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Auch Engel Moegens Heiss

Auch Engel Moegens Heiss

Titel: Auch Engel Moegens Heiss
Autoren: Linda Howard
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sind doch in der Arbeit, oder?« 34

    Daisy blinzelte. Hatte sie gerade tatsächlich gehört, was sie gehört zu haben meinte? »Verzeihung?«, hakte sie höflich nach. »Wieso wollen Sie erst meine Mutter anrufen?«
    »Natürlich um mich zu erkundigen, ob sie damit einverstanden ist, Schätzchen. Ich kann Ihnen doch nicht ohne die Einwilligung Ihrer Mutter meine Wohnung vermieten.«
    Die Worte brannten wie Ohrfeigen. »Die Einwilligung meiner Mutter?«, krächzte sie. »Ich bin vierunddreißig Jahre. Ich brauche nicht die Einwilligung meiner Mutter, wenn ich umziehen will.«
    »Auch wenn Sie mit ihr gestritten haben, möchte ich Evelyn nicht derart verletzen.«
    »Wir haben uns nicht gestritten«, protestierte Daisy. Die Kehle war ihr so eng geworden, dass sie kaum einen Ton herausbrachte. Mein Gott, hielt man sie im Ort für so verkorkst, dass man sie ohne die Einwilligung ihrer Mutter keinen Schritt tun ließ? Kein Wunder, dass kein Mann mit ihr ausgehen wollte! Ihre Scham vermischte sich mit wachsendem Zorn darüber, dass Mrs. Simmons keinen Gedanken daran verschwendete, ob sie Daisy beleidigte. »Andererseits, Mrs. Simmons, ist die Wohnung vielleicht doch nicht das Richtige für mich. Entschuldigen Sie die Störung.« Das war zwar unhöflich, doch ausnahmsweise legte sie ohne die übliche Verabschiedung auf. Wahrscheinlich würde Mrs. Simmons nun all ihren Freundinnen schildern, wie rüde Daisy gewesen war und dass sie sich mit ihrer Mutter gestritten hatte, doch das war nicht zu ändern. Und auch wenn Mrs. Simmons nicht ihr Zimmer durchwühlen würde, so würde sie doch ganz gewiss ihr Kommen und Gehen überwachen und sich verpflichtet fühlen, ihrer Mutter Rapport zu erstatten. Nicht dass Daisy beabsichtigte, etwas Böses zu tun, aber dennoch …!
    Das Schamgefühl fraß noch an ihr. War dies das Bild, das ihre Freunde und Bekannte von ihr hatten - das eines Menschen, der nicht in der Lage war, eine eigene Entscheidung zu 35
fällen? Sie hatte sich immer für eine intelligente, verantwortungsbewusste, selbstständige Frau gehalten, doch Mrs. Simmons, die Daisy von frühester Kindheit an kannte, sah das offenbar anders!
    Dieser Schritt kam viel, viel zu spät. Sie hätte ihn vor zehn Jahren tun sollen. Damals wäre es kinderleicht gewesen, ihr Image zu ändern. Jetzt kam es ihr so vor, als bräuchte sie ein Bundesgesetz - und ein Einwilligungsschreiben ihrer Mutter -, um das Bild zu verändern, das ihre Mitmenschen von ihr hatten.
    Sicher war es besser, wenn sie nicht in Mrs. Simmons’ Apartment wohnte. Dort wäre sie zwar nicht mehr im Haus ihrer Mutter, richtig, aber nach wie vor unter »Beobachtung«. Wenn sie tatsächlich etwas ändern wollte, musste sie den Anschein vollkommener Unabhängigkeit erwecken.
    Die Apartments in der Wohnanlage am Highway erschienen ihr von Minute zu Minute attraktiver.
    Sie wählte die Telefonnummer in der Anzeige. Wieder läutete das Telefon eine Ewigkeit. Sie fragte sich, ob der Verwalter wohl ebenfalls arthritische Knie hatte.
    »Hallo?«, meldete sich eine verschlafene Männerstimme.
    »Verzeihung, habe ich Sie geweckt?« Daisys Blick fiel auf die Uhr über ihrem Schreibtisch; zehn nach neun. Was für ein Verwalter war um diese Zeit noch im Bett?
    »Schon okay.«
    »Ich rufe wegen der freien Wohnungen an -«
    »Tut mir Leid. Die letzte wurde gestern vermietet.« Sprach’s und legte auf.
    Verdammt.
    Frustriert starrte sie auf die Zeitung. Somit blieben nur noch das Haus an der Lassiter Avenue, die Doppelhaushälfte neben den Farrises und das Mobile Home am Stadtrand. Die Doppelhaushälfte kam absolut nicht in Frage.
    Sie konnte jetzt keinen Rückzieher machen; sonst würde sie 36
nie wieder in den Spiegel schauen könne. Sie musste die Sache durchziehen. Vielleicht waren das Mobile Home oder das Haus in der Lassiter Avenue gar nicht so übel. Eine heruntergekommene Gegend machte ihr nichts aus, solange sie nicht wirklich gefährlich war, solange dort keine Dealer an den Ecken herumlungerten oder nachts geschossen wurde.
    Sie war ziemlich sicher, dass sie es erfahren hätte, wenn in Hillsboro geschossen worden wäre, am Tag oder in der Nacht.
    Das diskrete Glöckchen über der Tür schlug an, weil jemand in die Bücherei gekommen war. Daisy stand auf und strich ihren Rock glatt, auch wenn das kaum eine sichtbare Veränderung bewirkte. Bis Mittag arbeitete sie allein, weil vormittags nur selten jemand in die Bücherei kam. Der größte Andrang herrschte am Nachmittag, nach
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