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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art
Autoren: Leena Lehtolainen
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Glück ging es das letzte Stück bergab. Von den Passanten erntete ich mitleidige Blicke.
    In unserem Garten war alles wie vorher. Antti lag immer noch mit seinem Lyrikband in der Sonne. Einstein schlief, den Schwanz in der Sonne, Kopf und Körper im Schatten, und nahm keine Notiz von mir.
    »Das ging ja schnell«, sagte Antti träge. »Wollen wir jetzt schwimmen? Hey, was ist denn los?« Endlich hatte er von seinem Buch aufgeblickt.
    In knappen Worten erzählte ich, was passiert war. Anttis Gesicht wurde merkwürdig schief, eine Weile brachte er kein Wort heraus. Mir war plötzlich kalt, auch die Katze wurde unruhig. Wütend schlug sie mit dem Schwanz und fauchte eine Schwalbe an, die herausfordernd über sie hinwegflog.
    »Du meinst wirklich, Armi ist tot … ermordet?«, fragte Antti schließlich. Die Stimme wollte ihm nicht gehorchen, es war, wie wenn am Klavier eine Saite klemmt. »Bist du sicher?«
    »Ich bin ja nicht die Einzige, die ihren Tod festgestellt hat, die halbe Kripo war da.«
    »Weiß Kimmo es schon?«
    »Die Polizisten werden es ihm inzwischen gesagt haben. Sie haben mich nach Armis Angehörigen gefragt, da hab ich Kimmo genannt.«
    »Ich muss zu ihm!« Antti sprang auf.
    »Nein! Überlass das der Polizei. Die anderen darfst du jetzt auch noch nicht anrufen, die Hänninens oder …«
    »Warum denn nicht?«
    »Das war ein Mord! Also gibt es auch einen Täter, und das war sehr wahrscheinlich jemand, den Armi gekannt hat, dem sie Saft angeboten hat.«
    »Herr im Himmel, nicht schon wieder! Ich halt das nicht nochmal aus, letzten Sommer meine Freunde und jetzt meine Verwandten! Lasst mich doch alle in Ruhe mit euren Morden!«
    Antti stürmte ins Haus, und durch das offene Fenster hörte ich, wie er in sein Arbeitszimmer im Keller rannte. Wir hatten ausgemacht, dass ich es nur im äußersten Notfall betrat. Antti sollte ungestört bleiben können, wenn ihm danach zumute war.
    Ich fühlte mich im Stich gelassen. Zum Teufel nochmal, ich war doch diejenige, die Trost brauchte! Immerhin hatte ich die Leiche gefunden. Sicher, ich hatte Armi kaum gekannt und konnte daher nicht recht um sie trauern, aber über eine Leiche zu stolpern war trotz meiner Polizeierfahrung ein aufwühlendes Erlebnis. Und jetzt tat Antti gerade so, als hätte ich Armi ermordet! Meine Wut verdrängte die Übelkeit, ich marschierte in den Schuppen und fing an, Holz zu hacken.
    Nachdem ich einige Klötze klein gehackt hatte, meldeten sich Hunger und Durst. Inzwischen hatte ich mich beruhigt und ging unter die Dusche, um mir den Schweiß abzuspülen. Ich konnte Antti ja verstehen. Im letzten Sommer war sein bester Freund ermordet worden, und die Täterin war eine seiner Bekannten. Natürlich war das ein schlimmes Erlebnis gewesen, es steckte uns beiden noch in den Knochen. Ein Routinefall war dieser Mord auch für mich nicht gewesen, aber Anttis Leben hatte er völlig durcheinander gebracht. Dass der Fall uns beide zusammengeführt hatte, war der einzige positive Aspekt.
    Ich schmierte mir ein paar Wurstbrote und trank eine Flasche alkoholarmes Bier. Bei allem Verständnis, Antti hatte sich eben verdammt blöd benommen. Es war doch nicht meine Schuld, dass Armi ermordet worden war!
    Es sei denn … es sei denn, Armi hätte mit dem, was sie mir beim Abschied nachrief, etwas anderes gemeint, als ich dachte. Vielleicht wollte sie mich gar nicht über meine Beziehung zu Antti und über Hochzeitspläne aushorchen, nicht mit einer gleichfalls verliebten Frau reden, sondern mit einer Juristin und Expolizistin? Dann wäre irgendwer, der dieses Gespräch verhindern wollte, kurz vor mir zu Armi gegangen. Jemand, der bei Hänninens auf der Geburtstagsfeier gewesen war und gehört hatte, wie wir uns für zwei Uhr verabredeten …
    Ich überlegte gerade, wer uns gehört haben könnte, als das Telefon klingelte.
    »Kimmo hier, hallo«, sagte eine verzagte Stimme.
    »Kimmo! Es tut mir ja so Leid! Möchtest du zu uns kommen? Oder willst du mit Antti sprechen?«
    »Nein, mit dir. Ich bin verhaftet worden, wegen Mordes an Armi. Kann ich dich als Anwältin haben?«
    »Verhaftet? Hast du es getan?«
    »Nein!« Kimmo weinte fast. »Aber ich … Komm her, Maria, dann erklär ich’s dir.«
    »Wo bist du?«
    »Auf dem Polizeipräsidium von Espoo, in Nihtisilta.«
    »Ist ein Polizist in der Nähe? Gib ihm gleich mal den Hörer. Ich komme, so schnell ich kann, in einer halben Stunde bin ich bei dir. Halt die Ohren steif! Und sag kein Wort mehr!«
    Der Beamte,
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