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Augenschmaus - Das Zombiedorf (German Edition)

Augenschmaus - Das Zombiedorf (German Edition)

Titel: Augenschmaus - Das Zombiedorf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris van Harb
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stand, bereitete mir Sodbrennen. Eine lästige Nebenerscheinung meines hektischen Lebens. Zum Glück gab es die kaubaren Wundertabletten.
    Von der Dorfgrenze bis zu den ersten Häusern musste ich noch einige hundert Meter fahren. Saftig grüne Wingerte säumten links und rechts die Straße. Im Herbst färbten sich ihre Blätter gelb und rot. Ein, wie ich fand, Feuerwerk der Farben. Beim Gedanken an das erste Glas Neuen Wein hob sich meine Stimmung. Schnorkheim lag mir am Herzen. So spießig seine Bewohner sich auch gaben, bei ihnen fühlte ich mich zu Hause. Umso schlimmer, dass eine durchgedrehte Irre es heimsuchte. Welche Beweggründe trieben eine Frau an, die solche Taten beging? Eifersucht? Rache? Beides traf auf Bianca zu. Der Mann nimmt sich eine jüngere, hübschere Gespielin, die Ehefrau beseitigt die Konkurrentin. Aber warum durchschnitt sie ihr nicht einfach die Kehle? Wieso diese ekelerregende Vorgehensweise? Und wo steckte die verschwundene Leiche?
    Jede Unebenheit der Straße leiteten die ausgeleierten Stoßdämpfer des Corsas ungefiltert an meine ebenfalls marode Wirbelsäule weiter. Zeit für ein neues Auto. Sentimentale Erinnerungen, die ich mit der schrottreifen Klapperschüssel verband, hin oder her. Völlig unerwartet kam mir Florian, mein Exfreund in den Sinn. Vor drei Monaten gab ich ihm den Laufpass, weil er ebenfalls glaubte, sich am Busen einer Jüngeren laben zu müssen. Trotzdem hätte ich der kleinen Büroschlampe niemals die Augen ausgesaugt. Obwohl ... Ein Leben ohne Florian erschien sinnlos. Nächtelang weinte ich mich in den Schlaf, hörte unsere Lieder, küsste seine Fotos und verbrachte mehr Zeit im Corsa als nötig. Unser erstes Mal verlebten wir auf einem kleinen Parkplatz mitten in den Weinbergen. Manchmal glaubte ich, noch immer das markante Aftershave von Florian in den Sitzen zu riechen. Aber diese selbstmelancholische Zeit lag hinter mir. Die Liebeskummernarben verheilten und es ärgerte mich, dass ich ausgerechnet jetzt an ihn dachte. Hol dich der Teufel , fluchte ich und rief mir Tinas zerfleddertes Gesicht in Erinnerung. Das half, um wieder zu Sinnen zu kommen.
    Kurze Zeit später fuhr ich auf den Hof des Milchbauern. Sich in der Sonne aalend lag Moritz vor dem Kuhstall. Bei Öffnen der Wagentür hörte ich das dumpfe Muhen der Milchproduzenten. Es schüttelte mich. Im Chor klangen ihre Laute beängstigend. Aktentasche unter den Arm geklemmt, Waffe entsichert, ging ich auf das Scheunentor zu. Moritz schlängelte sich schnurrend um meine Beine. Um sein Mäulchen eine dicke Schicht getrocknetes Blut. Was keinen Grund zur Panik bot, denn Samtpfoten erfüllten in Schnorkheim nur einen Zweck. Sie vernichteten Ratten und Mäuse. Ganz offensichtlich landete der Kater einen fetten Treffer. „Waidmannsheil“, sagte ich seinen Kopf tätschelnd. Er schnurrte lauter. Auf mein Anklopfen reagierte niemand. Unter starker Kraftaufwendung schob ich das Scheunentor zur Seite und trat ein. Beißender Urin und der Geruch von Dung schlugen mir entgegen. Von Bianca fehlte jegliche Spur. Was mir auffiel, die überprallen Euter der Kühe. Eventuell der Grund für ihr immer gequälter klingendes Muhen. An meine Fersen geheftet folgte Moritz mir zum Wohnhaus. Die Eingangstür stand offen. Auf den hellen Treppenstufen blutige Pfotenabdrücke des Katers. Weibliche Intuition: Hier lag doch was im Argen. Wieder klopfte ich an. „Bianca! Bist du da?“ Stille. Mit gezückter Waffe betrat ich das Gebäude. Vor mir ein langer, fensterloser Flur. Blumenverzierte Terracottafliesen ergaben eine harmonische Einheit mit der dunklen Wandtäfelung. Rechter Hand führte eine Treppe mit ausgetretenen, wurmstichigen Stufen in den ersten Stock. „Bianca! Hallo!?“ Ich lauschte. Eben noch im grellen Sonnenschein brauchten meine Augen eine Weile, um sich an die plötzliche Dunkelheit zu gewöhnen. Schritt um Schritt durchschlich ich den Gang. Vor der Tür mit Aufschrift Küche blieb ich stehen. „Hallo!“ Die Mündung der Walther P 99 an das Holz gelegt, drückte ich sie auf. Tisch, zwei Stühle, lange Arbeitsplatte und ein Herd. Vergilbte Blümchentapete zierte die Wand. An ihr ein Holzkreuz. Aber keine Bianca. Vorratskammer, Wohnzimmer, Waschküche. Nirgendwo traf ich die Herrin des Hauses. In meinem Magen bildete sich ein harter Klumpen, der Richtung Hals wanderte. Zurück im Flur blickte ich die steile Treppe hinauf. Um diese Uhrzeit lag eine Bauersfrau für gewöhnlich nicht im Bett. Schon gar nicht, wenn

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