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Auch Geister haben huebsche Soehne

Titel: Auch Geister haben huebsche Soehne
Autoren: Meg Cabot
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aber ich wollte auch keinen Ärger. Das war mir die Sache nicht wert.
    Also ging ich wieder hinaus – mit meinem CalvinKlein-Einteiler plus Sarong, den ich mir pseudo-lässig um die Taille gewunden hatte –, ohne den Hauch einer Ahnung, dass ich gerade mit Giftsumach in Berührung gekommen war. Gleichzeitig schwebte Kelly zu ihrem Traumtypen und bat ihn, mich noch mal zum Tanzen aufzufordern.
    Ich versuchte, den Gedanken abzuschütteln, dass er mich nur deswegen aufgefordert hatte, weil ich das einzige Mädchen auf der Party war, das einen Badeanzug trug. Ich war vorher noch nie zu einer Pool-Party eingeladen worden, hatte irrtümlich angenommen, da würde sicher auch gebadet, und hatte mich entsprechend angezogen.
    Was ganz eindeutig ein eklatanter Fehler war. Abgesehen von meinem Stiefbruder, den Debbie Mancusos leidenschaftliche Umarmung offenbar aufgeheizt und zum Hemd-Ablegen veranlasst hatte, war ich mit Abstand der textilärmste Gast von allen.
    Einschließlich Kellys Traummann. Ein paar Minuten später kam er mit ernster Miene auf mich zu. Er trug weiße Chino-Hosen und ein schwarzes Seidenhemd, was extrem … Jersey war, aber hey, das hier war die Westküste, wie hätte er es besser wissen sollen?
    »Möchtest du tanzen?«, fragte er mich sanft. Ich konnte ihn bei den Gesangsverrenkungen von Sheryl Crow, die aus den Lautsprechern am Pool dröhnten, kaum verstehen.
    »Hör zu«, sagte ich und stellte meine Cola light ab. »Ich weiß doch nicht mal, wie du heißt.«
    »Tad«, sagte er.
    Und dann legte er mir ohne ein weiteres Wort die Hände auf die Hüften, zog mich zu sich heran und begann, im Takt zu schwingen.
    Bis auf das eine Mal, als ich mich auf Bryce Martinsen gestürzt hatte, um ihn davor zu bewahren, dass sein Schädel durch einen Geist mittels eines Holzbalkens zertrümmert wurde, war dies das erste Mal, dass ich einem Jungen – einem lebendigen Jungen, der noch atmete – körperlich so nahekam.
    Tja, und ich muss sagen – schwarzes Seidenhemd hin oder her –, es gefiel mir. Der Typ fühlte sich echt gut an. Der Körperkontakt wärmte mich – ich fröstelte nämlich in meinem Badeanzug; okay, kein Wunder im Januar, aber hey, das war doch eigentlich Kalifornien. Und er duftete nach aromatischer, teurer Seife. Außerdem war er ein Stück größer als ich, sodass sein Atem meine Wange in genau der romantischen Weise streifte, wie es in Kitschromanen immer beschrieben wird.
    Ich schloss die Augen, schlang dem Kerl die Arme um den Hals und tanzte die längsten, seligsten zwei Minuten meines Lebens mit ihm im Takt der Musik.
    Dann war das Lied zu Ende.
    »Danke«, sagte Tad mit der gleichen sanften Stimme wie zuvor und löste sich von mir.
    Und das war's. Er drehte sich um und ging zu seinen Kumpels hinüber, die neben einem Fass standen, das Kellys Vater ihr spendiert hatte. Unter der Bedingung, dass sie niemandem erlaubte, betrunken nach Hause zu fahren. Kelly hielt sich streng daran, trank selbst keinen Tropfen Alkohol und schleppte ihr Handy mit sich herum, auf dem die Nummer des Taxiunternehmens von Carmel auf Wiederwahl gestellt war.
    Den Rest des Abends ignorierte Tad mich komplett. Er tanzte zwar mit niemandem mehr, sprach mich aber auch kein einziges Mal mehr an.
    Game over, wie Hatschi sagen würde.
    Aber Pater Dominic würde sicher nichts über meine Probleme mit dem anderen Geschlecht hören wollen. Also sagte ich: »Nein, nichts. Nada. Null Komma nix.«
    »Seltsam«, erwiderte er mit nachdenklicher Miene. »Ich dachte, eine Spur von paranormalen Aktivitäten wahrgenommen zu haben …«
    »Ach so. Dann wollten Sie also wissen, ob geister mäßig irgendwas passiert ist?«
    Jetzt sah er nicht mehr nachdenklich aus, sondern verärgert. »Ja, allerdings, Susannah«, sagte er, nahm seine Brille ab und kniff sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel, als habe ihn plötzlich eine Kopfschmerzattacke gepackt. »Natürlich hatte ich das gemeint.« Dann setzte er die Brille wieder auf. »Ist etwas geschehen? Sind Sie jemandem begegnet? Ich meine, seit dem unglückseligen Vorfall, der in die Zerstörung der Schule mündete?«
    »Na ja …«, sagte ich gedehnt.

KAPITEL
    2
    D as erste Mal erschien sie etwa eine Stunde, nachdem ich von der Pool-Party zurückgekehrt war. Gegen drei Uhr morgens, würde ich schätzen. Ihr erster Auftritt bestand darin, sich neben mein Bett zu stellen und loszukreischen.
    Und ich meine kreischen. Sehr laut kreischen. Ich schlief gerade wie ein Stein und
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