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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)
Autoren: Karen McQuestion
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überhaupt nichts zu bieten, während im vorstädtischen Wisconsin der Bär tanzte. »So einfach ist es nicht«, sagte Marnie. »Sie ist deine Mutter. Ich bin nicht mit dir verwandt.«
    Seine Gesichtszüge entgleisten. »Das ist doch Scheiße«, schimpfte er wütend. »Ihr kann es doch sowieso egal sein, ob ich hier bleibe. Sie hat ja eh keine Zeit für mich.«
    »Man muss gerechterweise sagen, dass sie einen sehr fordernden Beruf hat. Das darfst du deiner Mom nicht übel nehmen. Sie führt ein mehrere Millionen Dollar schweres Unternehmen.«
    Das war ihm vollkommen egal. »Sie kann mich nicht zwingen, bei ihr zu bleiben. Dann laufe ich weg. Ich komme auf eigene Faust zurück.«
    Marnie ließ den Motor an. »Troy, sei nicht so. Ich werde sie anrufen, wenn du möchtest, und sie fragen, aber rechne nicht damit«, antwortete sie, da sie ihm keine falschen Hoffnungen machen wollte.
    Marnie wartete, bis der Hauskauf unter Dach und Fach war, bevor sie Kimberly anrief. Nachdem Kimberlys Anwalt die Papiere Ende Juli unterzeichnet hatte und der Vertrag besiegelt war, meinte sie, bessere Argumente zu haben. Sie griff nach dem Hörer und holte tief Luft, um eindringlich anzupreisen,welche Vorzüge es hätte, wenn Troy bei ihr bliebe. Doch als Kimberly abnahm, erlebte Marnie eine Überraschung. Bevor sie auch nur Gelegenheit hatte, ihre Argumente loszuwerden, sagte Kimberly: »Also, wenn Sie ihn vorläufig noch bei sich behalten könnten, wäre das vielleicht am besten. Gerade steht ein großes Projekt an und ich weiß noch gar nicht recht, wie das gehen soll.« Sie lachte. »Es war verrückt, Marnie. Und Sie wissen, dass Troy nicht wirklich in meinen Zeitplan passt.« Sie sprach so vertraut mit Marnie, als wären sie alte Freundinnen, als wäre Marnie voll Mitgefühl.
    Marnie war überglücklich. Doch um sicher zu gehen, stellte sie klar: »Er kann also mit mir in das alte Haus einziehen und ich kann ihn an der Highschool anmelden?« Troy saß neben ihr und presste die Hände zusammen, als würde er beten. Als Marnie ihm als Echo auf Kimberlys Antwort mit einem Nicken ein Ja bedeutete, stieß er die Fäuste in die Luft und holte sein Handy hervor, um seinen Freunden die Nachricht zu simsen. Nachdem sie aufgelegt hatte, sagte Marnie zu Troy: »Dir ist klar, dass das nur vorläufig ist? Sie hat die Sache ziemlich offen gelassen. Ich habe den Eindruck, dass es nicht langfristig gedacht ist.«
    Troy wischte ihre Bedenken beiseite. »So ist Mom immer. Ganz anders als du, Marnie. Sie tut immer so, als wäre aufgeschoben nicht aufgehoben, aber das stimmt bei ihr nicht. Wenn es nicht um ihre Firma geht, passiert gar nichts.«
    »Na ja, ich bin mir sicher, dass sie es gut meint«, erklärte Marnie, die Kimberly gegenüber plötzlich ein Gefühl der Großmut empfand. »Und du solltest wohl schon mal planen, sie in den Schulferien zu besuchen.« Aber sie hätte ebenso gut mit sich selbst reden können, weil Troy vollkommen von seinem Handy gefesselt war. Genau wie in alten Zeiten.
    Und heute zogen sie endlich in das Haus zurück, das Troy und sie als ihr Heim betrachteten. Die Umzugsleute sollten um zehn Uhr kommen. »In ein Haus ziehen, in dem man früher schon einmal gelebt hat – kommt dir das nicht so vor, als würdest du im Leben einen Schritt zurückgehen?«, fragte Laverne und schenkte Marnie Kaffee nach.
    »Zurück? Nein«, erwiderte Marnie. »Auch wenn ich in unser altes Haus ziehe, bewege ich mich nicht rückwärts. Ich gehe eindeutig vorwärts.«

54
    Jazzy würde zu spät kommen, aber diesmal würde sie sich absichtlich verspäten. Ihre Road-Trip-Freundinnen schmissen bei Marnie eine Überraschungs-Abschiedsparty für sie, aber eigentlich durfte sie gar nichts davon wissen. Eingeladen war sie nur zum Abendessen mit Laverne und Rita. »Dann kannst du dir mein Haus anschauen und wir können uns alle von dir verabschieden, bevor du nach New York fährst«, hatte Marnie am Telefon gesagt.
    »Kling gut«, antwortete Jazzy und notierte sich Datum und Uhrzeit. »Ich freu mich sehr, euch zu sehen!« Sie wusste natürlich, dass mehr dahinter steckte, als Marnie durchblicken ließ. Jazzys Großmutter hatte ihr eine Vorschau gewährt, die ausführlichste Vision, die sie bisher je gehabt hatte. Vor ihrem inneren Auge sah sie, dass Marnies Haus mit Krepppapier und Ballons geschmückt sein würde. Über dem Kamin würde ein langes, weißes Stoffbanner hängen, auf dem in goldenen Buchstaben G UTE R EISE , J AZZY ! stehen würde. Der
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