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Auf der Insel der Sehnsucht

Auf der Insel der Sehnsucht

Titel: Auf der Insel der Sehnsucht
Autoren: Sandra Marton
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Kiefern und Pappeln wuchsen hier, Anemonen und Veilchen blühten zwischen grünem Gras. Und die Ägäis, majestätisch wie dunkler Wein, schickte sanfte Wellen an Land.
    Konnte ein Ort anders aussehen, nur weil man glücklich war? Oh ja, es war möglich.
    Und nicht nur ein Ort, sondern die ganze Welt. Alles. „Glücklich“ reichte nicht aus, um zu beschreiben, wie Ivy sich fühlte.
    Sie fühlte sich vollständig und erfüllt. Mit Damian zusammen zu sein, zu seinem Leben zu gehören und ihn als Teil ihres Lebens zu wissen war einfach wunderbar. Er war alles für sie, Sonne, Mond und Sterne.
    Ivy lachte glücklich heraus und drehte sich mit ausgestreckten Armen um die eigene Achse. So verliebt wie sie konnte kein anderer Mensch je gewesen sein. Das war einfach undenkbar!
    Selig ließ sie sich in den Sand nieder, die Beine ausgestreckt, sodass die Wellen noch an ihren Füßen leckten, und hielt das Gesicht in die warme griechische Sonne.
    Das Einzige, was sie noch mehr wärmte, war Damians Liebe.
    Dass so viel Glück aus etwas entstehen konnte, das so schrecklich begonnen hatte … Nicht das Baby, nein, das nicht. Ivy legte schützend ihre Hand auf ihren Bauch. Sie wollte dieses Kind, praktisch seit dem ersten Moment, in dem sie erfahren hatte, dass sie schwanger war.
    Wollte es und wusste, welch furchtbaren Fehler sie gemacht hatte, als sie Kays Plan zustimmte.
    Das war der schreckliche Anfang – der Plan. Nicht der erste, bei dem es ihr schon schwer genug gefallen war, zuzustimmen, sondern der Vorschlag, den Kay ihr im letzten Moment präsentierte.
    Wie hatte sie sich nur dafür hergeben können?
    Ivy schloss die Augen. Die Freude über den wunderbaren Tag schwand.
    Dabei war sie in ihrem Herzen nie damit einverstanden gewesen. Kay war zu weit gegangen, hatte zu viel verlangt. Sicher, sie verdankte Kay einiges, aber … das Baby aufgeben? Schon damals hatte sie gewusst, dass sie sich dazu niemals überwinden könnte. Sie hätte es nie getan.
    Wurde es nicht Zeit, dass sie Damian alles erklärte?
    Doch, es war an der Zeit.
    Ivy erhob sich und klopfte sich den Sand von den weißen Shorts.
    Zuerst hatte Damian ihr unterstellt, sie hätte es für Geld getan. Jetzt kannte er sie besser, er wusste, dass Geld dabei für sie keine Rolle gespielt hatte.
    Und weil er sie liebte, stellte er auch keine Fragen mehr. Was nicht bedeutete, dass er kein Recht auf die Wahrheit hatte.
    Aber wenn sie anfing zu erklären, dann musste sie wirklich weit ausholen und beim Anfang beginnen. Mit dem, was ihr damals mit fünfzehn zugestoßen war, bis zu dem Tag, an dem ein Arzt ihr Kays Ei, befruchtet mit Damians Samen, einsetzen sollte.
    Nur … so war es dann nicht gekommen.
    Mit leerem Blick starrte Ivy hinaus auf die See und sah wieder das Gesicht ihrer Stiefschwester an jenem Tag vor sich.
    Völlig unerwartet stand Kay einige Stunden vor dem vereinbarten Kliniktermin vor Ivys Wohnung.
    „Alles hat sich geändert“, hatte Kay verzweifelt geschluchzt. „Mein Arzt sagt, meine Eier sind nicht reproduktionsfähig. Es hat überhaupt keinen Sinn, sie dir einzusetzen.“
    Ivy hatte Kay in die Arme genommen und sie getröstet, hatte gesagt, wie leid es ihr tue. Dabei spürte sie eigentlich nur unendliche Erleichterung. Denn ein Baby auszutragen und dann aufzugeben, selbst wenn es nicht wirklich ihr eigenes war, wäre ihr unmöglich gewesen.
    „Oh Ivy“, hatte Kay geschluchzt, „was soll ich jetzt nur tun? Du musst mir helfen!“
    „Ich wünschte, ich könnte es, aber …“
    „Wirklich?“ Erstaunlich, als Kay den Kopf hob, hatten die Tränen ihrem Make-up nichts anhaben können. „Du willst mir wirklich helfen?“
    Und dann hatte Kay ihren Plan ausgebreitet, so perfekt bis ins kleinste Detail ausgefeilt, dass nur ein Narr – ein Narr wie Ivy! – glauben konnte, er sei ihr spontan eingefallen.
    Ivy hatte zugehört, und je mehr sie hörte, desto größer wurde ihr Entsetzen. Bestürzt hatte sie abgewinkt. „Nein! Kay, das kann ich nicht machen. Das kannst du unmöglich von mir verlangen.“
    „So beweist du mir also deine Dankbarkeit, dass ich dich aus der Pflegefamilie herausgeholt habe?“
    „Natürlich bin ich dir dankbar dafür, aber …“
    „Aus einer Situation, für die du selbst verantwortlich warst.“
    „Nein, das stimmt nicht!“
    „Sicher stimmt das. Du hast dem Mann schöne Augen gemacht, hast ihm schöne Worte gemacht …“
    „Niemals! Ich war doch noch ein Kind. Er hat mir wehgetan, Kay …“
    „Erspare mir die
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