Auf dem Maniototo - Roman

jetzt sagt man, immer wenn ein Mohrenfächerschwanz an einer Hintertür auftaucht, er bringe den Geist des Dichters. Man kann den Vogel dann füttern und zusehen, wie er davonflattert und auf die Hastingsgründe zutanzt, wo alles, was vom Urwald übrig geblieben ist, zwischen den Monterey-Zypressen, dem Pampasgras und den halbbegrabenen Autowracks wachsen darf.
    Eine Stadt ist stolz, wenn sie einen Dichter hat: Blenheim ist stolz auf seinen kleinen Mohrenfächerschwanz.
    Die Verwüstung durch geballte 250 Millionen Jahre menschlicher Berührung hat auch den Nordostrand von Blenheim heimgesucht, das als Kaka Valley bekannte Industriegebiet mit seinen vielen Fabriken und Säge- und Betonwerken. Und weil, wer an der Zerstörung Anteil hat (und sei es noch so indirekt), auch an der Wiedererschaffung dessen, was er zerstört hat, Vergnügen findet, gibt es auch viele Gärtnereien und Baumschulen in Kaka Valley, wo man alle heimischen Sträucher und Bäume kaufen kann wie auch den rascher wachsenden Silberdollar-Eukalyptus, den Keulenbaum und die Gartenwicken, die das Haus von den Nachbarn abschirmen, wenn man die Stereoanlage einschaltet, sich streitet, sich liebt, ungedeckte Schecks ausstellt oder Selbstmord begeht.
    Blenheim. Die um ihr Erbe gebrachte Vorortstadt, in der das größte, eindrucksvollste Gebäude keine Kathedrale, kein Gemeindezentrum, keine Konzerthalle und kein Theater ist, sondern ein Einkaufszentrum, geplant von Menschen, die der Ansicht sind, dass sich die Unternehmensarchitektur Nordamerikas auch für Blenheim eignet: gebaut für ein Klima mit Schneestürmen, großer Hitze, kargem, durch Smog gefiltertem Tageslicht; für eine Stadt, wo Sterne, Sonne und Himmel sich nicht mehr im Blickfeld des Menschen befinden. Heavenfield Mall am oberen Ende der Heavenfield Street, mit Blick über den Hafen und seine Inseln, die nun ihrerseits Gebilde aus Sonnenlicht sind, ist eine riesige, fensterlose Anmaßung und deutet ebenso auf ein Anderswo hin wie sein Name oder der der Stadt oder des Restaurants
Manhattan
an seinem Eingang. In der Heavenfield Mall (bekannt als Heavenfield City) finden während der Schulferien Konzerte, Spielnachmittage, Zirkusvorstellungen und Riesengewinnspiele für die Kinder statt, während die Eltern bar oder auf Kredit kaufen kaufen kaufen: Möbel, Elektrogeräte, Nahrungsmittel, verschiedene Dienstleistungen – internationale Blumenzustellung, Hairstyling, Zahnbehandlung und medizinische Versorgung. Ein Konsumparadies, das, wie Sie bemerken werden, durch den großen Vogelkäfig im ersten Stock aufgewertet wird, in dem Kanarien- und Liebesvögel singen und wie blaue und gelbe Blitze herumfliegen; eine präpotente, kostspielige Wiederherstellung des verloren gegangenen Rauschens der Sonne und eine Erinnerung daran.
    Was ist Blenheim? Ich habe öfter gesehen, wie sich Marktforscher die Vorliebe eines Bewohners für diese oder jene Art von Bettgestell, Matratze, Malerfarbe notieren; wie Sozialforscher den emotionalen Konsum zu ergründen suchen, indemsie von Tür zu Tür gehen und vertrauliche Fragen stellen; dagegen sprach jede Woche in der unabhängigen Lokalzeitung, dem
Blenheim Advertiser,
ein leitender Redakteur, ein Geistlicher oder Richter ein vernichtendes Urteil über Blenheim und seine Bewohner aus. Für einen nach einem «ruhmreichen Sieg» benannten neuen, jungen Vorort ist Blenheim eine Stätte der Niederlage und des Unglücks, gefangen in den historischen Wirren vieler Schlachten, voll «erschütternder Bilder», wo die Blumengärten menschliche Schädel verbergen, wo die Hämmer hämmern und die Sägen sägen, während die Fertighäuser aus Pappe mit ihren Verbindungsstücken aus Aluminium, ihren Steinkaminen und Wunda-Küchen feste Gestalt annehmen in den Straßen unvorstellbaren Todes – El Alamein Road, Corrunna Crescent, Malplaquet Place, Alexander Avenue, Northumbria Drive, Hohenlinden Avenue, die «Todesfeuer herausfordert, um die Düsternis ihrer Szenerie zu erhellen», Lucknow Place, Bannockburn Road, Maldon Square (ein kleiner Platz auf dem Hügel in der Nähe von Heavenfield City, bestehend aus eleganten Stadthäusern mit hohen Fenstern und gläsernen Eingangstüren mit mattierten Schmetterlingen oder Rehen vor schneebedeckten Bergen und Kiefern).
    Doch trotz all dieser historischen Wirren und Andeutungen, des Stolzes auf die Straßen der berühmten Generäle und auf die eine, die einem berühmten Fußballer gewidmet ist, und auf die der Balletttänzerin, die im