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Auf der Insel der Sehnsucht

Auf der Insel der Sehnsucht

Titel: Auf der Insel der Sehnsucht
Autoren: Sandra Marton
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Vielleicht steht heute ja sogar trippa alle savoiarda auf der Karte.“
    Lucas schüttelte sich angewidert. „Was ist los, Aristedes? Ist Pasta nicht mehr gut genug für dich?“
    „Kutteln sind eine Delikatesse, du Ignorant.“
    Und damit verfielen sie mühelos in den gutmütigen Schlagab tausch, der durch jahrelange Freundschaft ermöglicht wird.
    „Ganz wie in alten Zeiten“, meinte Lucas.
    Nichts wird mehr wie in den alten Zeiten sein, dachte Damian still, doch er ließ es auf sich beruhen und schenkte seinem Freund einen freundlichen Blick.
    Die hintere Nische war gemütlich wie immer, und auch Kutteln standen auf der Karte. Doch Damian bestellte sie nicht. Bei Innereien schüttelte es ihn ebenso wie Lucas.
    Die Fopperei gehörte einfach zu ihrer Freundschaft. Dennoch, nachdem sie das Essen bestellt hatten und die Drinks vor ihnen standen – ein doppelter Wodka auf Eis für Damian und ein Whiskey ohne Eis für Lucas –, fehlte ihnen der Gesprächsstoff.
    „Also“, setzte Lucas dann schließlich an, „was gibt’s Neues bei dir?“
    Damian zuckte die Achseln. „Nicht viel. Wie sieht’s bei dir aus?“
    „Ach, das Übliche. Letzte Woche war ich auf Tahiti. Um mir ein Strandgrundstück anzusehen.“
    „Das Leben ist hart, was?“, meinte Damian gespielt mitfühlend.
    „Tja, aber irgendjemand muss die schwere Arbeit ja übernehmen, nicht wahr?“
    Wieder Schweigen.
    Lucas räusperte sich. „Ich hab Nicolo und Aimee am Wochenende gesehen. Große Dinnerparty. Jeder hat nach dir gefragt.“
    „Wie geht’s den beiden?“ Damian hatte nicht vor, auf die Bemerkung einzugehen.
    „Wunderbar. Auch dem Baby geht es prächtig.“ Er nippte an seinem Whiskey.
    Es blieb still am Tisch.
    „Nicolo sagte, dass er versucht hat, dich anzurufen.“
    „Ich weiß, ich habe seine Nachrichten bekommen.“
    „Ich hab’s auch versucht. Wochenlang. Ich war wirklich froh, als du gestern endlich den Hörer abgenommen hast.“
    „Ja, ich auch.“ Damian sagte es, als würde er es wirklich so meinen. Doch das tat er nicht. Keine zehn Minuten, und schon bereute er, dass er Lucas’ Anruf entgegengenommen und sich auf die Lunchverabredung eingelassen hatte.
    Ein Fehler wie dieser konnte zumindest wiedergutgemacht werden.
    Er sah auf seine Armbanduhr. „Leider ist mir was dazwischengekommen. Ich glaube nicht, dass ich lange bleiben kann. Ich meine, ich werd’s versuchen, aber …“
    „Unsinn.“
    Damian sah auf. „Wie?“
    „Du hast schon richtig verstanden, Aristedes. Ich sagte, Unsinn. Nichts ist dazwischengekommen. Du willst dich nur aus dem Staub machen, bevor es unangenehm wird.“
    „Wieso sollte es unangenehm werden?“
    „Weil ich dir eine Frage stellen möchte.“
    „Na, dann schieß los.“
    „Warum hast du Nicolo und mir nicht Bescheid gegeben, als es passierte? Warum mussten wir es aus der Klatschpresse erfahren?“
    „Das sind zwei Fragen“, bemerkte Damian ungerührt.
    „Da kommt noch eine dritte. Warum hast du uns nicht um Hilfe gebeten? Es gab keinen einzigen vernünftigen Grund, das alles allein durchzumachen.“
    „Was alles?“
    „Komm schon, Damian, stell dich nicht blöd. Du weißt genau, was alles. Mann, wenn man die Frau verliert, die man liebt …“
    „Bei dir hört sich das an, als hätte ich sie verlegt.“ Damians Stimme klirrte vor Kälte.
    „Du weißt genau, wie ich es meine. Nicolo und ich haben uns darüber unterhalten, und …“
    „Haben du und Barbieri nichts anderes zu tun, als wie zwei alte Klatschbasen zusammenzuhocken und über mich zu reden?“
    Er sah, wie Lucas die Augen zusammenkniff, und konnte es ihm nicht einmal verübeln. Mit einer wegwerfenden Handbewegung tat er die Sorge des Freundes ab und warf sie ihm zurück vor die Füße. Doch das scherte Damian im Moment keinen Deut. Das Letzte, was er brauchte, war Mitleid.
    „Wir machen uns Gedanken um dich“, sagte Lucas jetzt leise. „Wir wollen dir helfen.“
    Damian lachte bitter auf. Er sah Lucas blinzeln und lehnte sich über den Tisch. „Helfen wollt ihr mir? Damit ich meine Trauer verarbeiten kann?“
    „Ja, Mann. Warum nicht?“
    „Die einzige Art, wie ihr mir helfen könntet, ist Kay zurückzubringen“, sagte Damian leise.
    „Das verstehe ich, aber …“
    „Nein“, unterbrach Damian, „du verstehst gar nichts. Ich will sie nicht zurückhaben, weil mich die Trauer umbringt.“
    „Warum sonst?“
    „Ich will sie zurückhaben, damit ich ihr sagen kann, was ich von ihr halte. Sie war eine
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