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Auf dem Maniototo - Roman

Auf dem Maniototo - Roman

Titel: Auf dem Maniototo - Roman
Autoren: C.H.Beck
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Ausland «ihr Glück gemacht» hat, und trotz der Erinnerungen an die einstigen Obstgärten und Kürbisfarmen auf halber Höhe der Heavenfield Road, auf dem Peach Place und in der Apple Road lässt sich das Gefühl des Verlusts nicht kaschieren, selbst wenn es sich nur bei der älteren Generation wirklich zeigt, die in denältesten Häusern wohnt, welche einst Ferienhäuschen waren, mit dem alten Wellblechtank auf der Rückseite, dem Plumpsklo mit Lattentür am äußersten Ende des Gartens und den Blumen, die man nicht kaufen kann – Akeleien und Veilchen –, obwohl man nicht vergessen darf, dass die Jahreszeiten in Auckland nicht so sehr auf viele Frühlingsblumen eingestellt sind, es sind Zufallsjahreszeiten mit dem Sommer als Oberbefehlshaber. Der Frühling ist etwas Persönliches – Ihr Pfirsichbaum blüht nicht zur selben Zeit wie meiner; unsere Freesien und Narzissen leben in verschiedenen Jahreszeiten. Diese undisziplinierte Autonomie der Vegetation spiegelt sich im unkontrollierten Wachstum der Stadt und ihrer Vororte und zeigt sich darin, dass die Leute ihren Stimmungen und Impulsen in einer Weise freien Lauf lassen, die die Seelen vieler Bewohner der Südinsel, eingeengt durch die absoluten Grenzen des Frosts, entsetzen würde.
    Ich habe viele Jahre in Blenheim gelebt, in der Bannockburn Road, Ecke Heavenfield Road, in der Nähe der Ansammlung von Läden – Imbissstube, Milchgeschäft, Fleischer –, wo man stehen und über Takapuna und das Meer oder hinunter ins rauch- und qualmerfüllte Kaka Valley schauen konnte. Der ständige Geruch nach Benzin und verbranntem Teer in unserem kleinen Vorgarten setzte sich gegen die tapferen Freesien und den rußfleckigen Jasmin durch. Später, als Blenheim «expandierte», hing dieser Geruch den ganzen Tag über der Zufahrt aus Beton und dem Autoabstellplatz, während der freundliche Garten an der Rückseite mit den Zitrus- und Guavenbäumen und dem Pfirsichbaum ihn in die Erde einsickern ließ – und warum auch nicht? –, indem er in aller Unschuld Regen und Sonne trank, bis es zu spät dafür war, das tödliche Gift zu verweigern oder seiner Herr zu werden.Die Bäume starben, und nur der Feigenbaum, der dem Nachbarn gehörte, überlebte kraft der Tiefe und Stärke seiner Wurzeln.
    Es ist seltsam, wenn ich mir vorstelle, dass ich zwanzig Jahre lang als Mavis Barwell mit meinem rohrlegenden Ehemann in der Bannockburn Road 394 wohnte; dass wir zwei Kinder großzogen – Noel, der Arzt wurde und jetzt in der Heavenfield Mall praktiziert, und Edith, die als Bibliothekarin im Royal Holloway College in London arbeitet. Unsere Ehe war nicht übermäßig glücklich. Wir lebten im Alltagstrott dahin, so wie unserer Eltern Beispiel es uns gelehrt hatte, ebenso wie uns beigebracht worden war, unser Land, seine Völker und seine Geschichte als ideal zu betrachten, abgesehen von gelegentlich auftretenden Typen, die das Bild verdarben – James Busby, der einen komischen Hut trug und «schwach» war, Hone Heke, der «schlecht» war, weil er den Fahnenmast dreimal umgesägt hatte.
    So lebten Lewis und ich dahin und freuten uns am Nestbaustadium unseres Lebens, als wir nach Blenheim in die belebte neue Umgebung kamen, wo alle nisteten und pflanzten und sich paarten; und ich kochte und nähte und kehrte und staubte ab und staubte nochmals ab, und als Noel und Edith geboren wurden, sagten alle: «zwei zusätzliche Mäuler zu füttern», was sie wie Fische erscheinen ließ, die nach der Welt schnappen. So war es. Ich weiß noch, wie Lewis und ich «Nützlichkeitsgespräche» führten – gib mir, hol mir, hast du gehört, hast du gelesen, hast du gesehen; als hätten wir uns zufällig auf der Straße getroffen.
    Die Kinder gingen zur Schule, und Lewis und ich gingen zu den Elternabenden, und Lewis verlegte die meisten Rohre in der Umgebung, und als uns die Kanalisation erreichte, verdienteer ein kleines Vermögen. Seine Familie verzieh mir nie, dass er das Medizinstudium aufgegeben und stattdessen nach dem Tod des alten Lewis Barwell die Rohrlegefirma übernommen hatte (allerdings legten sich die Emotionen etwas, als unser Sohn Noel Arzt wurde). Lewis’ Vater hatte davon geträumt, dass sein Sohn den Aufstieg von der Klärgrube zur hochwertigen Klempnerarbeit am Menschen schaffen würde.
    Der arme Lewis! Er alterte so rasch! Er prahlte immer damit, dass das Installieren von Spülklosetts und das Anschließen von Abflussrohren ihm eine Immunität gegen Bakterien verleihe, die
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