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Aufgedirndlt

Aufgedirndlt

Titel: Aufgedirndlt
Autoren: Jörg Steinleitner
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ersten Geständnisse der bayerischen Polizeigeschichte handeln, das beinahe durchgehend gebrüllt wurde.
    »Natürlich hätte iche es diese Maddalena auch besorgt. Das du kannste glaube mir. Aber diese durchgeknallte Ossi-Tussi hatte ja auf eine Male geschosse wie wild. Iche bin doch nixe lebemüde! Denke nur, Frau Polizist, Tausende Frauen wolle mit mir schlafe, auch deutsche, da musse iche doch nix schlafe mit Frau, wo schießt! Bine iche bescheuert?«
    Dank dieser Aussage bestätigte sich die Vermutung der Ermittler: Madleen Simons Tod stand in unmittelbarer Verbindung mit Sex. Und zwar Sex, bei dem Gewalt mit im Spiel war.
    Doch dies war nicht der einzige Glücksfall, der die Polizisten beflügelte. Denn am nächsten Tag erhielten sie eine Nachricht aus dem Krankenhaus, die vor allem Anne unbeschreiblich erleichterte: Tom Garner war aus dem Koma erwacht. Und wie es den Anschein hatte, würde er von dem fast tödlichen Zweikampf mit Anne keine langfristigen gesundheitlichen Schäden davontragen. Seine Vernehmung wurde gleich für den Folgetag ins Auge gefasst.
    Als Anne das Krankenzimmer in Begleitung von Sebastian Schönwetter und Sepp Kastner betrat, war sie überrascht, nicht nur die Mutter des Verdächtigen neben dessen Bett sitzen zu sehen, sondern auch noch einen Fremden. Der Mann im dunklen Anzug mochte um die vierzig sein, obwohl seine Haare bereits fast weiß waren. Doch das Gesicht des Anwalts, denn das war er, wie sich herausstellte, war wesentlich jünger. Und offensichtlich hatte der Strafverteidiger bereits ganze Arbeit geleistet, denn er ließ es gar nicht erst zu einer Befragung kommen: Sein Mandant sei noch schwach, man müsse ihn bitte schonen. Aber er, der Anwalt, habe schon eine schriftliche Erklärung seines Mandanten aufgesetzt, die, so viel könne er verraten, in weiten Teilen als Geständnis einzuordnen sei. Er bitte die Ermittler aber trotzdem noch um ein wenig Zeit, er wolle mit seinem Mandanten das Ganze noch einmal detailliert durchsprechen.
    Tatsächlich hielt der Anwalt Wort. Am nächsten Tag verlas Sebastian Schönwetter vor dem versammelten Ermittlerteam eine umfassende und von Tom Garner mit krakeliger Schrift unterzeichnete Erklärung:
    »Ich, Tom Garner, gebe diese Erklärung ab, weil ich Angst habe, dass man mich des Mordes an Madleen Simon beschuldigen könnte. Ich bin aber kein Mörder. Nicht einmal ein Totschläger. Die ganze Sache ist ein Unglück, das nie hätte passieren dürfen. Um dies verstehen zu können, will ich zunächst die Ereignisse des ganzen Abends, der dem Unglück vorausging, schildern:
    Mein Freund Silvio Massone und ich haben an besagtem Abend in München bis etwa einundzwanzig Uhr zu Abend gegessen. Dann sind wir an den See gefahren, wo wir uns auf dem Fest unter die Leute gemischt haben. Dort habe ich auch Madleen Simon kennengelernt. Wir haben uns gut verstanden. Madleen war schon ziemlich betrunken. Trotzdem hat sie vorgeschlagen, gemeinsam schwimmen zu gehen. Sie kenne eine schöne Stelle. Also sind wir an das Ufer unterhalb von Gut Kaltenbrunn gefahren. Silvio war auch mit dabei, er kann alles bezeugen.
    Als wir dort waren, wollte Madleen nicht mehr schwimmen, da sie es zu kalt fand. Wir saßen nebeneinander und haben auf den See und seine Ufer geschaut, die wegen des Festes vor lauter Lichtern nur so funkelten. Es war romantisch. Da hat Madleen angefangen, mich zu küssen. Ich sage dies ausdrücklich: Sie war es, die mit den Zärtlichkeiten begonnen hat. Wir haben zuerst nur im Sitzen geknutscht. Dann haben wir uns aber in den Kies gelegt, und irgendwann habe ich mir die Hose und Madleen ihr Kleid ausgezogen und wir haben miteinander geschlafen. Ich betone, dass das zu hundert Prozent freiwillig war!
    Silvio ist währenddessen im Auto gesessen und hat, glaube ich, gekifft oder sich sonst was reingepfiffen. Wir waren schon fast am Einschlafen, da ist der Silvio plötzlich mit einer Pistole dagestanden und hat von Madleen verlangt, dass sie jetzt auch mit ihm schläft. Ich glaube nicht, dass er das ernst gemeint hat. Er ist eigentlich nicht brutal oder gewalttätig. Silvio hat auch noch gesagt, dass wir Brüder seien und alles teilen würden, auch die Frauen.
    Obwohl das natürlich Quatsch ist, hat Madleen sich nicht direkt geweigert, mit ihm zu schlafen, sie hat aber gesagt, dass wir erst etwas trinken und einen Joint rauchen sollten. Damit war Silvio einverstanden, und er hat Dope und eine Dose mit einem Wodka-Mixgetränk geholt. Anschließend hat er
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