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Auf der Insel der Sehnsucht

Auf der Insel der Sehnsucht

Titel: Auf der Insel der Sehnsucht
Autoren: Sandra Marton
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Schuld.“
    „Was?!“
    „Es war meine Schuld, Damian. Mir war es nicht klar, aber … Ich fand Kays Telefonnummer heraus und rief sie an. Sie kam zu dem Haus, in dem ich lebte, und ich erzählte ihr alles, was sich zugetragen hatte. Erst durch sie habe ich gesehen, dass ich selbst sein Verhalten provoziert habe. Sie machte mir klar, dass ich mich nicht von ihm ins Bett hätte bringen lassen sollen, hätte auch die Gutenachtküsse nicht annehmen dürfen, genauso wenig wie die Geschenke. Aber ich dachte doch, er würde mich gern haben, dass er mir ein richtiger Vater sein wollte, und …“
    Damian unterbrach ihren verzweifelten Redefluss mit einem Kuss, eine andere Möglichkeit sah er nicht. Er küsste sie, bis er das Salz der erlösenden Tränen auf seinen Lippen schmecken konnte.
    „Ivy“, flüsterte er rau, „ agapimeni , mein Liebling, mein Herz, du trägst nicht die geringste Schuld. Man sollte Kay bestrafen, dafür, dass sie dir so einen Unsinn eingeredet hat.“
    „Aber es stimmt doch, ich hätte wissen müssen, dass …“
    „Was? Dass ein Monster die Trauer eines kleinen Mädchens ausnutzt, um seine perversen Gelüste zu befriedigen?“ Er wiegte sie beruhigend in seinen Armen. „Kleines, niemand auf dieser Welt würde auf die Idee kommen, es könnte deine Schuld gewesen sein. Ich bin sicher, dass auch keiner davon gesprochen hat, als du ihn angezeigt hast.“
    „Das habe ich nie getan.“
    „Was?“
    „Er sagte, wenn ich es jemandem erzähle, dann würde er alles abstreiten. Und wenn ein Arzt mich untersuchen sollte, dann würde er behaupten, dass ich mich mit jedem Jungen aus der Nachbarschaft eingelassen habe. Und ich sei doch schon beschuldigt worden, Geld gestohlen zu haben, deshalb würden sie ihm glauben, nicht mir. Ich wusste, er hatte recht. Niemand würde mir zuhören …“
    Als Damian dieses Mal mit der Faust auf das Tischchen schlug, zerbrach es in seine Einzelteile. „Wer ist dieser Kerl? Wie heißt er? Ich bringe ihn um!“
    „Kay hat mich mit zu sich genommen. Verstehst du denn nicht? Sie hat mich gerettet, Damian. Wenn sie mich nicht da rausgeholt hätte …“
    „Sie hat dich nicht gerettet.“ In seiner Wut wurde sein Akzent wieder deutlich. Er dachte in Griechisch, nicht in Englisch. „Sie hat dich benutzt. Einem Kind weiszumachen, es hätte seine Vergewaltigung provoziert!“
    „Sie hat mir nur meine Dummheit aufgezeigt, Damian.“
    „Und dieses Biest von deiner Stiefschwester hat dann geduldig gewartet, bis sie etwas von dir einfordern konnte“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Jetzt endlich verstand er, wieso Ivy sich bereit erklärt hatte, sein Kind auszutragen.
    „Nein, du verstehst nicht.“ Ivys Stimme war nur ein bebendes Flüstern. „Sie hat mich gerettet, ich stand in ihrer Schuld.“
    Damian kämpfte mühsam um seine Selbstbeherrschung. Wenn er diesen Mistkerl fand, der ihr das angetan hatte …! Thee mou! Und wenn Kay noch lebte … „Ivy, hör mir zu. Du hast dich selbst gerettet.“
    „Nein. Denn dann hätte ich das, was geschehen ist, nie zugelassen.“
    „Kleines, du hast doch gedacht, dass dieser Mann dich wie ein Vater liebt. Warum auch hättest du etwas anderes denken sollen? Du warst ein unschuldiges Kind, einsam und allein.“ Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und sah ihr fest in die Augen. „Kay hat dich belogen. Es war nie, niemals auch nur im Entferntesten deine Schuld.“
    Mit Augen, in denen Tränen schimmerten, starrte sie ihn an. „Nicht?“
    „Nein, auf gar keinen Fall.“ Er holte tief Luft. „Aber Kay hat dir diese Idee ganz bewusst eingeredet. Damit sie eines Tages etwas von dir einfordern kann. Sie wusste, du würdest es ihr nicht abschlagen können.“
    „Wie, zum Beispiel, ein Baby für sie austragen.“ Die Tränen strömten jetzt über ihre Wangen. „Oh Damian, ich wollte es nicht tun! Ich habe ihr gesagt, dass ich es nicht kann. Ich kann nicht ein Kind in mir heranwachsen fühlen und es dann weggeben.“
    „Aber sie …“ Damian musste sich zusammennehmen, um seinen Ton ruhig zu halten, „… sie sagte, du seist es ihr schuldig.“
    „Sie meinte, sie hätte mich damals gerettet, und jetzt sei es meine Pflicht, sie zu retten.“
    Damian schloss sie in seine Arme, als sie zu schluchzen begann. Es gab nur eines, was er zu ihr sagen konnte, und so wiederholte er es immer und immer wieder.
    „Ich liebe dich, Ivy. Ich liebe dich von ganzem Herzen.“
    Sie lehnte sich ein wenig zurück, um ihn ansehen
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