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Auch Geister haben huebsche Soehne

Titel: Auch Geister haben huebsche Soehne
Autoren: Meg Cabot
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gestolpert?«
    Hätte ich doch bloß die Klappe gehalten, aber nun war es zu spät. Jetzt würde ich meinem Schuldirektor – der zufällig auch noch Priester war – erzählen müssen, dass auf der Party irgendwann das Gerücht aufkam, mein Stiefbruder Hatschi und ein Mädchen namens Debbie Mancuso würden im Badehäuschen aufs Ganze gehen.
    Zuerst hatte ich das als blanken Unsinn abgetan, weil ich wusste, dass Hatschi Hausarrest hatte. Hatschis Vater – mein neuer Stiefvater, der zwar im Großen und Ganzen kalifornisch-lässig war, sich aber als ziemlich strenger Vater herausgestellt hatte – hatte Hatschi zu Hausarrest verdonnert, weil der einen Freund von mir als »Schwuchtel« bezeichnet hatte.
    Als auf der Party also Gerede aufkam, er und Debbie Mancuso würden sich im Badehäuschen an die Wäsche gehen, war ich mir ziemlich sicher, dass das nicht stimmen konnte. Ich bestand darauf, dass Brad – außer mir nennen ihn alle Brad, aber glaubt mir, Hatschi passt viel besser zu ihm – bestimmt zu Hause saß und Marilyn Manson hörte. Per Kopfhörer, nachdem sein Vater auch die Lautsprecher konfisziert hatte.
    Aber dann sagte jemand: »Tja, dann überzeug dich mal selber«, und ich beging den Fehler, genau das zu tun. Ich schlich auf Zehenspitzen zu dem kleinen Fenster, das mir gezeigt worden war, und spähte hindurch.
    Ehrlich gesagt war ich nicht scharf drauf, irgendeinen meiner Stiefbrüder nackt zu sehen. Dabei sahen sie gar nicht übel aus. Schlafmütz, der Älteste, galt bei den meisten Schülerinnen der Junipero Serry Mission Academy (wo er in die zwölfte und ich in die zehnte Klasse ging) sogar als ziemlicher Sahnehappen. Aber das hieß noch lange nicht, dass ich Wert drauf gelegt hätte, ihn zu Hause ohne Unterhosen herumlaufen zu sehen. Und Schweinchen Schlau, der Jüngste, war sowieso erst zwölf – niedliches Kerlchen, mit seinen roten Haaren und den süßen Segelohren, aber wahrlich nicht das, was man einen Mädchenmagneten nennen würde.
    Und Hatschi … nun, den wollte ich am allerwenigs ten so erblicken, wie Gott ihn geschaffen hatte. Um genau zu sein, er war so ziemlich der letzte Mensch auf der Welt, den ich nackt sehen wollte.
    Zum Glück sah ich beim Blick durchs Fenster, dass die Gerüchteküche, sowohl was den Bekleidungsstand meines Stiefbruders betraf, als auch im Hinblick auf seinen sexuellen Wagemut, definitiv zu heiß gekocht hatte. Hatschi und Debbie knutschten nur herum. Nicht dass mich nicht auch das schon total angeekelt hätte. Ich meine, ich war nicht gerade stolz darauf, dass mein Stiefbruder sich mit der – nach ihm – zweitblödesten Person unseres Jahrgangs ein heißes Zungengefecht lieferte.
    Also schaute ich natürlich sofort wieder weg. Hey, wir hatten zu Hause ungefähr eine Million Fernsehkanäle, ich hatte also schon mehr als genug Knutschszenen gesehen. Ich würde nicht blöd rumstehen und zugucken, wie mein Bruder sich in Erregung züngelte. Und was Debbie Mancuso anging: Die sollte echt mal langsam machen. Sie konnte es sich nicht leisten, noch mehr Gehirnzellen zu verlieren als ohnehin schon – bei den Tonnen von Haarspray, die sie sich zwischen den Schulstunden immer auf der Toilette auf den Kopf sprühte.
    Und wahrscheinlich war ich genau da, als ich angewidert den Rückweg vom Badehäuschen antrat – das an einem schmalen Kiespfad lag –, irgendwie durch Giftsumach gestolpert. Zumindest konnte ich mich nicht erinnern, an diesem Wochenende irgendwo anders mit der Botanik in Kontakt gekommen zu sein. Ich war sowieso mehr der Indoor-Typ.
    Und ich war wirklich gestolpert. Mir war noch ganz schlecht von dem, was ich gesehen hatte – die Zungen und so, bah! Außerdem hatte ich Plateau-Schuhe an und irgendwie verlor ich das Gleichgewicht. Das Grünzeug, an dem ich mich dabei festkrallte, ersparte mir die unsägliche Schmach, bäuchlings auf Kelly Prescotts kostbares Redwood-Pool-Deck zu knallen.
    Pater Dominic erzählte ich allerdings nur eine verkürzte Version der Geschichte. Ich sagte, ich wäre wohl durch Giftsumach gelaufen, als ich aus dem heißen Whirlpool von Kelly Prescott stieg.
    Er schien die Story zu schlucken. »Das müsste mit einer Cortisonsalbe wieder hinzukriegen sein«, sagte er. »Gehen Sie gleich nachher zur Schulschwester. Und kratzen Sie nicht daran, sonst weitet sich der Ausschlag aus.«
    »Okay, danke. Ich höre dann am besten auch gleich auf zu atmen. Das dürfte ungefähr genauso leichtfallen.«
    Pater Dominic ging nicht auf meinen
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