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Auch Engel Moegens Heiss

Auch Engel Moegens Heiss

Titel: Auch Engel Moegens Heiss
Autoren: Linda Howard
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Ideen, darum legte sie, noch ehe sie ihre Handtasche in der untersten Schublade des Schreibtisches verstaut hatte, sich ein Blatt Papier zurecht, auf dem sie die zu erledigenden Punkte notieren wollte, um sie stets vor Augen zu haben. Ihre Mutter und Tante Jo hatten, ganz aus dem Häuschen vor Begeisterung, zahllose Vorschläge gemacht, doch nach sorgfältigen Erwägungen waren alle übereingekommen, dass Daisy erst einmal die wichtigsten Punkte angehen sollte. Sie verfügte über ein beruhigendes finanzielles Polster, nachdem sie mit ihrer Mutter und Tante Jo zusammenwohnte, die meisten Ausgaben mit ihnen teilte - nicht dass die Kosten für Lebensmittel und Sonstiges schwindelnde Höhen erreicht hätten - und das Haus längst schuldenfrei war. Ihr Auto war ein acht Jahre alter Ford, den sie innerhalb von drei Jahren abbezahlt hatte, sodass sie seit fünf Jahren nicht einmal Raten für ihr Auto abgeknapst hatte. Natürlich war der Verdienst einer Kleinstadt-Bibliothekarin nicht berauschend, obwohl sie sogar Bibliotheksleiterin war, ein reiner Ehrentitel ohne große Befugnisse, weil nur der Bürgermeister Einstellungen und Kündigungen vornehmen durfte; im Grunde durfte sie vor allem entscheiden, welche Titel die Bücherei mit ihrem wenig beeindruckenden Etat erwarb. Aber wenn eine Frau Jahr für Jahr mindestens die Hälfte und manchmal noch mehr ihres Gehaltes zurücklegte, dann ergab das,
selbst wenn das Gehalt nicht atemberaubend war, eine ganz ordentliche Summe. Sie hatte sogar in Aktien zu investieren begonnen, nachdem sie sich im Internet sorgfältig über einige ausgewählte Firmen kundig gemacht hatte. Dabei hatte sie, wie sie selbst fand, ganz gut abgeschnitten. Nicht dass die Haie an der Wall Street neidisch auf sie geworden wären, aber sie war durchaus stolz auf die Ernte ihrer Anstrengungen.
    Kurz und gut, sie konnte sich mühelos eine eigene Wohnung leisten. Nur dass in Hillsboro, Alabama, nicht viele Wohnungen zu vermieten waren. Natürlich konnte sie in eine größere Stadt ziehen, nach Scottsboro oder Fort Payne, aber eigentlich wollte sie am Ort bleiben. Ihre Schwester war schon nach Huntsville gezogen, was mit einer Stunde Fahrt nicht wirklich weit entfernt war, aber trotz alledem nicht das Gleiche war, wie in derselben Stadt zu wohnen. Außerdem hatte Temple Nolan, der Bürgermeister, die Manie, ausschließlich Einheimische im öffentlichen Dienst zu beschäftigen, eine Politik, die Daisy prinzipiell befürwortete. Sie konnte ihn kaum bitten, in ihrem Fall eine Ausnahme zu machen. Folglich würde sie hier in Hillsboro eine Wohnung finden müssen.
    Die Lokalpresse bestand in Hillsboro aus einem dünnen, freitags erscheinenden Wochenblatt, dessen letzte Ausgabe noch auf ihrem Schreibtisch lag. Sie schlug die Anzeigenseite auf - genau eine Seite - und überflog die Kolumnen. Dabei erfuhr sie, dass in der Vine Street eine gescheckte Katze zugelaufen war und dass Mrs. Washburn jemanden suchte, der ihr bei der Pflege ihres achtundneunzig Jahre alten Schwiegervaters half, welchem es gefiel, sich zu den unmöglichsten Zeiten seiner Kleider zu entledigen, zum Beispiel in Anwesenheit wildfremder Menschen. Zu vermieten, zu vermieten … Schließlich erfasste ihr Blick die winzige Rubrik und hatte schon im nächsten Moment die Anzeigen durchforstet. Es waren insgesamt acht, mehr als sie erwartet hätte.
    Eine Adresse war ihr vertraut und schied auf der Stelle aus; 31
es handelte sich um ein Dachgeschosszimmer in Beulah Wilsons Haus: Die ganze Stadt wusste, dass Beulah nach Gutdünken die Privatsphäre ihrer Mieter verletzte, in ihren Zimmern herumschnüffelte wie ein Drogenspürhund auf der Suche nach einer Tonne Kokain und anschließend mit ihrem Damenkränzchen sämtliche Funde durchhechelte. Auf diese Weise hatte die ganze Stadt erfahren, dass Miss Mavis Dixon eine Schachtel mit alten Playgirls besaß, wobei Miss Mavis allerdings so unbeliebt und eine solche Außenseiterin im Ort war, dass sie einem männlichen Genital ohnehin nicht näher kommen würde als auf einem Foto.
    Auf gar keinen Fall würde Daisy je zu Beulah Wilson ziehen.
    Blieben noch sieben Angebote.
    »Vine Street«, murmelte sie, während sie das zweite Inserat las. Bestimmt handelte es sich um die kleine Einliegerwohnung über der vom Haus abgetrennten Garage bei den Simmonsens. Hm, gar nicht so übel. Die Miete war äußerst moderat, es war eine gute Gegend, und sie bliebe ungestört, weil die verwitwete Edith Simmons arthritische Knie
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