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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung
Autoren: Burk Michael
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sie zum Whitney-Museum geführt hatte? Oder der schiere Zufall? Patrick hielt es jetzt für nicht wichtig.
    Bedeutsamer war ihm die Tatsache, daß seit dem Auftauchen der beiden Männer im Haus absolute Stille herrschte. Offenbar hatten sie sowohl den alten Pförtner ausgeschaltet als auch das sonstige Personal, das um diese frühe Tageszeit wahrscheinlich nur aus Putzfrauen bestand. Das wiederum deutete auf einen dritten Mann hin, der inzwischen wohl die anderen Anwesenden im Haus in Schach hielt.
    Diesen Dritten kalkulierte Patrick in seinen Befreiungsplan mit ein.
    »Wo befindet sich hier im Haus das Medikament?« fuhr Gomes May von neuem an.
    »Ich weiß wirklich nichts.«
    »Hm.« Gomes war sich ihrer prekären Lage bewußt.
    Er stellte sich näher an Menendez, und sie legten mit gedämpften Stimmen auf spanisch ihr weiteres Vorgehen fest.
    Sosehr sich Patrick auch anstrengte, er konnte nicht ein einziges Wort davon erfassen, sie sprachen einfach zu leise.
    Nachdem sie sich abgesprochen hatten, trat der untersetzte Gomes auf May zu und drückte ihr den Lauf seiner Waffe in die Seite. »Du wirst vorangehen, wohin ich dir befehle! Okay?«
    Sie nickte und wagte nicht zu atmen, weil sie fürchtete, daß sich aus der Waffe unter Umständen sogar versehentlich ein Schuß lösen könnte. Sie sah elend aus. Ihre Wangen waren jetzt noch hohler als vorhin. Das Gesicht schien nur noch aus den dunklen Augen zu bestehen. Die glatten schwarzen Haare unterstrichen diesen Eindruck. Gegenüber dem kräftigen, stämmigen Gomes wirkte sie klein, hilflos und zerbrechlich.
    »Wo gibt es hier einen Kühlschrank?« Gomes verlieh seiner Frage Nachdruck, indem er May mit dem Pistolenlauf anstieß.
    »Dort drüben bei der Ablage«, sage sie sichtlich erleichtert, weil ihr bekannt war, daß der Schrank keinerlei Hinweis auf das Superfexon enthielt.
    Gomes öffnete ihn, warf einen Blick hinein, suchte vergebens nach einem doppelten Boden und warf die Tür nach einer Weile verärgert wieder zu.
    »Wo ist der nächste?« Wieder stieß er May den Lauf der Waffe in die Rippen.
    »Ich kenne keinen anderen«, antwortete sie beklommen.
    »Wo ist noch ein Kühlschrank?« wandte sich Gomes mit drohender Stimme an die anderen, aber niemand antwortete ihm. »Okay«, stieß er grimmig zwischen den Zähnen hervor, »dann dort hinüber«, und er dirigierte May in Fridkins Büro.
    Nach wenigen Minuten erkannte er, daß es dort für ihn nichts zu suchen gab. Er leitete May auf den Flur hinaus und weiter in den nächsten Raum.
    Inzwischen bewachte Zenon Menendez die drei Menschen in Cecilias Vorzimmer. Er fühlte sich dabei offenbar in seiner Haut nicht wohl. Die unruhigen Augen, ab und zu ein Zucken um die Mundwinkel, die Hände in beinahe ständiger Bewegung – Patrick registrierte es mit Genugtuung. Die Nervosität des anderen ließ ihn abgeklärt werden.
    Auf einmal hatte er einen Einfall. Er erinnerte sich, daß Fridkin und Cecilia französisch sprachen. Er wollte erforschen, ob auch Menendez diese Sprache beherrschte.
    Er wartete ab, bis Gomes außer Hörweite war. Dann stellte er Menendez auf die Probe. »Ist euer Leben zu Hause nicht beschissen? Hast du wirklich noch nicht begriffen, was für ein armer Idiot du bist?«
    Schon nach dem ersten Satz aber war ihm klar, daß Menendez kein Französisch sprach. Denn Menendez schrie ihn zwar an, er solle ruhig sein – »Hocico!« was soviel hieß wie »Schnauze!« –, aber nichts in seinem Gesicht deutete darauf hin, daß er sich gekränkt fühlte.
    Patrick war jetzt die Ruhe in Person. Als spreche er zu sich selbst, gab er an Fridkin und dessen Sekretärin auf französisch Anweisungen weiter und forderte sie auf, ihre Zustimmung dazu durch ein kurzes Räuspern auszudrücken.
    Aus Fridkins Gesicht war alles Blut gewichen. Er wagte kaum zu atmen. Er hatte Angst. Dennoch bestätigte er mit einem schwachen Räuspern sein Einverständnis für Patricks Plan. Cecilias Räuspern war lautstark. Sie nahm die Angelegenheit nach wie vor lediglich als unliebsame Unterbrechung des Alltags.
    Menendez stand der Situation verzweifelt gegenüber. Er zielte mit seiner Pistole von einem zum anderen, schrie auf Patrick ein: »Callarse la boca!« und »Stop!«, aber Patrick behielt die Nerven und sprach ruhig weiter.
    Mit schweißnasser Stirn und fahrigem Blick drehte Menendez durch. Er trat auf Patrick zu und hieb ihm den Lauf der Pistole über die Schläfe. Patrick aber hatte mit dem Schlag gerechnet, konnte in letzter
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