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Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Titel: Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)
Autoren: Celia Rees
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Sandalen mit den hohen Absätzen wackeln auf den schlüpfrigen Pflastersteinen hin und her. Sie sieht einsam aus, verletzlich indieser verregneten Welt. Ich möchte hinter ihr herrennen, sie beschützen, aber ich mache es nicht. Ich sehe nur zu, wie sie sich strafft und weitergeht, die Treppe hinauf zur Brücke.

32
    Erkundung.
    Ich gehe in Position und betrachte den Zielbereich gründlich. Irgendwas geht los– der Parkplatz füllt sich. Ich sehe auf die Uhr. 8.31 – irgend so ein Treffen vor Beginn des Schuljahrs.
    Als sie aus ihren Wagen steigen, markiere ich sie – einen nach dem anderen.
    Pinky   – Mr   Perkins – zieht seinen traurigen Arsch aus dem beschissenen Ford Focus. Den gibt es also immer noch. Ich erinnere mich gut an ihn – Berufsberatung. Er war so was von überhaupt keiner Hilfe. Als ich ihm gesagt hab, ich würde zur Army gehen, hat er gesagt: »Ihr verdient euch.« Dabei hat er so sarkastisch gelacht, und sein Blick ist zu dem Rest der Klasse gewandert, als würde er erwarten, dass sie auch lachen, aber das haben sie nicht gemacht, weil sie ihn nicht leiden konnten und eine Scheiß-Angst vor mir hatten. Ich sehe, dass sein Haar noch dünner geworden ist, aber das, was noch da ist, lässt er lang wachsen und trägt es nach hinten gekämmt – ja – einmal Schulterklopfen – und die Nase hat er hochgereckt, als wäre was Stinkiges drunter. Die Brille, die in der Sonne aufblitzt, gibt ein gutes Ziel –ich werde ihm durch das rechte Auge schießen oder vielleicht das goldene Gestell halbieren. Ich spüre, wie mein Finger am Abzug zuckt.
    Das Anzug-ohne-Schlips-Ziel muss der Direktor oder Schulleiter sein. Er kommt in einem BMW, und alle anderen werfen sich in Positur. Er hat das Jackett über den Schultern hängen – ich werd ihm durch das Handy in der Brusttasche schießen – direkt in die Apps.
    Barney   – Barney Rubble. Wir haben ihn so genannt, weil er wie die Figur in Familie Feuerstein aussah. Er rennt zu Anzug-ohne-Schlips – war immer schon ein Arschkriecher. Wo sind die Sportklamotten, Barney? Er ist geschniegelt und gebügelt wie der Typ von Direktor – ist wohl befördert worden. Färbt sich immer noch die Haare. Dieser kleine kahle Fleck am Hinterkopf – das ist der Mittelpunkt der Zielscheibe.
    Die kleine Blonde   – Englischlehrerin   –, die war in Ordnung. Auf die wird verzichtet.
    Auf die da auch – die Sporttussi. Hab sie angehimmelt. Auf die wird auch verzichtet.
    Aber auf den nicht – Bastard von Französischlehrer – der Schwachkopf. Hat immer gesagt, ich wäre dumm – hat sich über mich lustig gemacht. Auf den wird auf keinen Fall verzichtet – ist so gut wie tot.
    Ich hatte vergessen, wie sehr ich sie gehasst hab.
    Wäre ein Jammer, sie nicht abzuknallen, wenn ich schon dabei bin – all die kleinen Enten, die ankommen, um erschossen zu werden – wie in der Schießbude.
    Ist schon eine Weile her, dass ich solchen Spaß hatte.
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33
    PROPAGANDA PAR LE FAIT
    PROPAGANDA DURCH DIE TAT
    Sie werden in Frankreich »aufgehalten«–   laut einer E-Mail meiner Mutter, die von ihrem BlackBerry um 9.35 abgeschickt wurde. Probleme mit den Fähren. Höre ich zum ersten Mal. Ich schaue im Internet nach. Sie wollen einfach noch eine Woche in Frankreich bleiben. Bis dahin ist alles vorbei – auf die eine oder auf die andere Art. Jamie ist ein Unschuldiger, die Tarotkarte
Der Narr
. Ich möchte, dass er so bleibt. Ich will nicht, dass er da mit reingezogen wird. Er würde sowieso nicht mitmachen. Ihm fehlt die Hingabe an irgendein Glaubenssystem, soweit ich das beurteilen kann, und er wird leicht von Gefühlen überwältigt, von denen sein Bruder nicht belästigt wird, wie Empathie und Mitleid. Außerdem hat er ein Gewissen, noch so was, mit dem Rob keine Probleme hat.
    Ich möchte ihn nicht hineinziehen, aber ich möchte ihm Lebewohl sagen. Ich habe das Gefühl, ihm etwas zu schulden, und nach morgen werden wir uns nicht mehr wiedersehen. Ulrike, Gudrun, Astrid, Petra, die Frauen der roten Armee Fraktion, blicken von der Wand auf mich runter. Was haben sie empfunden, bevor sie in Aktion getreten sind? Hatten sie Probleme mit den Nerven? Verging für sie die Zeit zu schnell oder zu langsam? Haben sie sich gefragt, ob sie es
wirklich tun könnten, als es unmittelbar bevorstand? Haben sie sich gefragt, ob sie dazu fähig sind, Menschen zu töten?
    Sie haben bewiesen, dass sie es konnten, aber jetzt sind sie alle tot. Ich muss mich auch auf
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