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Gefangene der Leidenschaft

Titel: Gefangene der Leidenschaft
Autoren: Ruth Langan
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1. KAPITEL
    Schottland, 1562
    Die plötzliche Stille an diesem friedlichen Sommernachmittag signalisierte Gefahr. Es war, als ob eine Wolke die Sonne verdunkelte. Der Gesang der Vögel war mit einem Mal verstummt. Selbst die Insekten, deren Gesumm und Gezirpe eben noch die Luft erfüllt hatte, schienen auf einmal verschwunden zu sein.
    Brenna MacAlpin zog den Dolch aus ihrem Gürtel. „Geh zur Burg zurück!“ zischte die Siebzehnjährige ihrer jüngeren Schwester zu. „Sofort!“
    Obwohl Megan oft gegen Befehle rebellierte, gehorchte sie diesmal ohne Widerrede. Der drängende Ton in Brennas Stimme bedeutete Gefahr. Keine Zeit für Fragen. Die Fünfzehnjährige sah Brenna nur kurz an und rannte los.
    Minuten später erschien ein großer Trupp bewaffneter Reiter auf der Kuppe des Hügels. Das Sonnenlicht brach sich in ihren glänzenden Schilden. Die erhobene Standarte zeigte das Wappen des verhassten Engländers Morgan Grey.
    Der „Wilde der Königin“, wie er allgemein genannt wurde, ritt auf einem schwarzen Hengst voraus. Er war ganz in Schwarz gekleidet. Sogar sein Haar und seine Augen hatten die Farbe des Teufels. Breite Schultern spannten sich unter dem Samtwams. Greys schlanker Körper war von vielen harten Kriegszügen gestählt.
    All das sah die junge Frau, und dennoch nahm sie nur eines wahr - die Spitze des Schwertes, das auf ihr Herz gerichtet war.
    „Großer Gott, Brenna. Wir werden angegriffen!“ schrie Megan ihr über die Schulter zu. „Lauf!“
    Doch Brenna rührte sich nicht vom Fleck. Nicht die Angst um ihr Leben lähmte sie, denn Krieg und Tod hatten sie ihr ganzes Leben lang begleitet. Sie bangte nicht um ihr eigenes, son-dern um Megans Leben. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie ihre jüngere Schwester auf die Burg zulief. Sie betete im Stillen, dass Megan die sicheren Mauern rechtzeitig erreichen würde.
    Die leise Stimme des Mannes klang drohend. „Es ist nicht meine Absicht, Euch etwas anzutun. Aber wenn Ihr dieses Messer nicht fallen lasst, sehe ich mich dazu gezwungen, Euch anzugreifen.“
    „Ja“, sagte sie genauso leise, als sie den Dolch zu Boden fallen ließ. „Das ist die Art der Engländer!“ In ihrer Stimme schwangen Wut und Verachtung mit.
    Er zog bei ihren Worten die Brauen zusammen.
    Als Brenna sah, dass Megan in Sicherheit war, stieß sie einen erleichterten Seufzer aus. Jetzt konnte sie dem Tod getrost ins Auge blicken. Sie hob stolz den Kopf. „Worauf wartet Ihr? Beendet Euer Werk. Ich habe keine Angst. Nicht vor Euch und nicht vor dem Tod und der Zerstörung, die Ihr über unser Land bringt!“
    Der Reiter starrte sie unverwandt an. Er sah sich der bezauberndsten Frau gegenüber, die er je gesehen hatte. Ihr ebenmäßiges Gesicht war von herrlichem schwarzen Haar umrahmt, das ihr in sanften Wellen bis auf die Hüften fiel. Ihre Haut war makellos wie feines Porzellan, ihr voller, trotzig vorgeschobener Mund wunderschön. Wie musste er erst aussehen, wenn er lächelte ... Und diese zierliche Taille, dieser verführerisch weibliche Körper. Ihre vollen Brüste hoben und senkten sich mit jedem Atemzug.
    Doch es waren vor allem ihre Augen, die ihn im Bann hielten. Augen von der Farbe der Heideblüten. Das Glitzern darin war kein Zeichen von Furcht, sondern von Stolz und hochmütigem Trotz.
    „Wir sind nicht hierher gekommen, um Euren Clan anzugreifen. Elizabeth, meine Königin, hat uns in einer Friedensmission hergesandt.“ Er ignorierte den verächtlichen Laut, den seine Worte hervorriefen. „Ich wünsche lediglich, dass Ihr mich in die Burg einlasst und mich dem Oberhaupt Eures Clans vorstellt.“
    „Zu welchem Zweck?“
    Er warf ihr einen Blick zu, vor dem unzählige Männer - von
    England bis Wales - in die Knie gegangen wären und um Gnade gefleht hätten. Aber dieses Mädchen zuckte nicht einmal mit der Wimper. Sie sah ihn nur an, mit blitzenden Augen und erhobenem Kinn.
    „Das werde ich mit Eurem Führer besprechen. Gehen wir!“ Er glitt aus dem Sattel und richtete das Schwert drohend auf Brenna.
    Sie wandte sich um, so dass ihm ihr Lächeln entging. Doch er bemerkte sehr wohl den weichen Schwung ihrer Hüften, als sie mit hoch erhobenem Kopf vor ihm her schritt.
    „Alden!“
    Auf seinen Ruf hin löste sich ein rotgesichtiger Mann mit einer strohähnlichen Haarmähne aus der Reiterschar.
    „Du kümmerst dich um die Männer!“
    Kurz darauf setzten die Soldaten sich in Bewegung und folgten ihm.
    Als sie vor den Toren der Burg ankamen, ertönte von innen ein
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