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Auf der Insel der Sehnsucht

Auf der Insel der Sehnsucht

Titel: Auf der Insel der Sehnsucht
Autoren: Sandra Marton
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Natürlich konnte ich nicht geradeheraus nach Geld fragen, das sagte ich ihr auch, und sie wollte sich dann mit einem Collier von Tiffany’s bezahlen lassen. Das reichte ihr. Bis ich dann verunglückte und sie dachte, ich sei tot. Da rechnete sie sich wohl aus, dass da noch mehr zu holen sei als nur ein Collier.“
    Ivy sah das Entsetzen auf Damians Miene. Sie ertrug es nicht länger. Sie drehte sich auf dem Absatz um und floh.
    Und hörte keine Schritte, die ihr nachkamen.
    Damian folgte ihr nicht. Kays Story war eine abscheuliche Mischung aus Halbwahrheiten und Lügen, und Damian glaubte ihr alles.
    Ivy rannte durch den alten Flügel des Palastes und durch die große Empfangshalle. Esias rief ihr etwas zu, doch sie hörte den alten Hausdiener gar nicht. Sie rannte zum Portal, weiter nach draußen, die Freitreppe hinunter und den Weg entlang, der zum Flugfeld führte, außer sich vor hilfloser Wut.
    „Ivy!“
    Jetzt waren Schritte zu hören. Doch als sie auch Damians Stimme erkannte, wusste sie, sie würde ihm nicht in die Augen sehen können.
    Deshalb hatte sie ihm ihr letztes Geheimnis noch nicht gesagt: weil sie den Ausdruck in seinem Blick nicht ertragen würde, wenn er sich fragte, was für eine Frau das sein musste, die ein Baby empfing und dann bereit war, es wegzugeben.
    „Ivy!“
    Doch sie blieb nicht stehen. Sie verlor einen Schuh, kickte den anderen fort und lief barfuß weiter, nicht darauf achtend, dass die scharfen Kiessteine ihr in die Fußsohlen schnitten. Der Schmerz war nichts im Vergleich zu der Qual in ihrem Her zen.
    „Ivy, verdammt …“
    Kraftvolle Arme schlangen sich von hinten um sie.
    „Nein! Damian, nicht …“
    Er drehte sie zu sich herum, seine Miene im Mondlicht war hart und starr wie das Gesicht einer Statue.
    „Ivy“, sagte er noch einmal, dann küsste er sie.
    Im ersten Moment wehrte Ivy sich, doch dann schluchzte sie auf und ließ sich gegen ihn sinken. Erstickt flüsterte sie seinen Namen, und dann erwiderte sie den Kuss mit all der Liebe, die sie in ihrem Herzen fühlte.
    „Glyka mou“ , fragte er schließlich mit bebender Stimme, „wohin willst du denn?“
    „Weg. Weg von hier, weg von all den Lügen …“
    Er hielt ihr Gesicht mit beiden Händen und küsste sie erneut. „Ich liebe dich. Das ist keine Lüge.“
    „Wie kannst du mich noch lieben, jetzt, da du weißt …“
    „Erinnerst du dich nicht, was ich heute Nachmittag sagte? Dass ich dich auch dann lieben würde, nachdem du mir dein letztes Geheimnis anvertraut hättest? Dass ich dich auf immer lieben werde?“
    „Aber das Baby …“
    „Ist unser Baby.“ Ein Lächeln hellte sein Gesicht auf. „Es ist wirklich und wahrhaftig unser Baby, nicht wahr?“
    „Ja, das ist es, Damian. Es war schon immer unser Baby.“
    „Du hast es für Kay getan, oder?“
    Sie nickte. „Ja und nein. Ich tat es auch für mich. Ich war überzeugt, ich würde nie heiraten. Niemals mit einem Mann schlafen, niemals Kinder haben. Und ich dachte, wenn ich das jetzt tue, wenn ich dieses Baby zur Welt bringe, dann werde ich nach außen hin seine Tante sein, aber in meinem Herzen wissen, dass ich seine Mutter bin. Auch wenn das Kind es nie erfahren sollte.“
    „Liebling, du zitterst.“ Damian zog sein Jackett aus und legte es ihr über die Schultern. „Lass uns zurückgehen.“
    „Nein, erst will ich dir alles erzählen.“ Ivy holte tief Luft. „Ich ließ für Kay also die … die Prozedur vornehmen. Doch kaum fand ich heraus, dass ich wirklich schwanger war, wusste ich, was für einen schrecklichen Fehler ich begangen hatte. Mir wurde klar, dass ich das Kind nie würde aufgeben können.“ Sie legte ihre Hand schützend auf ihren Bauch. „Mein Kind.“
    „Und meines“, fügte Damian leise hinzu.
    Ivy nickte. „Und deines. Ich rief Kay an, flehte sie an, dir die Wahrheit zu sagen. Sie dagegen bestand nach wie vor darauf, dass wir eine Abmachung hatten. Es sei zu spät, sagte sie. Und dann …“
    „Dann verunglückte sie“, ergänzte er. „Du dachtest, sie sei tot. Du hast darauf gewartet, von mir zu hören, weil du ja davon ausgingst, ich wüsste von dem Baby.“
    „Ja, ich glaubte, du wüsstest es. Wenn auch nicht die ganze Geschichte. Kay wollte nicht, dass du erfährst, dass ich in Wirklichkeit die leibliche Mutter bin.“
    „Doch ich meldete mich nicht.“
    „Ich nahm an, du seist über den Verlust am Boden zerstört. Dass du sie angebetet hast, genau wie sie sagte. Und ich dachte, ich bin es dir schuldig, dir
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