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Auf Couchtour

Auf Couchtour

Titel: Auf Couchtour
Autoren: Ramona Wickmann
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Glaubwürdigkeit der gesamten Behörde. Er musste es tun. Genial, oder? Stiller zeigte sich zwar wenig begeistert, willigte aber dennoch ein. Er deklarierte den Vorfall offiziell als Missverständnis, zähneknirschend, sich innerlich ohrfeigend, weil eine Frau ihn zum Narren hielt. Dieser Mann kämpfte tagtäglich gegen den skrupellosesten Abschaum: Mörder, Schnitzler, Hackepeter … niemand hatte es bisher gewagt, ihn vorzuführen, bis er mir begegnete, Rita Engel. Sag, was du willst, gegen mich ist kein Kraut gewachsen.«
    »Das stimmt. Es ist wie im richtigen Leben. Du katapultierst dich in die skurrilsten Situationen, und kurz bevor sie eskalieren, ziehst du irgendein As aus dem Ärmel – wo auch immer du das herholst.«
    »Magie, Charline, kein Zauberer verrät seine Tricks, sonst ist die Spannung weg.
    Apropos Spannung, mein Rücken schmerzte. Du hast mir hochgeholfen. Ich rieb mir die Lende und erwartete allen Ernstes eine Entschuldigung von Stiller, die ich natürlich nicht bekam. Sein Tagesdurchschnitt mal eben zwischendurch Verhafteter sank um zwei Punkte. Unverzeihlich. Er spreizte Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand ab, zeigte damit erst auf seine Augen, dann auf meine. Es war seine Art, mir zu sagen, dass er mich ab jetzt auf dem Kieker hatte. Ehe ich darauf reagieren konnte, mit ebenso aussagekräftigen Zeichen, wirbelte er herum und verschwand aus unserem Leben.
    Die Reihen der Umstehenden lichteten sich, bis sie sich schließlich gänzlich zerstreuten. Wir machten uns auf den Weg zu unserem Zimmer. Der Schreck war verflogen, und wir waren wieder bester Laune. Ich wollte dringend unter die Dusche. In meinem Taxi gab es ja kein Badezimmer! Außerdem, das fanden wir beide, brauchten wir eine Mütze voll Schlaf.
    Unsere Zimmertür war nicht abgeschlossen. An der Klinke baumelte ein Schild: Bitte nicht stören . Komisch, ich betrachtete meinen Schlüssel, um mich zu erinnern – ich war mir sicher …«
    »Hatten wir uns in der Tür geirrt?«, unterbricht mich Charline.
    »Nein. Wir nicht – aber jemand anderes.«
    »Diego!«
    »Yes. Ich schob dich vor, aber du bist zurückgeschnellt wie ein Gummi. Statt mutig den ersten Schritt zu wagen, wolltest du mich durch den Spalt pressen. Erfolglos, denn: Ich bin dick! Das erste Mal, dass ich es als Vorteil empfand.«
    »Warum haben wir die Tür nicht ganz aufgemacht und sind zusammen rein?«
    »Klar, Frau Logisch, auch noch pfeifend, damit er uns sofort bemerkte. Nein. Vorsicht hieß das Zauberwort. Wir mussten unserenVorteil nutzen und uns ranpirschen. Wenngleich ihm unser Gerangel vor der Tür kaum entgangen sein dürfte. Es gab nur eine Lösung: Schnick, Schnack, Schnuck. Der Verlierer musste den Einbrecher überraschen.«
    »Ich«, erriet Charline.
    »Richtig. Ich konnte mich darauf verlassen, dass du Schere machst. Ich hielt wie immer Brunnen dagegen, versenkte dich und überließ dir den Vortritt. Diego fiel über dich her. Während er sich an dir verging, brachte ich unbehelligt meine neuen Klamotten in Sicherheit.«
    »Quatsch.« In Charlines Stimme schwingt Zweifel. Ich erlöse sie: »Du bist reingeschlichen, was du dir hättest sparen können, denn nur einen Atemzug später hörte ich dich schreien.«
    »Wieso?«
    »Der gesamte Inhalt deines Koffers lag auf dem Boden verstreut. Deine Unterwäsche, Charline, ich war nicht dabei, schwöre dir aber, er hat alles anprobiert.«
    »Bah, das ist ja widerlich! Wo versteckte sich der Mistkerl?«
    »Vielleicht in deinem riesigen Koffer, der war jetzt ja leer! Nein. Diego hatte sich aus dem Staub gemacht, bevor wir zurückkehrten. Allem Anschein nach war er des Wartens auf uns überdrüssig geworden. Er hatte sich die Nacht zweifellos anders vorgestellt und das Chaos entweder aus Rache oder aus Langeweile veranstaltet. Keine Ahnung. Hauptsache, er war weg. Übrigens fehlte dein roter Spitzenbody, ich glaube, den hatte er sich als Andenken eingesteckt. Deine Erinnerung brauchte kein Souvenir. Du würdest fortan auch so an ihn denken, und zwar jeden Morgen …«
    »Du Fiesling!« Charline verzieht ihr Gesicht, ich mache mit, allerdings aus Schadenfreude, das sieht weniger grimmig aus.
    »Zu viele Reize wirken lähmend, denk an mein adäquates Dosierungsprinzip. Wir waren definitiv damit überflutet. Für uns bedeutete das: spontane Erschlaffung aller Gliedmaßen und Hundemüdigkeit. Ein Tag und zwei schlaflose Nächte Vollgas forderten ihren Tribut. Unser Adrenalinspiegel sackte ins Bodenlose ab. Es war,
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