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Lucy & Olivia - Die Vampirprüfung

Lucy & Olivia - Die Vampirprüfung

Titel: Lucy & Olivia - Die Vampirprüfung
Autoren: Sienna Mercer
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»Bist du bald fertig?«, fragte Olivia Abbott ihre Mutter. Ihrem Vater hatte sie mit einem Pompon vor dem Gesicht herumgewedelt und es so endlich geschafft, ihn von seinem dienstäglichen Tai-Chi-Marathon loszueisen, aber ihre Mutter war immer noch damit beschäftigt, die Wohnzimmervorhänge zu besticken.
    »Noch nicht ganz«, murmelte ihre Mom.
    »Warum dauert das denn so lange?«, drängelte Olivia.
    »Ich mache gerade ein Gänseblümchen mit zwanzig Blütenblättern«, antwortete ihre Mutter, die vor lauter Konzentration beinahe schielte.
    Olivia warf einen Blick auf ihre rosa Glitzeruhr und stellte fest, dass noch nicht einmal zwei Minuten vergangen waren, seit sie das letzte Mal nachgesehen hatte, wie spät es war. Sie hatte das Gefühl, als wäre die Zeit aus den Fugen geraten – in ihrem ganzen Leben waren die Minuten noch nie so langsam verstrichen und doch näherte sich der morgige Tag in einer unglaublichen Geschwindigkeit. In vierzehn Stunden und sieben Minuten würde die Franklin-Grove-Schülerzeitung etwas enthüllen, was Olivia wochenlang geheim gehalten hatte: An
ihrem ersten Schultag auf der Franklin-Grove-Schule war sie ihrer Zwillingsschwester begegnet, von der sie bis dahin noch nicht einmal gewusst hatte. Und das war etwas, was Olivias Adoptiveltern nicht unbedingt aus der Schülerzeitung erfahren sollten. Sie konnte es jetzt keine Minute länger hinauszögern, ihnen davon zu erzählen, egal wie sehr es sie aus der Fassung bringen würde.
    »Mom!«, sagte sie langsam. »Ich muss dir was sagen.«
    »Nur noch drei Blütenblätter«, erwiderte ihre Mutter.
    Ungeduldig legte Olivia ihrer Mutter die Hände auf die Schultern und schüttelte sie sanft. »Achtung, Achtung!« , rief sie, als würde sie einen Cheer ankündigen. »Hier spricht deine Tochter Olivia. Ich muss dir und Dad etwas wirklich wahnsinnig Wichtiges sagen, und zwar jetzt sofort!«
    »Oh, Schatz!«, keuchte ihre Mutter und sprang besorgt auf. »Tut mir leid! Du möchtest mit uns über etwas reden?«
    Olivia verdrehte die Augen. Eltern konnten manchmal dermaßen schwer von Begriff sein.
    »Mach dir keine Sorgen.« Ihre Mom nahm ihre Hand. »Du kannst uns alles sagen.«
    »Vielleicht solltet ihr euch besser setzen«, bereitete Olivia ihre Eltern vor.
    Daraufhin wechselten die beiden nervöse Blicke und ließen sich auf der Sofakante nieder. Olivia holte tief Luft und plötzlich hatte sie Schmetterlinge im Bauch. Beim Ausatmen sprudelten die Wörter nur so hervor: »Am ersten Schultag habe ich Lucy kennengelernt und herausgefunden, dass sie meine Schwester ist.«

    Olivias Mom nickte, als hätte sie verstanden, und Olivia verspürte eine Welle der Erleichterung. Sie hatte Lucy schon oft erwähnt, allerdings dafür gesorgt, dass ihre Eltern sie nie zu Gesicht bekamen – aus Angst, sie würden die Ähnlichkeit zwischen ihnen auf den ersten Blick bemerken.
    »Ja, Liebes, und ich bin sehr froh, dass du auf deiner neuen Schule so gute Freunde gefunden hast.« Ihre Mutter lächelte sie aufmunternd an.
    »Ich auch.« Ihr Vater schluckte und sah aus, als wüsste er nicht genau, was eigentlich los war.
    Sie kapieren’s nicht, begriff Olivia. Das wird ja noch schwieriger, als ich dachte!
    »Ich meine damit nicht, dass Lucy und ich wie Schwestern sind«, erläuterte sie. »Wir sind wirklich Schwestern. Sie wurde am selben Tag wie ich in Owl Creek geboren. Wir sind beide zur Adoption freigegeben worden, als wir ein Jahr alt waren. Wir sind eineiige Zwillinge!«
    Olivia konnte beinahe eine Leuchtschrift über den Köpfen ihrer Eltern blinken sehen, die besagte: UNMÖGLICH! Also beschloss sie, es anders zu versuchen.
    Sie quetschte sich zwischen ihre Eltern aufs Sofa und streckte die linke Hand aus, an deren Mittelfinger sie ihren dunkelgrünen Smaragdring trug.
    »Ihr wisst doch, dass ich diesen Ring von meinen leiblichen Eltern bekommen habe, oder?«, fragte Olivia und blickte von ihrer Mom zu ihrem Dad. Beide nickten. »Tja, und Lucy Vega hat einen, der ganz genauso aussieht.«

    Es herrschte langes Schweigen, und dann hob ihr Vater an: »Aber wie kann dieses Mädchen Lucy …«
    »Oh, mein Gott!«, unterbrach Mrs Abbott ihn. »Du hast eine eineiige Zwillingsschwester!«, rief sie, als hätte sie das ganz allein herausgefunden.
    »Danke.« Olivia seufzte und ließ sich nach hinten aufs Sofa fallen. Wenn es schon so schwierig war, ihren Eltern klarzumachen, dass sie eine Zwillingsschwester hatte, wie schwer wäre es dann erst, wenn sie ihnen ihr
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