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Auch Geister haben huebsche Soehne

Titel: Auch Geister haben huebsche Soehne
Autoren: Meg Cabot
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Sarkasmus ein. Schon komisch, dass ausgerechnet wir beide Mittler waren. Ich hatte vorher noch nie einen Mittler kennengelernt – ja, bis vor ein paar Wochen hatte ich gedacht, ich wäre die Einzige auf der ganzen Welt.
    Aber Pater Dominic meinte, es müsste noch mehr geben. Er war nicht sicher, wie viele, oder aufgrund welcher Kriterien wir paar Glücklichen ausgesucht wur den, um mit dieser glorreichen – und unbezahlten, hat te ich das schon erwähnt? – Gabe bedacht zu wer den. Vielleicht sollten wir eine Zeitung gründen - Mediator News oder so. Und Versammlungen abhalten. Ich könnte ein Seminar halten: Fünf einfache Methoden, einem Geist in den Arsch zu treten, ohne dabei die eigene Frisur durcheinanderzubringen.
    Aber zurück zu Pater Dom und mir. Wir hatten zwar beide dieselbe seltsame Fähigkeit, mit Toten zu sprechen, aber ansonsten hätten wir unterschiedlicher nicht sein können. Da wäre zum einen das Alter: Pater Dom war sechzig, ich sechzehn. Und zum anderen der Charakter: Er war die Freundlichkeit in Person, ich hingegen …
    … war's nicht.
    Nicht dass ich mir keine Mühe gegeben hätte. Es war nur so, dass mir durch diese ganze Geisterkiste eines klar geworden war: Wir hatten nicht viel Zeit hier auf Erden. Warum also sollte man die wenige Zeit damit verplempern, sich mit dem Scheiß anderer Leute zu beschäftigen? Vor allem mit dem Scheiß toter Leute.
    »Gibt es neben diesem Giftsumach-Zwischenfall«, sagte Pater Dominic, »noch irgendetwas Aktuelles in Ihrem Leben, was ich wissen sollte?«
    Irgendwas, von dem ich meinte, dass er es wissen sollte? Hm, mal überlegen …
    Wie wär's damit, dass ich zwar schon sechzehn war, aber im Gegensatz zu meinem Stiefbruder Hatschi noch kein einziges Mal geküsst oder zumindest zu einem Date eingeladen worden war?
    Keine große Sache – vor allem sicher nicht für Pater Dom, der sein Keuschheitsgelübde garantiert schon dreißig Jahre vor meiner Geburt abgelegt hatte –, aber trotzdem kränkend. Auf Kelly Prescotts Party war ziemlich viel geküsst – und auch anderes, Weitergehendes, getan – worden, aber mit mir hatte keiner zum Lippenschluss angesetzt.
    Einmal war ich tatsächlich zu einem langsamen Tanz aufgefordert worden, von einem Jungen, den ich nicht kannte, und ich hatte Ja gesagt, aber nur weil Kelly mich angeschrien hatte, nachdem ich ihn beim ersten Mal hatte abblitzen lassen. Offenbar war sie eine Weile in diesen Typen verschossen gewesen. Mir war zwar nicht klar, wie die Tatsache, dass ich mich von ihm zum Tanzen auffordern ließ, ihn dazu bringen sollte, auf Kelly abzufahren. Aber sie hatte mich eben, nachdem ich ihm beim ersten Mal eine Abfuhr erteilt hatte, abgefangen und unter vier Augen mit mir gesprochen. Ich war nämlich kurz in ihr Zimmer gegangen, um meine Frisur zu checken. Mit Tränen in den Augen warf sie mir vor, ich hätte ihr die Party ruiniert.
    »Dir die Party ruiniert?« Ich war echt verdutzt. Ich lebte seit gerade mal zwei Wochen in Kalifornien und hatte es in der kurzen Zeit offenbar schon zum sozialen Aussätzigen geschafft. Unfassbar! Aber ich wusste, dass Kelly sowieso schon sauer auf mich war, weil ich meine Freunde Cee Cee und Adam mit auf ihre Party geschleift hatte. Kelly betrachtete die beiden nämlich wie alle anderen in unserem Jahrgang als Freaks. Und nun hatte ich diesem Frevel offenbar auch noch die Krone aufgesetzt, indem ich mich geweigert hatte, mit einem Jungen zu tanzen, den ich nicht einmal kannte.
    »Mann!«, rief Kelly aus. »Der geht auf der Robert Louis Stevenson High in die Elfte, okay? Er ist dort der absolute Star der Basketball-Mannschaft. Außerdem hat er letztes Jahr die Regatta von Pebble Beach gewonnen und ist – nach Bryce Martinsen – der heißeste Typ weit und breit. Suze, ich schwöre dir, wenn du nicht mit ihm tanzt, rede ich nie wieder mit dir.«
    »Schon gut, schon gut. Aber ich kapier das einfach nicht …«
    Kelly wischte sich mit ihrer manikürten Hand über die Augen. »Ich will doch nur, dass alles gut läuft. Ich steh schon seit Langem auf diesen Typen, und …«
    »Ach komm schon, Kelly«, sagte ich. »Wenn ich mit ihm tanze – wieso sollte er dadurch auf dich abfahren?«
    Aber diese Unlogik schien ihr nicht einzuleuchten. »Tu's einfach«, sagte sie, und es hörte sich so an wie die böse Hexe des Westens aus dem »Zauberer von Oz«, als sie ihre geflügelten Affen losschickt, um Dorothy und deren kleinen Hund umzubringen.
    Natürlich hatte ich keine Angst vor Kelly,
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