eine spontane Teamsitzung ein. Immer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher