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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)
Autoren: Mark Hodder
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sindüberall. Aber die sind Ihr geringstes Problem. In ein paar Tagen wird Ihre schöne, saubere Uniform von Läusen verseucht sein, und Sie werden das Gefühl haben, bei lebendigem Leib gefressen zu werden. Wo ist nur der verflixte Teekessel? Ah, hier!«
    Der kleine Mann machte sich an einem Kocher zu schaffen. Das Licht offenbarte, dass er strahlend blaue Augen besaß.
    Baker trat an den kleineren der beiden Tische, der an der Wand stand. Darauf befand sich eine Waschschüssel. An einem Nagel unmittelbar darüber hing ein Spiegel. Baker wollte sich darin betrachten, doch aus irgendeinem Grund konnte er sich nicht konzentrieren. Entweder ließen seine Augen nicht zu, dass er sich sah, oder er war nicht wirklich hier.
    Er ging zum anderen Tisch in die Mitte des Unterstands und setzte sich.
    »Diese Sporen«, sagte er. »Was sind sie? Woher kommen sie?«
    »Streng genommen heißen sie A-Sporen. Die Deutschen züchten riesige Pilze, eine eugenisch veränderte Form der gemeinhin als Knollenblätterpilz bekannten Art, oder auch Amanita bisporigera , falls Sie lateinische Fachausdrücke bevorzugen. Die Pilze sind tödlich, und dasselbe gilt für ihre Sporen. Atmet man sie ein, wird man binnen Sekunden von Erbrechen, Krämpfen, Wahnvorstellungen, Zuckungen und Durchfall heimgesucht. In weniger als zehn Minuten ist man tot.«
    »Botanische Waffen? Erst das Unkraut, dann noch Pilzsporen. Wie grauenhaft erfindungsreich!«
    Der andere Mann musterte Baker mit verwirrter Miene. »Aber es ist doch allgemein bekannt, dass die Deutschen vorwiegend Rüstung auf botanischer Grundlage betreiben. Und gelegentlich mit mutierten Tieren.«
    »Tatsächlich? Tut mir leid. Wie gesagt, ich leide unter nahezu völligem Gedächtnisverlust. Sie haben zuvor etwas namens Schnapper erwähnt   …«
    »Oh. Hm. Ja. Fleischfressende Pflanzen. Sie gehören zu den ersten von den Deutschen entwickelten Waffen. Ursprünglichwaren es Kampffahrzeuge, die in ganz Afrika eingesetzt wurden. Eines Tages sind sie spontan mutiert und haben ihre Fahrer verschlungen, was irgendwie dazu geführt hat, dass sie rudimentäre Intelligenz erlangt haben. Danach haben sie sich rasant ausgebreitet und sind mittlerweile für beide Seiten eine Gefahr. Wenn Sie einen Schnapper sehen und keinen Flammenwerfer zur Hand haben, dann rennen Sie um Ihr Leben. Besonders in der Seenregion, wo man Sie gefunden hat, sind sie weit verbreitet.« Der Journalist verstummte kurz, dann fügte er hinzu: »Mir war nicht bewusst, dass Ihr Gedächtnis so völlig versagt. Wie geht es Ihnen körperlich? Wie fühlen Sie sich?«
    »Schwach, aber es wird besser, und die Augenentzündung hat sich gelegt. Als ich im Lazarett das Bewusstsein erlangt habe, war ich halb blind. Dieses vermaledeite Gebrechen plagt mich seit Indien immer wieder mal.«
    »Sie sind in Indien gewesen?«
    Baker runzelte die Stirn und rieb sich das Kinn. »Ich weiß es nicht. Das ist gerade aus dem Nichts in meinem Kopf aufgetaucht. Aber ja, es fühlt sich so an, als wäre ich dort gewesen.«
    »Indien, du meine Güte! Sie hätten dort bleiben sollen. Könnte durchaus sein, dass sich dieses Land noch als die letzte Bastion der Zivilisation des gesamten Planeten erweist! Sind Sie dem Korps dort beigetreten?«
    »Ich glaube schon   …«
    In der Ferne ertönte ein Donnerschlag, dann noch einer und noch einer. Der Boden erzitterte. Der Berichterstatter blickte zur Decke.
    »Artillerie. Erbsenmörser. Feuern vom Stadtrand von Daressalam aus.«
    »Abgeleitet von bandar es-salaam , soviel ich weiß«, murmelte Baker. »Das bedeutet Hafen des Friedens. Welch eine Ironie.« Lauter sagte er: »Die Landschaft und das Klima sind mir irgendwie vertraut. Sind wir südlich von Sansibar? Liegt in der Umgebung ein Dorf namens Mzizima?«
    »Ha! Mzizima und Daressalam sind ein und dasselbe, Baker! Unglaublich, dass der Tod des britischen Empires seinen Ursprung an einem so unbedeutenden kleinen Ort genommen hat, nicht wahr? Und jetzt sind wir wieder hier.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es wird allgemein vermutet, dass es der Ort ist, an dem der Weltkrieg begonnen hat. Haben Sie sogar das vergessen?«
    »Ja, ich fürchte, das habe ich. Er hat in Mzizima begonnen? Wie ist das möglich? Wie Sie richtig sagen, ist es ein kleiner, unbedeutender Ort.«
    »Also erinnern Sie sich zumindest noch daran, wie Daressalam früher gewesen ist?«
    »Ich erinnere mich daran, dass die Ortschaft früher kaum mehr als eine Ansammlung von Bienenkorbhütten
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