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Auf Couchtour

Auf Couchtour

Titel: Auf Couchtour
Autoren: Ramona Wickmann
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als hätte uns jemand einen Knüppel vor den Kopf gezimmert. Ich schaffte es gerade noch, zu duschen, wickelte mich in ein Handtuch und plumpste aufs Bett, auf deine Seite des Bettes – sie war näher dran. Deine Stimme drang aus weiter Ferne an mein Ohr, keine Ahnung, was du mir sagen wolltest. Irgendwas mit ›weg da‹. Ich versuchte, von deinen Lippen abzulesen, doch meine Lider klappten zu. Ich spürte ein Ruckeln und einen Tritt, dann nichts mehr. Du warst zu erschöpft, es weiter zu versuchen, und gabst dich mit dem schmalen Streifen Platz zufrieden, den ich dir ließ.
    Unser Flug startete erst abends um acht. Wir hatten mehr erlebt, als wir verkraften konnten, und verdienten ein bisschen Ruhe.« Ich gähne. So langsam beschleicht mich die Müdigkeit auch hier. Wer schon mal eine Nacht lang durcherzählt hat, weiß, wie ich mich fühle. Zuhören scheint weniger anzustrengen, denn Charline erhebt putzmunter Einspruch: »Wir sind zum ersten Mal in unserem Leben in London und schlafen?«
    »Tief und fest.«
    »Wir haben nichts von der Stadt gesehen, keine Mitbringsel gekauft. Madame Tussauds, Big Ben, den Tower … wir sind nicht mal dran vorbeigefahren? Null? Was um Himmels willen sollte ich Bernd und den Kindern von unserer Reise berichten?«
    »Dass man bei Luigi prima essen und pimpern kann?«
    »Witzig.«
    »Stimmt.«
    »Nee, du hast mir versprochen, ich komme sauber aus der Sache raus. Also, was sage ich meiner Familie?«
    »Glaub es mir oder nicht, genau mit dem Satz hast du mich im Hotel aus dem Schlaf gerüttelt, der mal eben eine halbe Stunde dauerte. Menschen mit Gewissen sind so nervig, sie finden einfach keine Ruhe. Du hast kerzengerade auf der Bettkante gesessen und völlig aufgelöst was vom Ende deiner Ehe gefaselt. Ich blinzelte dich mit Schlitzaugen an, fiel zurück in die Kissen und knipste mich aus.«
    »Du bist wieder eingepennt, während ich verzweifelt nach einer Möglichkeit suchte, mein Leben zu retten?«
    »Eben nicht! Du hast mich wieder wachgejault und an mir rumgezerrt. Wie sollte ich mich dabei entspannen?«
    »Ich war in Not!«
    »Ich auch! Ich musste nämlich ganz nötig schlafen! Aber, Freundschaft bedeutet nun mal oft: Opfer bringen. Für meins würde ich dir später die Rechnung präsentieren. Ich beruhigte dich und schlug vor, unsere Sachen zu packen, unser Geld zusammenzuschmeißen, ein Taxi zu bestellen und im Schnelldurchlauf alle Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Du hättest Fotos als Beweise und bräuchtest nicht lügen, weil wir tatsächlich dort waren.«
    »Toller Plan.«
    »Fandest du auch im Traum. Unsere gesponserte Rundfahrt hatten wir verpasst. Dass es den Großteil unserer Urlaubskasse verschlingen würde, uns per Taxi quer durch London und anschließend zum Flughafen kutschieren zu lassen, war dir egal. Wir hatten bisher nichts ausgegeben und bekämen für das Geld ja auch was zu sehen – so dein Argument. Ich nickte zustimmend, nein, ich nickte ein, und du hast das als Zustimmung gedeutet. Du Luder! Wir erledigten in Windeseile den ersten Teil meiner Idee. Ich war relativ schnell fertig, du brauchtest wesentlich länger mit der Einsammelei. Ich nutzte die Zeit für ein Nickerchen, bis mich dein Würgegriff aus meinen Träumen schüttelte. Mann, gingst du mir auf die Nerven! Ein Blick in den Spiegel zeigte mir, dass Einschlafen mit klatschnassem Haar eine Frau vor eine unlösbare Aufgabe stellte. Es dauerte eine Weile, bis ich meine nach links oben getrockneten Haare bändigen konnte. Du hast währenddessen permanent an die Badezimmertür gebollert und mich angemotzt. Für deine Körperpflege blieb kaum noch Zeit – Katzenwäsche musste reichen, Grund genug für dich, deine Schimpftiraden gegen mich fortzusetzen. Unser Eil-Styling ließ auf beiden Seiten zu wünschen übrig. Es war für einen guten Zweck, daher nahmen wir die Abstriche in Kauf.
    Wir kontrollierten alle Schubladen und Fächer, obwohl wir gar nichts reingesteckt hatten, schauten unters Bett, auf den Balkon – so sind wir eben. Ausweise? Tickets? Alles da. Ab dafür. Wir hasteten zur Rezeption, checkten aus und baten die Dame am Empfang, uns ein Taxi zu bestellen. Die Rechnung für die Mini-Bar schob ich dir zu.«
    »Danke!«
    »Wir warteten mit unseren Koffern draußen unter dem Baldachin. Ich verabschiedete mich von Elvis und erzählte ihm von unserer geplanten Blitz-Sightseeing-Tour. Er gab mir den Tipp, vorher einen Festpreis mit dem Fahrer auszuhandeln, den ich dankbar annahm. Du hattest nur
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