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Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)

Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)

Titel: Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)
Autoren: Spencer Quinn
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plötzliche Licht hatte sie wahrscheinlich geblendet. Nein, kein Zweifel, da unten saß sie, an eine Wand gelehnt. Und noch was: Sie war festgekettet, die Kettenglieder waren deutlich zu erkennen. Ach ja, und dann noch was: Sie hatte einen Streifen Klebeband über dem Mund.
    Bernie zischte – hatte ich das bei ihm schon mal gehört? –, und vielleicht gab ich auch einen Laut von mir, ein wütendes Knurren, denn Bernie machte erneut »Schhh«.
    Er kniete sich hin und drückte gegen das Fenster, nicht sehr fest. Nichts passierte. Es gab alle möglichen Arten von Fenstern; ich hatte noch nie eins aufgemacht, es nicht mal versucht. Scheiben – eine andere Geschichte, auch wenn man genau genommen nicht sagen konnte, dass ich von denen, durch die ich durchgesprungen war, eine aufgemacht hatte.
    Bernie drückte fester gegen das Fenster, dann schlug er mit der flachen Hand gegen den Rahmen. Das Fenster blieb zu. Er zog sein Hemd aus, faltete es zusammen und drückte es an das Glas. Dann hob er die Taschenlampe und schwang sie wie einen Hammer mit dem Stiel voran. Das Glas zersplitterte, aber nicht sehr laut. Dann war es ganz kurz still, und dann landeten die Scherben klirrend auf dem harten Kellerboden. Wir standen ruhig da und lauschten. Eine Fernsehstimme sagte: »Pass und Punkt für die Aggies.« Bernie griff durch das Loch im Glas – überwiegend Loch mit ein paar gezackten Scherben, die im Rahmen steckten – und fummelte außerhalb meines Blickfelds mit angestrengtem Gesicht an irgendetwas herum. Dann drückte er wieder gegen den Rahmen. Dieses Mal schwang das Fenster auf.
    »Nein, Chet«, sagte Bernie, nicht laut, aber nachdrücklich. Und außerdem zu spät: Ich war schon durchgesprungen.
    Im Landen war ich seit jeher gut, falls Sie sich das nicht schon gedacht haben. Ein bisschen mehr Licht hätte vielleicht nicht geschadet, aber ich landete trotzdem genau so auf dem Boden, wie ich es mag – zuerst die Vorderpfoten, dann schnell einen Buckel machen, bevor die Hinterpfoten auftreffen –, und praktisch ohne Geräusch. Ehrlich gesagt, denke ich über all das – Vorderpfoten, Hinterpfoten – gar nicht nach. Es passiert einfach.
    Hinter mir hörte ich Bernie durch das Loch klettern. Ich lief schnurstracks zu Suzie und drückte mich an sie. Sie gab einen Laut von sich, kein Weinen, irgendwie komplizierter und schwer zu beschreiben, aber ich wusste, dass sie wusste, wer ich war: Chet! Chet the Jet! Und Suzie war am Leben! Hatten wir das erwartet? Ich glaubte nicht, aber vielleicht hatte ich was falsch verstanden.
    Bernies Taschenlampe blitzte auf. Er kam angerannt und beugte sich über Suzie, richtete die Taschenlampe auf sie, ohne ihr in die Augen zu leuchten. Keine Wunden, kein Blut, aber es schien ihr nicht gutzugehen. Das sah ich sofort, genau wie die Ketten, die von Rohren an der Decke hingen und an ihren Handgelenken befestigt waren. Bernie kniete sich vor Suzie – genauer gesagt neben sie, weil ich vor ihr saß, irgendwie sogar ein bisschen auf ihrem Schoß –, schob langsam und vorsichtig den Zeigefinger unter eine Ecke des Klebebands und zog es von Suzies Mund. Ihre Blicke trafen sich, und obwohl Bernie keine Heulsuse war und Suzie ziemlich sicher auch nicht, dachte ich, als Nächstes würden Tränen kommen.
    Aber es kamen keine. Stattdessen fuhr sich Suzie mit der Zunge über die Lippen – ganz trocken und rissig – und fragte mit heiserer, krächzender Stimme: »Warum hast du so lange gebraucht?«
    »Ich bin ein Idiot«, gab Bernie zur Antwort.
    Bernie ein Idiot? Auf keinen Fall. Er streckte die Hand aus, strich ihr über die Haare. Dann sah er sich um. Es gab nicht viel zu sehen: ein fast leerer Keller mit einer einfachen Holztreppe ohne Geländer, die zu einer geschlossenen Tür am oberen Ende führte. Bernie stand auf und inspizierte die Stelle, an der die Ketten an den Deckenrohren befestigt waren. Kupferrohre: Kupfer hatte einen speziellen Geruch, den ich von einem Fall kannte, bei dem wir in einer Gegend mit Kupferminen zu tun gehabt hatten. Bernie griff nach oben, umklammerte eines der Kupferrohre und begann zu ziehen. In diesem Augenblick ging draußen eine Hupe los. Tuut tuut – tuut tuut tuut – tuut tuut.
    »Mist«, sagte Bernie. »Ich hab doch nicht etwa das falsche Kabel rausgerissen?« Der klügste Mensch weit und breit – nur dann vielleicht nicht, wenn es um die Dinge unter einer Motorhaube ging. Aber jetzt war keine Zeit, darüber nachzudenken, selbst wenn ich gewusst hätte, wo
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